Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
gespreizt. Er sah ihren flachen Leib, die an der Schulter von seinem Tritt zerfetzte Bluse und unterhalb des Schlüsselbeinknochens zwischen Stoffetzen den Ansatz ihrer Brust.
    »Mit Mässärrr?« sagte sie und hob kurz den Kopf.
    »Was mit Messer?«
    »Töttän mit Mässärr? Gutt … niemand hört …«
    Hesslich steckte sein Messer wieder in das Koppel zurück und nahm seine Strickmütze ab. Mit der linken Hand fuhr er sich durch seine verschwitzten Haare, erhob sich dann, blickte hinunter auf die noch immer regungslos daliegende Stella und ging dann hinüber zu ihrem Gewehr. Er hob es auf, betrachtete es von allen Seiten, blickte durch das Zielfernrohr und war verblüfft über die Klarheit und Lichtstärke. Dann kam er zu ihr zurück und blieb breitbeinig vor ihr stehen.
    Sie hatte ihre Haltung noch immer nicht verändert und sah ihn ruhig an.
    »Du töttän mit mein Gäwärr … gutt!« sagte sie mit belegter Stimme. »Grosse Ähre!«
    »Sehen wir mal ab von dieser großen Ehre, mein Mädchen … du hast mich in eine verdammte Lage gebracht. Ich weiß nicht, wie ihr das haltet – ich für mein Teil kann jedenfalls nicht einfach ein wehrloses Mädchen abknallen. Auch dich nicht, du schöner Satan! Wie viele von meinen Kameraden hast du eigentlich schon erschossen? Nun, das muß sich ja feststellen lassen. Du wirst doch wohl dein Trefferbuch bei dir haben, oder? Wo steckt es? In der Gesäßtasche deiner Hose? Ich werde dich umdrehen, und dir an den Hintern fassen müssen, um daranzukommen. Klar, daß du so was nicht freiwillig machst. Also gibt es wieder einen Ringkampf zwischen uns.« Er stellte ihr Gewehr neben sich auf den Boden und sah sie fragend an. Sie hielt seinem Blick stand und wartete ab. In ihren Augen lag keine Spur von Angst oder Unterwerfung. »Du verstanden?«
    »Njet. Nicht alläs …«
    »Machen wir es einfacher.« Er zeigte auf sich. »Ich – Pjotr …«
    »Oh!« Sie hob den Kopf und spuckte ihm auf die Stiefel. »Ich Stella Antonowna.«
    »Stella, der Stern! Da ist was Wahres dran: Wer dich sieht, versinkt in der Nacht … für immer. Der Todesstern. Bis jetzt gab es ihn noch nicht, Stella … Es gibt den Abendstern, den Morgenstern, den Stern von Bethlehem … und jetzt dich, den Todesstern! Wie vom Himmel gefallen liegt er vor mir. So was muß man erst mal verkraften! Das siehst du doch ein, auch wenn du nicht jedes Wort verstehen kannst?« Er setzte sich neben sie, klemmte ihr schönes neues Präzisionsgewehr zwischen seine Knie und lehnte den Kopf gegen seinen Lauf.
    Stella schloß wieder die Augen. Der Anblick beleidigte sie zutiefst. Mein Gewehr in der Hand eines Deutschen! Der Tod ist nicht das Schlimmste, es gibt Dinge, die gräßlicher sind.
    »Bittä … töttän …«, sagte sie dumpf.
    »Nun hör auf mit dem Quatsch, Stella.« Hesslich beugte sich vor. Er zog die Blusenfetzen auseinander, und augenblicklich zuckte Stella hoch und schlug mit der Faust zu. Dann blieb sie sitzen, ließ die Arme herunterhängen und starrte ihn an, verstand nicht, daß er noch nicht auf sie angelegt, sie noch nicht erschossen hatte. Die Stellen ihres Körpers, an denen er sie mit dem Kolben oder den Füßen getroffen hatte, waren noch immer taub und wie gelähmt. Er ist stark, dachte sie und ließ den Blick über ihn gleiten. Er hat viel Kraft und breite Schultern. Sein Haar schimmert braun. Bestimmt hat er auch ein gutes Gesicht; man kann es jetzt unter der Erdschmiere nur ahnen. Aber wenn er spricht, sind seine Augen voll Glanz, man könnte direkt Vertrauen zu ihnen haben, und seine Stimme hat einen angenehmen, romantischen Klang, der gar nicht zu einem gefährlichen Mörder passen will.
    Hesslich hatte den Faustschlag hingenommen, ohne sich zu wehren. Mit dem Zeigefinger zeigte er auf Stellas Schulter. »Du blutest …«
    »Ja …«
    »Die Haut ist aufgeplatzt.« Er riß das Magazin aus ihrem Gewehr und warf es mit weitem Schwung in den inzwischen schwarzen Wald. Dann legte er die Waffe neben sich, achtete aber darauf, daß sie sie nicht mit einem schnellen, weiten Satz erreichen konnte. »Hast du sonst noch Schmerzen? Du … bolit …?«
    Sie atmete tief durch und schüttelte den Kopf. »Du kannst Russisch?«
    »Njet. Ein paar Worte. Dein Deutsch ist besser.«
    Er schnallte seinen Brotbeutel ab, öffnete ihn und holte zwei Verbandspäckchen, eine Platte Pflaster, eine Schere und eine Blechdose voll Tabletten heraus. Das war alles, was er sich von Unterarzt Ursbach hatte mitgeben lassen. »Wozu

Weitere Kostenlose Bücher