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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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von MM. Major Molle – kennst du nicht, aber ihr habt bestimmt auch solche Typen von Ausbildern.« Er bückte sich, nahm die kleine Tokarev-Pistole und schleuderte sie weit weg in den Wald, in eine andere Richtung als zuvor das Gewehrmagazin. Dann nahm er das schöne, neue sowjetische Präzisionsgewehr mit dem phantastischen Zielfernrohr vom Boden auf, ging zu einem dicken Birkenstamm, schwang die Waffe hoch in die Luft und legte sein ganzes Körpergewicht in den Schlag.
    »Njet!« schrie Stella auf. Ihre Stimme war hell; es schien als wolle sie wie Glas zersplittern. »Pjotr … njet! Tschjort! Tschjort!« (Teufel! Teufel!)
    In diesen Aufschrei hinein krachte das Gewehr gegen den Stamm und zersprang. Der Kolben löste sich vom Kolbenhals. Beim zweiten Hieb zerbrach der Schaft, und der verbogene Lauf knirschte aus der Schiene. Schloß und Zielfernrohr fielen in das Gras. Es gab keine Wunderwaffe mehr.
    Mit zwei Sprüngen war Stella Antonowna bei Peter Hesslich, sprang ihn an wie eine tollwütige Katze und krallte sich an seinen Schultern fest. Aber es war kein Angriff, der ihm nun Anlaß hätte sein können, sie zu töten. Sie hing an ihm, weinte laut, jammerte mit offenem Mund, und die Laute, die aus ihrer Kehle kamen, waren wie das Wimmern eines jungen, einsamen Hundes.
    »Pjotr …«, schrie sie dann mit heller, sich überschlagender Stimme. »Ich hasse dich! Krepiere, du Hund! Krepiere! Mein Gewehr! Du hast mein Gewehr vernichtet! Warum läßt du mich leben? Alles kannst du mit mir tun … alles … warum hast du mein Gewehr nicht leben lassen …?! Ich verfluche dich, verfluche dich …«
    Er riß ihre Hände von seinen Schultern, bog ihre Arme zurück und drückte sie wieder auf den Boden hinab. Sie fiel ins Gras, gleich neben dem herausgeschlagenen Gewehrschloß und dem Zielfernrohr, streckte sich und starrte in sein Gesicht, das dicht über ihr war.
    »Stella …«
    »Du Teuffäll …«
    »Ich liebe dich …« Er schluckte krampfhaft. Er hatte es nicht sagen wollen, aber es war ganz einfach aus ihm herausgebrochen. Mein Gott, das ist doch alles Wahnsinn! Er umfaßte mit beiden Händen ihren Kopf, beugte sich hinunter, küßte ihre flackernden, weiten Augen und rechnete damit, daß sie mit ihren Fäusten auf ihn eintrommeln würde. Aber sie lag still, wie gelähmt, und als er ihre Lippen berührte, biß sie nicht zu.
    »Ich liebe dich …«, wiederholte er.
    Sie blieb stumm und reglos, auch als er noch einmal ihren Mund küßte und ihre Haare und ihr Gesicht mit einer Zärtlichkeit streichelte, die über sie hinwegfloß wie ein warmer Strom. Und mit jedem ihrer schneller werdenden Herzschläge ergriff diese gleitende Wärme einer unaussprechlichen Seligkeit von ihr Besitz. Sie spürte sie in den Zehenspitzen, in den Waden, auf den Innenseiten ihrer Schenkel, unter ihren Brüsten, in den Achseln, in der Halsbeuge, in den Schläfen und unter der Kopfhaut. Am stärksten aber war dieses herrliche Gefühl der Wärme in ihrem Schoß. Er begann zu pulsieren, trieb eine unendliche Sehnsucht in ihr Herz und erfüllte sie gänzlich mit dem Wunsch, nichts anderes mehr zu sein als bloße Hingabe.
    »Hast du noch Schmerzen?« fragte er.
    Sie nickte. »Ja …«
    Als er ihr die Hose abstreifte und sich über ihre getretene Hüfte beugte, als seine Hände den dünnen Schlüpfer herunterzogen und ein Pflaster über die einzige, kleine Platzwunde klebten, die sein Stiefel hinterlassen hatte, schluchzte sie, legte die Arme um seinen Kopf und zog sein Gesicht auf ihren Leib. Seine Finger glitten tastend über sie, sie glaubte, unter seinen Berührungen zu zerspringen, es war ihr, als koche das Blut und finde keinen Weg mehr, sich auszudehnen. Ihre Schenkel öffneten sich. An den Schultern riß sie ihn zu sich herab, ihre Beine umklammerten ihn, und da war es wieder, dieses alle Vernunft versengende Brodeln des Blutes, dieses jeden Gedanken erstickende vulkanische Gefühl, diese flammende Sehnsucht, die sie vereinsamen ließ, losgelöst von Erde und Himmel, weltallfern von allem Irdischen … Sie seufzte tief, grub die Zähne mit einem dumpfen Stöhnen in seine Brust, schrie innerlich: ›Ich sterbe!‹, als er zu ihr kam und ihr Bewußtsein unterging in Kaskaden von heißen Wellen.
    Es war keine normale Liebe … es war der alles erfassende Wunsch, jetzt und hier gemeinsam zu sterben. Nur das war noch ein Ziel: Nie wieder aus dieser Umarmung erwachen, nicht mehr zu leben in einer Welt, die sie dazu zwang, sich gegenseitig

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