Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
alten Stellungen, aus denen sie am 5. Juli die so hoffnungsvolle Offensive, das Unternehmen ›Zitadelle‹, begonnen hatten.
    Noch keine zehn Tage war das her. Es waren die letzten Tage gewesen, die noch an einen bahnbrechenden Erfolg glauben ließen. Was jetzt kam, war das unendlich langsame, tapfere, sinnlose, grauenhafte Sterben der deutschen Armeen, der Tod von Hunderttausenden auf dem Rückweg nach Deutschland. Und ihnen folgte die Rote Armee wie eine Sturmflut.
    Die 4. Kompanie von Leutnant Bauer III hing zwischen Nowo Sloboda und Korotscha fest. Nachdem es ihr am 11. Juli noch gelungen war, das Dorf zu besetzen, nachdem sie den erbitterten Widerstand des Frauenbataillons, von drei Pak-Abteilungen und 14 Panzern gebrochen hatte, riegelten plötzlich, wie aus dem Boden gewachsen, starke sowjetische Truppen den Vormarsch ab. Als am 12. Juli das Feuer aus über 3.000 Geschützen begann und das Steppenland sich in eine explodierende Hölle verwandelte, hockten Bauer III, sein Kompanietrupp mit Hauptfeldwebel Pflaume, Peter Hesslich und drei andere Scharfschützen, Überbleibsel der Pioniertrupps und die versprengte Mannschaft von zwei leichten Flaks in den Trümmern von Nowo Sloboda und warteten auf den sowjetischen Angriff.
    Sie hatten zwei schlimme Tage hinter sich.
    Es hatte damit begonnen, daß die verdammten Weiber den Unterarzt Ursbach einfach mitgenommen hatten. Die drei Sanitäter waren atemlos und schwitzend, den toten v. Stattstetten zwischen sich, bei der Kompanie angekommen und hatten von den unglaublichen Dingen erzählt, die sich bei der Verwundetensuche abgespielt hatten.
    Eine sowjetische Ärztin nimmt einen deutschen Arzt einfach gefangen. Unter der Fahne des Roten Kreuzes wird ein Mann – der Fähnrich v. Stattstetten – einfach erschossen. Ermordet – das war für Bauer III der richtige Ausdruck, denn Stattstettens Tod hatte mit einem kriegerischen Sterben nichts mehr zu tun.
    Bauer III gab sofort einen Bericht zum Regiment durch. Aber dort hatte man andere Sorgen, als den Vorfall, wie Bauer III angeregt hatte, propagandistisch groß herauszustellen: Sowjets mißachten Immunität der Ärzte, treten Genfer Konvention mit Füßen! Das wäre zwar ein herrliches Thema gewesen, überall in großer Aufmachung publiziert, mit Ursbach und v. Stattstetten als stillen Helden – aber nicht zu diesem Zeitpunkt. Überall hingen die deutschen Bataillone fest, das Unternehmen ›Zitadelle‹ wurde fußkrank, wen könnten da wohl noch ein gefallener Fähnrich und ein geklauter Unterarzt interessieren? So blieb die helle Empörung in der 4. Kompanie hängen. Während Bauer III die wilden Weiber da drüben verfluchte und schwor, von jetzt ab nie mehr daran zu denken, was bei ihnen unter Hose und Bluse anders war als bei einem Soldaten, dachte Hesslich an Stella Antonowna und an ihre für beide Seiten ausweglose Lage. Er wünschte sich, ihr nie wieder zu begegnen – und doch träumte er davon, sie wieder in den Armen zu halten und ihren heißen Atem an seinem Hals zu spüren. Er sehnte sich nach ihr, aber gleichzeitig beschwor er das Schicksal, sie immer weiter von ihm zu entfernen.
    Der Gegenschlag der Sowjets am 12. Juli verwirrte die Deutschen. Auch die 4. Kompanie mußte Nowo Sloboda räumen und ging unter Panzerbeschuß und verfolgt von russischer Infanterie den Fluß Korjen hinunter, um sich mit anderen Verbänden als Verteidigungsring um Bjelgorod zu legen. So kam sie dem kleinen Ort Njekjudowo immer näher, wo die Abteilung Bajda gerade eingetroffen war. Fast nebeneinander, nur getrennt durch das Flüßchen, waren sie nach Süden gezogen. Auf verschiedenen Stoßkeilen lag jetzt die ganze Kraft der 7. Garde-Armee. General Konjew hatte das neue Ziel bekanntgegeben: erst Bjelgorod, dann Charkow.
    Unterarzt Ursbach machte sich bei Galina Ruslanowna nützlich.
    Er half ihr beim Verbinden, reinigte Wunden, schleppte das Essen für die Verwundeten heran und erlebte die letzten Kilometer Rückzug und dann den Vormarsch mit, als sei er ein Rotarmist. Er konnte sich frei bewegen, niemand schien sich zu wundern, daß plötzlich ein Faschist in der Abteilung herumlief und half, wo man ihn gebrauchen konnte. Galina selbst hatte dafür gesorgt, daß Ursbach für die Mädchen kein Wundertier wurde, das er im Grunde für alle war, weil er als Gefangener weiterleben durfte. Die Operation an Amalja Romanowna hatte sich schnell in der Abteilung herumgesprochen, Stella Antonowna war noch während des Rückzuges am 11.

Weitere Kostenlose Bücher