Frauenversteher
können Männer in anderen Situationen sehr wohl überaus tapfer sein und sogar schwerere Verletzungen mit geradezu herablassender Missachtung strafen. Knochenbrüche, Sportverletzungen aller Art, ja sogar üble Stürze nehmen sie mitunter gelassen hin, beißen die Zähne zusammen und blicken kämpferisch nach vorn.
Bei Männern spielen die Umstände, der Rahmen, die Situation, in der die Verletzung entstanden ist, eine große Rolle. Ganz besonders wichtig ist darüber hinaus der »Sinn«, das »Ziel«, der »Zweck« der Verletzung. Je geringer das Ziel, umso größer das Lamento des Mannes, denn er beklagt dann eigentlich weniger die Verletzung, als die Sinnlosigkeit derselben. Ein Schnitt in den Finger beim Gurkenschneiden ist in seinen Augen sinnlos. Was bedeutet ihm schon ein Salat für die Freunde? Aber Männer, die im Kampf um die Königstochter vom bösen Drachen in den Arm gebissen werden, haben ein ehrenhaftes, großartiges Ziel vor Augen, für das sie ihr Leben riskieren und sogar gerne bluten. Denn was gibt es doch für eine herrliche Szene, wenn der Mann blutverschmiert, völlig außer Atem und übel zugerichtet schließlich den Drachen tötet und die Prinzessin aus dem Turm befreit. Für ihn steht »die Sache« immer im Vordergrund.
Praxistipp für Frauen
Geben Sie ihm die Möglichkeit, die Prinzessin zu retten, den Weltuntergang zu verhindern oder die Invasion Außerirdischer zu vereiteln, irgendetwas in der Art:
1. Szenario: Sprechen Sie mittelalterlich »prinzessinnenhaft« so etwas wie: »Wohlan denn, tapfrer Recke, dies Blutopfer soll mir Schwur und Zeuge Eurer Liebe sein. Doch gilt es noch, die tollkühne grüne Schlange (die Salatgurke) auf dem Altar der Treue zu ziselieren. (Dabei zeigen Sie mit priesterinnengleicher Anmut auf die Salatgurke.) So nehmet ein weiteres Mal das Schwert der Ehre und tuet, wie Euch geheißen.«
2. Szenario: Wechseln Sie das Genre und versetzen den Mann in ein actionreiches Heldenszenario: »Verdammt, die Zeit läuft uns davon! (Zeigen Sie dabei auf eine imaginäre Uhr, wenn Sie gerade keine echte in der Nähe haben.) Wenn wir es nicht rechtzeitig schaffen, die Bombe (zeigen Sie dabei auf die Gurke) zu entschärfen, gibt es eine gottverdammte Kettenreaktion der subatomaren Ebenen, und der ganze beschissene Kontinent fliegt uns um die Ohren! (Sprechen Sie dabei möglichst fatalistisch mit einer Prise kontrollierter Panik). Du bist verdammt noch mal der Einzige, der uns jetzt noch hier rausholen kann, also mach dich wieder an die Arbeit McClane – Yippiyayee Schweinebacke!« 14
3. Szenario: Kitzeln Sie wie eine moderne Salome das Ego Ihres Partners: »Oh, es hat dich gebissen! Es wehrt sich! Es will dich vor mir lächerlich machen, es will, dass du jammerst und weinst. Das darfst du dir nicht gefallen lassen! Wehr dich, zeig mir, wer von euch beiden mehr Mumm in den Knochen hat. Töte es für mich, jetzt und hier! Töte es, schneide es in viele kleine Scheibchen, und dann serviere mir die Überreste auf einem Silbertablett.«
Mit diesem Wissen können Sie, meine Damen, die Reaktionen Ihres Partners auf kleine Haushaltsverletzungen natürlich ganz hervorragend steuern. Sollte sich Ihr Liebster also wieder einmal auf den Finger gehämmert oder eine kleinere Schnittwunde zugezogen haben, so versetzen Sie ihn mit ein paar wohlgezielten Worten flugs in ein Szenario, das die Verletzung ehrenhaft erscheinen lässt. Probieren Sie einfach aus, was bei Ihrem Partner am besten funktioniert. Männer mögen es, wenn man sie »bei der Ehre packt«, wenn es etwas gibt, für das es sich zu kämpfen lohnt.
Männerfilme – Frauenfilme
Genau aus diesem Grunde übrigens reagieren Männer und Frauen auch so unterschiedlich auf zwei bestimmte Filmgenres. Es gibt Filme, die überwiegend für ein männliches Zielpublikum gemacht werden, und es gibt Filme, die überwiegend für ein weibliches Zielpublikum gemacht werden. Die Produzenten dieser Filme wissen sehr wohl, was ein typisch männlicher und was ein typisch weiblicher Film ist.
Ich war zum Beispiel vor einiger Zeit mit meiner Frau in dem Film »Sex and the City 2« (natürlich nur, um für dieses Buch Recherchen anzustellen!). Vielleicht haben Sie diesen Film auch gesehen? Was ich weitaus spannender fand als den Film (den Film fand ich – als Mann – natürlich sterbenslangweilig, und die Problemchen der alternden Schachteln ließen mich völlig kalt), war das Publikum, das sich dort im Kino eingefunden hatte. Das
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