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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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war die Stelle, die Miranski sich ausgesucht hatte, eisfrei. Sie lag in einer kleinen Bucht, in der die Fische gern Zuflucht suchten.
    Sei es nun, daß es bei Darja Sauerstoffmangel war, sei es, daß die Sonne und die Frühlingsahnung in der Luft ihr Blut in Wallung brachten – jedenfalls schob sie, zur maßlosen Verblüffung Miranskis, der sie aus den Augenwinkeln beobachtete, zuerst ihren Rock bis zu den Schenkeln hoch, knöpfte sich dann die Bluse auf, dehnte und reckte sich, was ihren jungen Brüsten sehr gut stand, und streckte die schlanken Beine.
    Unter Foma Igorewitschs angegrauten Haaren begann es zu jucken. Die pralle, weißschimmernde Haut ihrer Schenkel, die aussahen, als seien sie aus Perlmutt geschnitten, ließ seinen Hals trocken werden, und wenn sein Blick auf Darjas Brüste fiel, verengte sich seine Luftröhre wie unter Krämpfen.
    »Erkälten wirst du dich!« sagte er mit heiserer Stimme, als Darja die Bluse von den Schultern abstreifte. »Noch haben wir keinen Frühling!«
    »Ich spüre ihn aber!« Sie lachte glucksend und stupste Miranski mit den Fußspitzen in die Seite. »Oder meinst du, es stört die Fische, wenn ich mich so zeige?«
    »Die Fische sind gefühllos …«, brummte Miranski.
    »Das Eis auch?«
    »Natürlich das Eis auch!«
    »Und der Ufersand. Und auch die Weiden, die Haselbüsche, das Gras, die Kieselsteine, die Flechten, der Kahn und das Wasser … der Wind, die Sonne, der Himmel, die Wolken – alle haben kein Gefühl! Wen also stört es?«
    »Mich!« sagte Miranski dunkel. Er wandte sich ihr zu, starrte sie mit umflorten Augen an und es kam ihm vor, als würde er beim Anblick ihrer zarten, weißen straffen Haut von Tausenden kleinen Stichen in der Brust gepeinigt. Er schob die Unterlippe vor, als wolle er Darja anspucken, und nestelte unruhig an seiner Jacke herum.
    »Wieso kann dich das stören?« fragte sie und sah ihn dabei verschmitzt an. »Foma Igorewitsch, behaupten Sie bloß nicht, Sie hätten Gefühle!«
    »Ich bin ein Mann!« sagte Miranski hart.
    »Wenn es in Ihren Papieren steht, dann wird das wohl stimmen. Ach ja, und einmal habe ich durch Zufall gesehen, wie Sie an der Scheunenwand standen und Ihr Wasser abschlugen mit einem schönen Strahl. Eine Frau kann so etwas nicht …«
    Der Spott fraß sich wie konzentrierte Schwefelsäure tief in Miranskis Seele ein. Er atmete tief durch die Nase, trommelte mit den Fingern gegen seine Brust und glotzte auf die Stelle, wo Darjas Schenkel zusammentrafen. So hoch war der Rock inzwischen gerutscht.
    »Auch ein blinder Hengst wittert die Stute«, sagte Miranski dumpf.
    »Wenn er noch ein Hengst ist.« Wieder lachte Darja glucksend, begann sich erneut zu recken, worauf der Kahn zu schaukeln und zu schwingen anfing. »Sie sind doch verheiratet, Foma Igorewitsch! Wie lange? – Ach, was frage ich. Erinnern Sie sich noch, wie sie aussieht? Hat sie einen runden Hintern? Dicke Brüste? Wann haben Sie es zum letzten Mal mit ihr getrieben? Ja, natürlich – vor über fünf Monaten, als Sie Urlaub hatten. Zwar nur eine Woche lang – aber, ach ihr Heiligen, was kann man in einer Woche nicht alles anstellen! Wie heißt es denn, das Weibchen in den Spinnweben? Praskowja Iwanowna – stimmt's? Womit hat Foma Igorewitsch ein so gutmütiges Frauchen wie Praskowja verdient?«
    »Halt's Maul, du Hurenmensch!« brüllte Miranski. »Paß auf, was gleich mit dir geschieht! Prügeln werde ich dich, und keiner wird später sagen können, das sei ungerecht gewesen. Du heiße Katze! Zieh dich an, sage ich! Das ist ein Befehl! Wir sind im Krieg, noch dazu an der Front! Du bist im Dienst, du rossiges Luder … Willst du dich wohl zudecken!«
    Er sprang auf, um ihr den Rock wieder über die Schenkel zu ziehen. Aber dabei machte er eine so heftige Bewegung, daß der alte Kahn gefährlich ins Schwanken geriet. Der Kommissar suchte Halt, sah sich schon ins eiskalte Wasser stürzen, griff um sich, bekam Darjas harte Brüste zu fassen und hielt sich an ihnen fest. Das Schicksal wollte es, daß er gleichzeitig auf dem schmierigen Holzboden ausrutschte, mit vollem Gewicht nach vorn schlug und daß Darja niederfiel. Sofort schlang sie die Arme um ihn, klemmte ihn mit ihren Beinen ein und lachte ihm kreischend ins purpurrote, verzerrte Gesicht.
    Wie gesagt, von jenem 3. März an scheute Miranski das Wort Moral. Er hatte dafür auch kaum eine Verwendung, denn Darja Allanowna schlich jede Nacht zu ihm ins Zimmer und huschte erst gegen Morgen wieder hinauf in die

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