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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verhüte, daß die politische Abteilung in Moskau davon Wind bekommt, ganz behutsam muß man das behandeln … Vier Sowjetsoldaten, die die Korolenkaja überfallen und ihr das Gewehr wegnehmen – darüber soll flüsternd und im Dunkeln verhandelt werden! Ha! Was haben sie erst große Töne gespuckt, die Herren beim Bataillon und beim Regiment. ›Die Schweine bekomme ich, Genossin Bajda‹, rief Oberst Koskanjan, ›und habe ich sie … ich reiße sie vom Arschloch her auf! Eigenhändig! Persönlich stelle ich die Ehre Stellas wieder her!‹ Und was sagt er jetzt, nachdem die Division auf leisen Sohlen schleicht? Was sagt er, der Selbstbefriediger Koskanjan? ›Meine liebe Genossin …‹ Wenn ich das schon höre. ›Meine liebe Genossin!‹ Alter Jammerlappen, er, ausgewichster Kuscher!«
    »Soitschka …« Ugarow unterbrach sie mit mildem Tadel in der Stimme, aber die Bajda geriet schon wieder in Fahrt.
    »Alle wollen schweigen! Gerade kam ein neuer Anruf von der Division. Dein neues Gewehr trifft übermorgen ein! Als wenn es damit getan wäre! Kann man eine Entjungferte zurückverwandeln, indem man sie einfach wieder zunäht?!«
    »Soja!« sagte Ugarow etwas schärfer. »Du wolltest milde sein!«
    »Ich will Gerechtigkeit!« schrie die Bajda und ballte die Fäuste. »Gerechtigkeit für mein Schwänchen Stella! Wofür kämpfen wir denn? Doch für Freiheit und Gerechtigkeit, oder? Ha, ich lasse den Divisionsgeneral zu uns kommen, diesen mistscharrenden Hahn! Er soll sich vor Stella hinstellen und sich im Namen der gesamten Armee entschuldigen! Das ist das geringste, was ich von ihm verlange, wenn ich nicht bis zu Konjew gehen soll!«
    »Wir sollten es wirklich ganz still und unter uns behandeln«, sagte Stella Antonowna ruhig und sah über den Kopf der Bajda hinweg gegen die Wand. »Man kann den Vorfall auch anders darstellen: Da sucht Stella einen gefährlichen Deutschen, der sich zwischen unseren Linien herumtreibt, und wird dabei von vier Rotarmisten überfallen, ohne sie gehört zu haben! Na, was ist denn das? Hat man sie überschätzt? Wie will sie einen Feind besiegen, wenn sie selbst halb taub ist?! So kann man auch denken, Soja Valentinowna …«
    »Wer so etwas sagt, dem spucke ich zwischen die Augen!« sagte die Bajda dunkel. »Niemand wird so denken!«
    »Aber recht hat sie!« Ugarow blinzelte Stella dankbar zu. »Das neue Gewehr kommt, und wir haben aus diesem Vorfall gelernt, gegen alles mißtrauisch zu sein. Der Krieg geht weiter, bis wir in Berlin einmarschieren, und nur darauf kommt es doch an. Das ist wichtiger als alles andere, meine ich …«
    »Wenn man mit Logik kommt, kann man alles umpflügen!« sagte die Bajda bitter. »Aber bitte, bitte … ich beuge mich dem großen Ziel! Nur nicht sofort … ich will sie alle noch ein bißchen zappeln lassen. Es ist gut, wenn man bis herauf zur Division weiß, wie gefährlich es ist, sich mit Soja Valentinowna anzulegen …«
    Zwei Stunden später kam auch Sibirzew zurück, enttäuscht, mißgelaunt und knurrig. Nicht nur, daß er den Deutschen nicht aufgespürt hatte … er war auch auf eine junge Bäuerin gestoßen, die ihren Garten bearbeitete, und als er ihr von hinten mit gewohnter Präzision unter den Rock griff, hatte sie nicht aufgejuchzt und die Äuglein verdreht, sondern ihn kräftig vors Schienbein getreten und ihm die Hacke vor die Brust gestoßen. Das war Sibirzew bisher noch nie widerfahren, denn bisher hatte sein im wahrsten Sinne des Wortes hinterhältiger Griff noch nie seine Wirkung verfehlt. Unglück also auf der ganzen Linie! Er kehrte zum Grabensystem der vordersten Front zurück und meldete:
    »Suche abgebrochen. Keine Vorkommnisse. Der Feind dürfte sich aus unserer Gegend abgesetzt haben.«
    Die Bajda brummte etwas Unverständliches, entließ Sibirzew und vermerkte im Kompaniebuch: ›Letzte Streife ohne Erfolg zurückgekehrt‹.
    »Auch zurück?« fragte Sibirzew, als er beim Verpflegungsbunker Stella begegnete. »Ich konnte dir leider nicht dienen und ihn dir wie einen Hirsch zutreiben. Er ist verschwunden. Ein Phantom …«
    »Irgendwo treffen wir ihn wieder«, entgegnete sie und sah ihn gleichgültig an. »Er hat seine Aufgabe, wir haben unsere … das führt uns früher oder später wieder zusammen.«
    Bleib weg, Pjotr, dachte sie, während sie das aussprach. Vielleicht kannst du dich versetzen lassen oder den Kranken spielen oder die linke Hand hochhalten und dich hineinschießen lassen, dann bist du verwundet, wirst nach

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