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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ihm melden?«
    »Galina Ruslanowna ist ermordet worden!«
    »Von wem?«
    »Wissen wir es? Hinterläßt der Mörder immer seinen Namen? Natürlich, wenn wir sagen könnten: Es war dieser deutsche Hund! Ertränkt eine Ärztin, als Arzt! Das wär' ein Futter für unsere Propaganda. Abküssen würde man uns, Stella Antonowna. Ein deutsches Vieh war's! So etwas brauchen wir, um die Moral zu heben! Ein deutsches Vieh! Aber, leider, wir können nicht. Es gab ja keinen Gefangenen! Mir zerreißt es die Brust vor Gram!«
    »Und warum wurde Galina ermordet?«
    »Sind wir die Mörder, die Auskunft geben müssen? Genaugenommen sind wir die Mörder, also schweigen wir bloß still! Lassen wir einfließen: Bei der Genossin Opalinskaja klinkte der Verstand aus, wenn sie eine stramme Hose sah. Ob man da nachforschen sollte? Das wäre eine sinnlose Arbeit: Wie viele Offiziere sind heute durch Njekjudowo gezogen, mit denen Galina Ruslanowna hinter einen Busch gehen konnte! Und so muß es passiert sein, unten am Fluß. Was hat sie sonst dort zu suchen?« Sibirzew blinzelte mit seinen listigen Jakutenaugen. »Das muß man uns glauben. Segen und Ruhe über uns!«
    Am nächsten Tag wurde Galina Ruslanowna Opalinskaja beerdigt, auf dem Friedhof von Njekjudowo, und zwölf Mädchen schossen über ihrem Grab den letzten Salut.
    Unter ihnen war auch Lida Iljanowna, und ihre Hand zitterte nicht.
    Unaufhaltsam rollte die sowjetische Gegenoffensive und eroberte zurück, was die Deutschen in den vergangenen Tagen besetzt hatten. Die russischen Armeen durchbrachen die schwachen rückwärtigen Stellungen der deutschen Divisionen und stießen in Panzerkeilen, tiefgestaffelt in mehreren Wellen, wobei die letzten Wellen mit aufgesessener Infanterie das eroberte Gebiet von deutschen Widerstandsnestern säuberten, auf die großen Ziele zu: Orel, Bjelgorod, Charkow. Die Verluste an Panzern, Geschützen und Menschen waren ungeheuerlich, aber auch die deutschen Truppen bluteten aus. Es gab nicht einmal übermäßig viele Tote oder Verwundete: Überrollt und abgeschnitten durch die Panzerkeile, zersprengt durch das wahnsinnige Artilleriefeuer, gingen nun Tausende in Gefangenschaft.
    Die größte Panzerschlacht der Weltgeschichte hatte begonnen, und die größte Massierung von Artillerie feuerte den Tod hinaus: Allein im Gebiet von Bjelgorod schossen 6.000 sowjetische Geschütze auf die deutschen Bataillone. General Konjew hatte alles, was in der Don-Steppe noch an Reserven wartete, nach vorn geworfen.
    Die Versorgung der deutschen Truppen zerbrach völlig. Charkow, bisher tiefe Etappe, mit Fronttheater, Kabarett, Oper und Schauspiel, Offiziers-, Unteroffiziers- und Mannschaftspuffs, Erholungsheimen für Leichtverletzte, einem Heer von Krankenschwestern, Wehrmachtshelferinnen, Funkerinnen, dieses Ziel aller Sehnsüchte, Charkow, wo es noch Champagner gab, grusinischen Kognak und Ferkel am Spieß, wo in den Offizierskasinos Abendessen mit siebzehn Gängen von Ordonnanzen in weißen Dinnerjacken serviert wurden und zum Nachtisch willige Mädchen aller Schattierungen, von der blonden Germanin bis zur mandeläugigen Tatarin – Charkow, die Stadt, in der fast alles hängenblieb an Sonderverpflegung, wovon der Landser vorne im Dreck nur noch träumte, diese Oase der Korruption, Hurerei und Drückebergerei, Versoffenheit und Gaunerei, aber zugleich auch die Stadt der vorbildlich ausgestatteten Lazarette und Auffanglager, der Munitionsdepots und Werkstätten, dieses Babel an der Flußgabelung von Uda, Kasatschja Lopan und Charkow, machte sich zum drittenmal bereit, das Paradies mit einer Flammenhölle zu vertauschen.
    Inmitten der vorrückenden sowjetischen Kolonnen marschierte auch Ursbach nach Westen, immer in der Hoffnung, der Angriff könnte irgendwo längere Zeit stocken. Dann mußte es ihm gelingen, wieder die deutschen Linien zu erreichen.
    Er führte das Leben eines Wolfes in diesen Tagen. Am Tag versteckte er sich, in der Nacht wanderte er los, stahl sich bei ruhenden sowjetischen Truppen sein Essen, und zweimal gelang es ihm sogar, in einem Lastwagen mitzufahren. Er zog sich heimlich hinauf, kroch unter die Plane und sprang wieder ab, als er merkte, daß die Transportkolonne ihr Ziel erreicht hatte.
    Aber es war ein Wettlauf mit den Ereignissen. Immer wenn er dachte, seinen Kameraden nun so nahe zu sein, daß er sie erreichen konnte, wich die Front vor ihm zurück. Einmal – es war der 23. Juli – geriet er mitten in eine Panzerschlacht. Er lag in einem

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