Frauenbataillon
zum Don zu kommen.
Im tiefen Süden hatte die Heeresgruppe A unter dem Oberbefehl von Generaloberst von Kleist den gesamten Kaukasus räumen müssen und war aufgelöst. Die 1. Panzer-Armee hatte sich in Gewaltmärschen an den Donez durchschlagen können, die 17. Armee zog sich auf die Taman-Halbinsel zurück, welche sich zwischen das Asowsche Meer und das Schwarze Meer schiebt, und wurde hier eingekesselt. Ein Schicksal, wie es die 6. Armee in Stalingrad getroffen hatte, zeichnete sich jetzt auch bei der 17. Armee ab: Hitler befahl unbedingtes Durchhalten. Der dringende Appell v. Mansteins, diese Armee auf die Krim zu evakuieren, weil fünf sowjetische Armeen gegen die ausgelaugten, müden deutschen Truppen anrannten, wurde im Führerhauptquartier vom Tisch gefegt.
Der Siegeszug der russischen Divisionen endete erst am 26. März. Sie hatten das große Ziel Charkow erobert, aber durch eine schnelle Gegenoffensive v. Mansteins wieder verloren. Mit unvorstellbarem, aus der Verzweiflung gespeisten Einsatz schlugen die 1. Panzer-Armee, die gerade aus dem Kaukasus völlig übermüdet eingetroffen, das XXX. Korps, Teile der 4. Panzer-Armee und die Armeeabteilung Kempf den sowjetischen Einbruch, der bis kurz vor Dnjepropetrowsk und Krasnograd vorgedrungen war, zurück und nahmen dann, unterstützt von dem Korps Kraus und dem II. SS-Panzer-Korps, die vordringende sowjetische 3. Panzer-Armee und die 40. Armee in die Zange.
Charkow, das Symbol dieser Winteroffensive, wurde erneut von den Deutschen besetzt. Die Front stabilisierte sich am Donez und Mius – der neue Grabenkrieg begann.
In diesem Frühling 1943 holte der Tod noch einmal Luft, ruhte sich gleichsam für ein paar Wochen aus und wetzte in Wirklichkeit doch nur die Sense, mit der er ganze Völker auszulöschen pflegt.
Auf deutscher und auf russischer Seite wurden die Stellungen ausgebaut. Hinter dem Donez in der Steppe bis zum Oskol und nördlich von Kursk im großen Bogen, den die Sowjets gewonnen hatten, bauten Hunderttausende an den wohl stärksten und besten Grabensystemen, die es jemals an einer Front gegeben hat: sieben befestigte Linien hintereinander, Bunker und Artilleriestellungen, Panzergruppen und Eingreifreserven, Versorgungsmagazine und Luftwaffenbasen. Die Zentralfront unter General Rokossowskij und die Woronesch-Front unter General Watutin, dieser Keil zwischen der deutschen Heeresgruppe Mitte und der Heeresgruppe Süd, wurde zu einer beispiellosen Erdfestung. Im Süden, um Charkow herum, gruben sich zwei neue sowjetische Armeegruppen ein: Die Steppenfront unter General Konjew und die Südwestfront unter Generaloberst Malinowskij.
Die Erholung war dringend notwendig. Die Winterschlacht 1942/43 hatte die Deutschen ausgeblutet – über 100.000 Gefallene, 5.000 vernichtete Flugzeuge, 9.000 zerstörte oder eroberte Panzer, Tausende von anderen Fahrzeugen, über 20.000 Gewehre und andere Waffen – wie konnte das völlig isolierte Deutschland so etwas verkraften?
Die sowjetischen Verluste waren noch höher – aber dort rechnete man anders. ›Menschenmaterial‹ gab es genug. Totes Material, wie Lastwagen, Panzer, Waffen, Geschütze, Munition, Stahl und Benzin, Mais und anderes Getreide strömten von Amerika herüber in die ostsibirischen Häfen und konnten unangefochten zur Front gebracht werden. Die unüberschaubare Weite Sibiriens, ein eigener Erdteil, der unbesiegbar war, wurde zu einem einzigen Arsenal. Während die deutschen Waffenschmieden unter dem Bombenhagel der alliierten Luftgeschwader zusammenbrachen, rauchten 12.000 km weiter im Gebiet von Chabarowsk und Wladiwostok unerreichbar und sicher die sowjetischen Stahlwerke.
Ja, die Welt hatte sich in diesem Frühjahr 1943 verändert. Der Glorienschein der deutschen Armeen war verblichen. Sie zerbrachen an der Weite des Landes, am mörderischen Frost, am Schlamm, in dem aller Nachschub versank, an den immer neuen Menschenmassen, die aus dem Hinterland heranstürmten, an den unerschöpflichen Panzerkeilen, dem feuerspeienden Wald der Geschützrohre, den nun fast 50.000 unsichtbaren Kämpfern im Rücken der deutschen Divisionen, die Brücken und Gleise sprengten, Kolonnen überfielen und Lager in Feuersäulen verwandelten.
An einem Sonntag im späten April 1943 richtete sich die Abteilung Bajda nördlich von Bjelgorod jenseits des Donez im vordersten Graben häuslich ein.
In Melechowo an der Rosumnaja bezog der Stab zwei aufgebaute Bauernhäuser. Hier richtete man auch den vorgeschobenen
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