Frauenbataillon
ihm machte. Er spürte nur Antonina, ihren zuckenden schmalen Körper und ihren engen Leib, aber als er die Arme hochreißen und ihre Brüste umklammern wollte, merkte er, daß er auf dem Boden festgehalten wurde und nichts anderes war als ein Pfahl, an dem man sich rieb.
»Anfassen wirst du uns nicht!« sagte eine helle Stimme hinter seinem Kopf. Er verstand sie nicht und hätte auch nicht darauf geachtet, weil Antonina in diesem Moment vornüberkippte und das Gesicht an seiner Schulter barg. »Was glaubst du, was du bist? Uns berühren? Ein junger Hengst willst du sein? Das wird dir noch vergehen!«
Tarnozzi stöhnte leise auf, als Naila von ihm rutschte und ein anderes Weib sich seiner bemächtigte. Er hob etwas den Kopf, starrte mit flackernden Augen um sich und erkannte im trüben Schein der Petroleumlampe, daß noch viele nackte Mädchen im Raum waren und lachten und sangen. Einige hielten Uganti fest, auf dem sich ein Weib bewegte, als wolle es ihn in den Boden stampfen.
Ein heißer, stechender Schmerz durchglühte ihn. »Du Satan!« keuchte das Mädchen, dessen Schenkel ihn jetzt umklammerten. »Sieh mich an. Ich will dir zwischen die Augen spucken!« Und wirklich spuckte sie ihn an, der Speichel lief ihm über die Nase zum Mund, aber ihr Leib brannte auf ihm, und sie benahm sich, als wolle sie sich selbst mit seinem Dorn zerhacken.
O Gott, dachte Tarnozzi und schloß die Augen. Was hat man mit uns vor? Sie werden alle über uns kommen, der Reihe nach, ich weiß nicht, wie viele es sind, vielleicht werden es immer mehr, aus allen Bunkern kommen sie her, eine ganze Kompanie toller, geiler Weiber. Aber einmal ist das mit uns vorbei, da geht es dann nicht mehr, das ist ja ganz natürlich, das läßt sich nicht vermeiden. Was werden dann die anderen tun, die gewartet haben und sich nun betrogen fühlen? Ob man uns hier versteckt? Ob wir hier festgehalten werden als männliche Huren für ein Frauenbataillon? Salvatore, ist das eine Gefangenschaft! Wird das ein fröhlicher Krieg! Uganti und Tarnozzi, die Wetzsteine vom Don! Wenn wir dadurch überleben können … nur ran, ihr geilen Täubchen. Ihr sollt nicht enttäuscht werden. Nur ein bißchen Luft müßt ihr uns gönnen, ein Atemholen, die Natur funktioniert nicht einfach auf Befehl.
Die Nacht war fürchterlich. Ein paarmal Übergossen die Mädchen ihre schweißbedeckten Gefangenen mit Wasser, als diese ermattet zu nichts mehr fähig waren. Dann rieb man sie mit harten Tüchern ab, gab ihnen einen süßen Honiglikör zu trinken und bearbeitete ihre Körper mit so viel Zärtlichkeit und Ausdauer, daß – wundersam genug – immer noch einmal ein Strom von Kraft in ihre Lenden floß.
Beim Morgengrauen brach die Harmonikamusik ab. Die Mädchen trugen wieder ihre Uniformen, die schönen Körper verschwanden in plumpen Filzstiefeln und weiten, unförmigen Steppjacken. Uganti und Tarnozzi lagen röchelnd und mit geschlossenen Augen auf der Erde. Ihre Lider flatterten vor Erschöpfung. Ihre Leiber waren von Schlägen, Kratzern, Bissen und Kniffen entstellt. Mit halbgeöffneten Mündern lagen sie da, und allein der Gedanke an den Anblick der nackten Naila Tahirowna erzeugte ohnmächtige Angst in ihnen.
»Morgen …«, sagte Uganti mit schwerer Zunge. »Bitte … morgen …«
Naila Tahirowna schüttelte den Kopf. Mit erstaunlich leichten Schritten ging sie auf Uganti und Tarnozzi zu, gab jedem einen kräftigen Tritt in die Seite und schob dann die rechte Hand, die sie bisher auf dem Rücken gehalten hatte, vor. So schwach er war, hatte er doch noch genügend Kraft, um an die Bunkerwand zu kriechen und dort die Hände zu heben. Die Pistole, die Naila auf ihn gerichtet hatte, folgte ihm. Uganti kroch auf die andere Seite, schlug die Hände vor sein Gesicht und begann laut zu schluchzen.
»Aber warum denn?« stammelte Tarnozzi. »In zwei, drei Stunden können wir doch wieder. Ihr könnt uns doch nicht einfach erschießen, jetzt … wo das alles passiert ist … bitte …« Er hob flehend die Hände, Tränen rannen über sein Gesicht.
»Tischje!« sagte sie hart. »Es ist Krieg! Warum willst du noch eine Stunde leben? Miranski erschießt dich doch! Hast mir gut getan, mein Liebling, mein junges Stierchen … aber nun ist es vorbei.«
Tarnozzi wollte noch etwas sagen, als er das Mündungsfeuer sah. Eine Faust schlug gegen seine Stirn – mehr spürte er nicht. Mit offenem Mund schleifte er an der Wand entlang und fiel auf die Erde. Uganti schrie auf, hell und
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