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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schanna Iwanowna, jetzt du … du, das große Vorbild, die Heldin, deren Namen dereinst in Marmor gemeißelt werden wird, Stella Antonowna Korolenkaja, nach der man Straßen, Plätze und U-Bahn-Stationen benennen wird, Schulen und Jugendheime … Wer kann das verstehen?«
    »Du nicht?«
    »Nein.«
    »Wenn es dir Freude macht, verrate mich bei Soja Valentinowna!« Stella tauchte aus dem Wasser, stemmte sich im Zuber hoch, stand in ihrer tropfnassen, glatten, schönen Nacktheit vor Galina, griff nach einem Handtuch und begann sich abzutrocknen. Vorsichtig rieb sie über die blutunterlaufenen Stellen, tupfte ihre Brüste ab und hielt still, als Galina ihr das Handtuch abnahm, ihr den Rücken abrieb und die Stellen mit dem Pflaster trocknete.
    »So etwas traust du mir zu?« fragte sie nebenbei.
    »Deine Pflicht wäre es. Du bist Patriotin, du bist Kommunistin, du bist Soldatin. Was ich getan habe, ist geradezu todeswürdig, nicht wahr?«
    »So solltest du nicht reden, Stella …« Die Opalinskaja zog die Pflaster wie alle Ärzte ruckweise von der Haut, da der sekundenschnelle Schmerz leichter zu ertragen ist als langsames Abziehen. Stella Antonowna zuckte zusammen und blickte dann auf ihre Brust. Oberhalb der Wunden, am Brustansatz, befanden sich einige Stellen, die ganz und gar nicht nach von Fußtritten herrührenden Wundmalen aussahen. Galina Ruslanowna nickte und lächelte schwach.
    »Ja, da muß auch ein Pflaster drüber, unbedingt … Solche Wunden kennt Soja sicherlich am besten. Sie verraten alles! Hat er schöne Lippen und Zähne, deine Strickmütze …?«
    »Pjotr heißt er«, sagte Stella mit halber Stimme. »Muß ich mich schämen, Galina?«
    »Nach unserem Ehrenkodex müßtest du dich erschießen!«
    »Ich liebe ihn …«
    »Er hat viele von unseren Soldaten erschossen! Und denkst du auch an unsere Freundinnen?«
    »Ich habe auch viele seiner Kameraden erschossen. Einhundertunddreiundzwanzig bisher.«
    »Wir kämpfen für die Freiheit unserer Heimat! Und er …?«
    »Er auch! Man hat ihnen erzählt, wir hätten Deutschland überfallen wollen und Hitler sei uns bloß zuvorgekommen. Und sie haben es geglaubt! Die meisten glauben alles, was man ihnen sagt, was sie lesen, was sie hören. Sie schlucken die Propaganda wie Kraftpillen. Überall ist das so, auch bei uns, Galina. Der Mensch bleibt immer ein Herdentier, das dem Leittier nachtrottet. Den Berg hinauf, den Berg hinunter, über das flache Land und in den Abgrund – er folgt. Und wenn er die Wahrheit erkennt und wenn er blökt und sich dagegen stemmt … er folgt, denn Millionen drängen nach, überrennen ihn, ersticken seine Stimme und sehen das Leittier …«
    »Und jetzt brichst du aus? Versuchst es wenigstens?«
    »Ich werde meine Pflicht tun, Galina!« Sie stand vor dem Zuber, ließ die Arme am nackten Körper herunterhängen und wartete, bis die Opalinskaja ihr neue, sowjetische Pflaster auf die Wunden und die verräterischen Liebesmale geklebt hatte.
    »Du bist schön …«, sagte Galina dabei. »Weißt du das?«
    »Ich habe einen guten Körper, ja. Vielleicht aber zu kräftige Muskeln … es gibt Schönere als mich. Schanna Iwanowna war zum Beispiel schöner …«
    »Sie war eine schwarze Katze. Du bist wie ein Sinnbild der fruchtbaren Erde. Wer dich sieht, denkt an die Sonnenblumengärten, an die unendlichen Kornfelder, an das wogende hohe Steppengras, die breiten Ströme, die silbern in der Sonne glitzern …«
    »Das müßte ein Liebhaber sagen, nicht du …« Sie trocknete mit dem Handtuch noch einige Stellen nach, an denen noch Wasser haftete, unter den Achseln, unterm Kinn und zwischen den Schenkeln, fuhr sich dann mit gespreizten Händen durch das blonde Haar und lockerte es auf, bis die Locken wieder über ihre Stirn fielen. Erst dann wandte sie sich ihrer Uniform zu, die sie über einen Hocker geworfen hatte. »Ist alles verpflastert?«
    »Wo hast du sonst noch verdächtige Stellen?« Die Opalinskaja betrachtete ihren nackten Leib und ließ den Blick zu ihrem Schoß gleiten. Stella bemerkte es, schüttelte den Kopf, spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoß.
    »Es ist nicht anzunehmen, daß Soja Valentinowna den Wunsch äußert, sich dort zu informieren …«, sagte sie gepreßt. »Kann ich mich anziehen?«
    »Jetzt ja.« Die Opalinskaja legte die Pflaster zurück in eine Chromdose und schloß die Büchse. Als der Verschluß zuschnappte, knackte es leise. »Was wirst du tun, wenn du ihm wieder begegnest?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe

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