Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
sofort.
    Mit einem hellen Aufschrei warf sie das Gewehr weg, stürzte neben ihm nieder, riß ihn an sich, drückte seinen Kopf an ihre Brust und umschlang ihn mit beiden Armen, als könne sie ihn in sich hineinpressen.
    »Pjotr!« stammelte sie. »O Pjotr! Du läbst! Du läbst … Pjotr, moj drug … moj ljubimij … moj njebo … moj bog … Du bist da!«
    Sie küßte sein blutverschmiertes Gesicht, tastete ihn ab und hörte, wie er ganz schwach sagte: »Stella … Du bist es wirklich … Es – es gibt wirklich noch Wunder … Im letzten Augenblick …«
    »Nix lätztäs … Du läben … läben …«
    »Zu spät.«
    »Nix zu spätt!« Sie blickte auf seine schreckliche Schenkelwunde, begann zu zittern, spürte, wie ihr die Tränen aus den Augen stürzten und Schluchzen ihren Körper erschütterte. »Du läben …«,sagte sie immer wieder und küßte dabei seinen halboffenen Mund. »Mit mir läben, Pjotr. Wojna kaputt, Krieg kaputt. Abber wir sind da. Pjotr, hab ich gebätet, Tag und Nacht. Nun du da. Immer bei mir. Pjotr, nix stärben!«
    »O Stella …«, sagte er schweratmend. Der brennende Schmerz zog vom Schenkel durch den ganzen Körper bis unter seine Haare und schien die Kopfhaut aufzusprengen. Er bäumte sich auf, knirschte mit den Zähnen und klammerte sich an ihr fest. »Stella – es geht nicht mehr.«
    Sein Blick rutschte ab. Er sank in Ohnmacht.
    Allein, zwischen fünf Toten, saß Stella in der Steppe und barg seinen Kopf in ihrem Schoß. Die Dämmerung war tief geworden, die Steppe versank langsam in der Nacht. Das Donnergrollen der Front kam näher. Die Deutschen versuchten wieder einen Entlastungsvorstoß.
    Morgen ist alles anders, dachte sie. Morgen gibt es uns beide nicht mehr. Pjotr, mein Liebling, hab keine Angst.

4. Teil
    Noch einmal, für eine einzige Nacht, gelang einem Häuflein deutscher Soldaten ein Einbruch in die sowjetische Offensive.
    Mit dem Ziel, die Bahnlinie nach Charkow freizuhalten und eine bei Kasatschja Lopan eingekesselte Einheit herauszuholen, stießen vier Tiger, fünf Panther und ein Ferdinand, unterstützt von Feldartillerie und vor allem der gefürchteten Vierlings-Flak, begleitet von Infanterie und Pionieren, gegen die sowjetischen Angriffsspitzen vor.
    Dieser Vorstoß kam so plötzlich, daß er die Russen für eine Nacht verwirrte. Nie mehr hatte man damit gerechnet, daß diese armseligen, ausgelaugten deutschen Soldaten noch die Kraft hätten, vorwärtszustürmen und Gelände zu erobern. Nun waren sie plötzlich mit einem geradezu rätselhaften Schwung da; ihre Artillerie belegte mit präzisem Feuer die vorgeschobenen sowjetischen Bataillone, die schweren Granaten des Ferdinand zersprengten zwei Artillerieabteilungen. Dann kamen die Tiger und Panther, aus allen Rohren feuernd, gefolgt von der Vierlings-Flak, die sofort abprotzte, wenn sich russische Massierungen entgegenstellten. Den Sowjets blieb nur noch übrig, in dieser Nacht ein Stück zurückzuweichen, um am nächsten Morgen herauszufinden, was die Deutschen nun wirklich wollten.
    Der Stoß traf voll auf die Gruppe Bajda, auf die sie umgebenden T 34, die Pak-Abteilung und die leichten Feldgeschütze. Auch die Granatwerfergruppe lag im deutschen Feuer und wurde fast vollständig vernichtet.
    Nach diesem ersten Schlag, der bei den Mädchen neun Tote und zwölf Verwundete hinterließ, rannte Lida Iljanowna von ihrer Gruppe hinüber zum Befehlsstand der Korolenkaja. Dort traf sie Sibirzew an, der an einem Funkgerät hockte.
    »Wo ist Stella?« schrie Lida und ging in Deckung. Eine Granate des Ferdinand schlug unweit von ihnen ein, riß einen großen Trichter. Die Erde zitterte und schien sich unter ihren Füßen zu heben.
    »Fort!« schrie Sibirzew. »Zur Nachbarkompanie!«
    »Sie muß sofort kommen!«
    »Kann ich zaubern?« Sibirzew spuckte den Funkapparat an. »Ich bekomme keine Verbindung mehr. Wer weiß, wie's bei denen aussieht!«
    »Die deutschen Panzer kommen!«
    »Ich kann sie nicht wegpinkeln!« Sibirzew gab dem Funkgerät einen Tritt und griff nach seinem Maschinengewehr. »Wir haben auch Panzer, Lidotschka!«
    »Am rechten Flügel kann man sie schon sehen. Sie bleiben immer wieder stehen und schießen das Vorfeld frei!«
    »Ich übernehme das Kommando, solange Stella weg ist!« Sibirzew grinste verzerrt. »Auch wenn sie wollte, sie käme ja doch nicht durch! Mit einem Jeep ist sie losgefahren! Wer denkt denn auch daran, daß die verdammten Faschisten wieder wild werden!« Er sah auf seine Uhr und auf die

Weitere Kostenlose Bücher