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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verloren?«
    »An einem Baum hat er's zerschlagen.«
    »Und deine Pistole?«
    »Die hat er weit in den Wald geworfen.«
    »Und das Messer?«
    »Das habe ich noch.« Sie zögerte und drehte sich langsam zu Galina Ruslanowna um. »Ich weiß, was du sagen willst: Ich hätte ihn erstechen sollen! Hättest du es getan? Er liegt bei dir, du spürst die Wärme seines Leibes, deine Haut nimmt seinen Schweiß auf, du hörst seine Stimme, du siehst in seine Augen, sein Atem streicht über dein Gesicht, immer und überall spürst du ihn, nichts ist mehr um dich als nur er, er ist die Zeit, die Welt, das All – und da willst du ein Messer nehmen und es ihm von hinten her ins Herz stechen? Kannst du das, Galina Ruslanowna?«
    »Es hat noch nie einen Mann gegeben, der mich so total beherrscht hat«, sagte die Opalinskaja stockend. »Und es wird auch nie einen geben.«
    »Du hast nie geliebt?«
    »Vielleicht.« Sie blickte starr gegen die Erdwand des Bunkers. »Nicht so, wie du es schilderst, Stellinka. Besessen worden bin ich genug, und wenn ein Mann mir gefiel, wenn er interessant war, wenn ich ihn ins Bett haben wollte, dann habe ich ihn mir einfach genommen. Oft war es wie ein sportlicher Wettstreit: Siehst du den da? Ja, den mit den schwarzen Locken. Abdulchan heißt er, kommt aus der Gegend von Aserbeidschan, studiert Hochfrequenztechnik, will einmal Raketen bauen – wart's ab, heute abend schläft er mit mir. Und das tat er dann auch, dafür sorgte ich, schon um des Ehrgeizes willen, nicht zu verlieren und um nicht den Spott der anderen ertragen zu müssen. Oder da – der kleine, zarte Junge, der einmal Chemiker werden will. Konstantin heißt er. Hat Gliederchen wie ein Püppchen, ein Gesicht wie gemalt, Augen voller Melancholie und Musik. Wißt ihr, daß die kleinen Zarten die besten Liebhaber sind, die ausdauerndsten, die zähesten? Die Riesenbullen fallen um und schwitzen ganze Eimer aus, aber die Kleinen, Schmächtigen sind wie Propeller, die sich noch drehen, wenn der Motor längst abgestellt ist. Seht euch diesen schönen Konstantin an … zwei Tage und zwei Nächte wird er bei mir bleiben! – Er blieb zwei Tage und drei Nächte, der zarte Konstantin, und gab erst auf, als ich ihn abhorchte und sagte: Vorbei, mein Böckchen, dein Herz beginnt zu flattern! – So war es immer: Wen ich wollte, den bekam ich. Und wer mich wollte, der bekam mich, wenn mir der Sinn danach war.« Sie sah hinüber zu Stella, die neben der Bunkertür an der Wand lehnte und ihre Schiffchenmütze auf das blonde Haar gestülpt hatte. »Ist das Liebe?«
    »Nein!« sagte Stella Antonowna laut.
    »Du mußt es wissen.«
    »Jawohl, ich weiß es jetzt.« Sie stieß sich von der Wand ab. »Du wirst Soja Valentinowna melden, daß ich mit deutschen Pflastern auf dem Leib zurückgekommen bin …«
    »Wo ist hier ein deutsches Pflaster?« Die Opalinskaja sah sich mit großer Geste um. »Wo?!«
    »Wie soll ich dir jemals danken, Galja?«
    »Ich brauche keinen Dank. Aber ich habe Sorge um dich. Bei jedem Deutschen, den du von nun ab ins Visier bekommst, wirst du denken: Kann das nicht Pjotr sein?! Und du wirst zögern, deine Hand wird zittern, deine Augen werden flackern. Wo ist die große Korolenkaja geblieben?«
    »Ich weiß es!« Stella Antonowna riß die Bunkertür auf. »Genügt das nicht, wenn ich es weiß?«
    Die Opalinskaja hob die Schultern und zerknüllte das nasse Handtuch, mit dem Stella sich abgetrocknet hatte. »Um diese Liebe beneide ich dich nicht«, sagte sie heiser. »Nie erleben möchte ich so etwas!«
    Sie wartete, bis Stella den Sanitätsbunker verlassen hatte, schleuderte dann das Handtuch in eine Ecke, gab dem Badezuber einen gewaltigen Tritt und nahm sich vor, entgegen aller Vernunft und der oberflächlichen Freundschaft mit Soja Valentinowna zum Trotz, doch noch den hübschen Leutnant Victor Iwanowitsch Ugarow auf ihren gut gestopften Strohsack zu ziehen. Auch das sind Abschüsse, dachte sie. Das ist mein Trefferbuch! Warum soll ich Ugarow verschonen?
    Im Befehlsbunker traf Stella Antonowna auf Soja und Ugarow, die sie mit hochroten Köpfen anstarrten. Mit viel Zeit und Energie hatte Ugarow die Bajda offenbar so weit beruhigt, daß sie wieder halbwegs vernünftig sprach und nicht mehr nur schreckliche, völlig unweibliche Flüche ausstieß.
    »Totschweigen wollen sie es, mein Schwänchen!« rief Soja auch sofort, als sie Stella sah. »Beim Divisionsstab nässen sie sich die Hosen voll! Bloß nichts zu General Konjew, der Himmel

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