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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Privilegierte benimmt sie sich. Ein Streichelkindchen der hohen Genossen! Wie war's in Veschnjaki! Alle wußten, daß sie wie wir auf der Schule ist, aber keiner hat sie je gesehen. Nur haben wir jede Woche zu hören bekommen, daß sie schon wieder alle Treffer gehabt hat! Auf dem Schießstand haben sie geklatscht! Stella Antonowna kann einer Spinne die Spinndrüse wegschießen, so präzise trifft sie! Immer Stella Antonowna! Wenn das so weitergeht, wird man ihr bald ein Denkmal setzen! Und einmal habe ich sie auch gesehen, ganz zufällig. Komme ins Krankenrevier, um mir ein paar Tabletten gegen das Sodbrennen zu holen. Da steht eine rum, kleiner als ich, mit blonden Locken, hellblauen Augen – ein Püppchen, denke ich, sieh an, so eine hält sich der Kapitänarzt für seine Nächte, ein richtiges Spielzeug, mehr nicht. Und wie sie dasteht, die Hände auf dem Rücken, die runden Brüste vorgestreckt, denke ich bei mir, mehr kannst du wohl nicht, du dumme Gans, als mit den Äuglein rollen und die Brüste durchs Hemd pressen, das gefällt den Kerlen. Und wie ich da warte auf meine Tabletten, kommt ein Feldscher und sagt: ›Du kannst jetzt reinkommen, Genossin Stella Antonowna. Die Röntgenbilder sind gut. Nichts gebrochen. Gratuliere!‹ – Da war ich wie vor den Kopf geschlagen, und sie geht an mir vorbei, lächelt mich an und bumm, ist die Tür zu. Das war also Stella! Ich frage später die Genossin Ärztin: ›Ist sie krank?‹, und sie antwortet: ›Die Genossin Korolenkaja ist gestern mit einem Fallschirm abgesprungen, der sich erst kurz über der Erde öffnete. Bei dem Aufprall sind alle Knochen zersplittert, denken wir, Gott befohlen, Stella Antonowna, du gehst nicht mehr herum. Aber was macht sie? Hat sich beim Aufprall abgerollt wie eine Katze, die vom Dach fällt, steht auf, streift die Gurte ab, rafft den Fallschirm zusammen, kommt auf uns zu und winkt fröhlich.‹ Später haben wir gehört, daß ihr ganzer Körper mit Blutergüssen übersät war. Aber sie geht herum und lächelt wie ein Osterlämmchen.« Schanna Iwanowna stellte ihren Becher ab und blickte in die Runde. Alle hatten ihr gespannt zugehört. »So eine ist das! Mit der werden wir noch allerhand erleben!«
    In der übernächsten Nacht traf Stella bei ihrer neuen Truppe ein. Offenbar aus Rache für die Erschießung der drei deutschen Offiziere belegte die italienische Artillerie die sowjetischen Stellungen mit einem Granathagel. Es waren zwar nur leichte 7,5-cm-Geschütze, aber das Streufeuer genügte, um in den Gräben alles in Deckung zu halten. Die Schlitten, die sonst jede Nacht Verpflegung und Nachschub brachten, blieben hinten beim Bataillon hängen. Man mußte wieder Essenholer einsetzen. Das war oft ein Todeskommando – behängt mit Kochgeschirren oder einem auf den Rücken geschnallten Zinkkanister hetzten die Betreffenden, bei denen es sich meist um Freiwillige handelte, durch die Laufgräben oder über freies Feld zurück zu den Feldküchen, um für sich und ihre Kameraden die Verpflegung zu holen. Zweimal durch die Hölle … von Trichter zu Trichter springend … hinlegen … das tiefe Orgeln der Granaten abwarten … der Einschlag … dann weiter, weiter … bis das Rauschen über einem von neuem dunkler und dunkler wurde und wieder nur der Sprung in einen Trichter letzte Rettung bot. Man hatte inzwischen ein Ohr dafür und warf sich eingedenk der alten Frontweisheit, daß in das gleiche Loch keine zweite Granate schlägt, in die frischen, noch warmen Löcher.
    Essenholen, das war ein Wettlauf mit dem Tod. Und oft genug wurde dieser Wettlauf verloren.
    Vier Mädchen, die gegen drei Uhr morgens mit ihren Verpflegungskanistern auf dem Rücken wieder nach vorn zu den Bunkern robbten, brachten Stella Antonowna mit. Fast eine Stunde lagen sie in der Steppe fest, weil die gegnerische Artillerie sich auf dieses Gebiet konzentriert hatte. Immer und immer wieder hieben die Granaten in die Erde, spritzten die Erdfontänen hoch, surrten die glühend heißen Splitter durch die Nacht, blitzten sekundenlang grell die Einschläge auf.
    Es war ein idiotisches Schießen, reine Munitionsvergeudung – außer einer Reihe Löcher im Boden brachte der Feuerüberfall nichts ein. Zwar wurde ein Grabenstück zerstört, aber es war unbesetzt. Die Mädchen hockten in den Erdbunkern, starrten auf die Stützbalken und die Bohlendecke und lauschten auf das dumpfe Orgeln der Granaten.
    »Verrückt!« sagte Soja Valentinowna Bajda im Befehlsbunker. »Was

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