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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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drei Mädchen, die zu Stellas Melderinnen gehörten und zusammengeduckt im Trichter warteten. »Wir gehen zurück!« schrie Sibirzew. »An alle Gruppen: Einzeln absetzen und bei Lunowo wieder sammeln. Das sollen die Panzer untereinander ausmachen.«
    »So einen Befehl hätte Soja Valentinowna nie gegeben!« schrie Lida zurück.
    »Und wo ist sie, he? Flüchten die Tiger, wenn du sie anspuckst?«
    »Und Stella? Wir können Stella nicht zurücklassen!«
    »Weißt du, wo sie ist? Also! Ich trage jetzt die Verantwortung für euch alle, für euer Leben und für den Sieg! Und ich befehle: Zurück! Dann sammeln. Und morgen wieder mit unseren Panzern vor!«
    Die Abteilung Bajda setzte sich unter deutschem Artilleriefeuer ab. Sie rannte an drei brennenden T 34 vorbei, verschnaufte bei der wartenden Pak, und hier gelang es Sibirzew auch, endlich Verbindung mit der Nachbarkompanie zu bekommen. Der Funker, atemlos in einem Loch liegend, erklärte, es sei kein Leutnant Korolenkaja angekommen.
    »Sie ist nicht da«, sagte Sibirzew zu Lida und den anderen Mädchen. Die deutschen Panzer hatten etwas beigedreht, schwenkten zum rechten Flügel und beschossen eine Lastwagenkolonne, deren Führer sich weit nach vorn gewagt hatte, überzeugt, daß von deutscher Seite nichts mehr zu erwarten war. Nun gingen in Sekundenschnelle neun Wagen in Flammen auf und erhellten die Nacht mit flackerndem Feuerschein. Mit ohrenbetäubendem Krachen explodierten die Benzinkanister und zwei Munitionswagen, fette Rauchwolken krochen nach allen Seiten, brennende Menschen wälzten sich schreiend auf der Erde.
    Über Lidas Gesicht lief ein heftiges Zucken. Sie umfaßte mit beiden Händen ihren Kopf und starrte auf das Inferno. Die Pak um sie herum begann nun wild zu schießen. Zwei Panther tauchten auf. In ihrem Schutz liefen deutsche Soldaten gebückt auf sie zu.
    Ein Gemetzel wurde es. Die beiden Panzer blieben im konzentrierten Feuer der sowjetischen Pak liegen, die Infanterie lag in der Steppe. Sibirzew starrte Lida Iljanowna an. Dann nickte er. Er stieß den rechten Arm mit der geballten Faust nach oben und sprang als erster aus der Deckung.
    Die Mädchen folgten ihm, ohne zu zögern, so wie man es von ihnen erwartete: Kämpferinnen, die keine Angst kannten. In kleinen Gruppen sprangen sie vor, während zuerst die Pak, später einige der mitgeschleppten schweren MGs die deutschen Angreifer niederhielten. Aber dann tauchten, erst noch vereinzelt, dann sehr schnell und überall, die erdbraunen Uniformen auf, gellte aus Mädchenkehlen das entnervende »Urrrää!«, sprangen die Scharfschützinnen die deutschen Soldaten wie Raubkatzen an, mit dem Bajonett stechend, mit Dolchen und Messern, aus Pistolen feuernd, oder mit gezielten Kopfschüssen, wenn die Entfernung noch groß genug war.
    Die 4. Kompanie wurde einfach überrollt. Unteroffizier Pflanzl, der neben Hauptfeldwebel Pflaume lag, konnte gerade noch rufen: »Himmel, Arsch und Zwirn … die verfluchten Weiber!« – da wüteten die Mädchen schon mörderisch in der weit auseinandergezogenen Kompanie.
    Pflanzl preßte die Zähne zusammen und schoß auf eine, die vor seiner Deckung auftauchte. Er zielte auf ihr linkes Bein – es war ihm unmöglich, ihr in die Brust zu schießen. Auch wenn es der Tod war, der auf ihn zulief – es waren Frauen, und ein Rest von Hemmung blieb.
    Die Unteroffiziere Hellersen, Fritzke und Pinter starben unter Bajonettstichen. Das Erschrecken, das Zögern beim Anblick der auf sie zustürmenden Frauen, diese Sekunde der Lähmung hatte den Mädchen einen entscheidenden Vorteil verschafft.
    Hauptfeldwebel Pflaume hielt mit Pflanzl ein kleines MG-Nest. Sie zwangen im weiten Umkreis alles nieder, was sich ihnen nähern wollte. Ihnen gegenüber ging Sibirzew mit einem schweren MG in Stellung, aber nun zeigte sich, daß Pflaume nicht nur brüllen und schikanieren konnte, sondern auch schießen. Neben Sibirzew fielen zwei Mädchen mit Kopfschüssen um.
    »Nicht mit mir!« sagte Pflaume fast gemütlich und zwinkerte Pflanzl zu. »Wenn mich ein Weib anpacken darf, dann nicht am Kopf.« Er schwenkte das MG herum und verschoß einen Gurt auf eine über die Steppe hetzende Mädchengruppe. Eine Gestalt schwankte, wurde von zwei anderen mitgerissen, dann verschluckte sie die Nacht. Aber noch war die Steppe von den brennenden Panzern und Wagen erleuchtet, ein Licht, das im schnellen Wechsel von Schatten und zuckender Helligkeit manchmal sogar die verkrümmt liegenden Toten wieder lebendig zu

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