Freak Like Me (German Edition)
ich.
„Wenn etwas ist, dann kannst du mit mir reden“, meinte er hilfsbereit, schaute mich eindringlich an.
„Vielen Dank. Wenn ich Hilfe benötige, werde ich mich an sie wenden“, antwortete ich freundlich und erhob mich. Ich nickte dem Lehrer zu, verließ die Klasse und stürmte auf das nächste Mädchenklo, das ich fand. Immer noch versuchten die Erinnerungen sich an die Oberfläche zu drängen. Ich ließ meine Tasche fallen, drehte den Wasserhahn auf und ließ mir das kalte Wasser über meine Hände laufen ehe ich meine Hände in mein Gesicht legte. Ich musste wieder wach werden, stark. Es war nicht gut, wenn ich es nicht war, wenn ich Schwäche zeigte.
Ich stemmte meine Hände an das alte Waschbecken und betrachtete mein Spiegelbild. Meine Schminke war verlaufen und meine roten Haare waren zum Teil nass. Ich sah beschissen aus und fühlte mich auch so. Verdammt. Ich war vor dem gesamten Kurs ausgerastet! Die Tür des Mächenklos fiel laut ins Schloss, sodass mein Kopf herumwirbelte. Verwundert erblickte ich Jason, der sich gegen die Tür lehnte und mich kritisch musterte. Seine stechenden Augen durchbohrten mich.
„Das ist ein Mädchenklo“, versuchte ich ihn dazu zu bringen, den Raum zu verlassen.
„Das ist mir egal“, antwortete er kurz angebunden.
Ich fuhr mir mit meiner Hand durch mein feuchtes Gesicht, wischte mir das restliche Wasser weg. Die Person, die mich im Spiegel anschaute, sah grauenvoll aus.
„Was war das?“, fragte er nach und ich hörte seine Anspannung. Bisher hatte ich diese nie gehört. Er wirkte immer cool und lässig, als würde ihn nichts aus der Fassung bringen können.
„Das geht dich nichts an“, gab ich zurück, würdigte ihn keines Blickes und nahm meine Tasche. Mittlerweile wusste ich, dass es keinen Sinn hatte so zu tun, als wäre ich planlos. Dazu war der Typ zu schlau.
„Ich denke sehr wohl, dass es mich etwas angeht. Immerhin hast du mir eine Ohrfeige verpasst, lagst weinend in der Ecke und hast mich eben im Unterricht angeschrieen“, zischte er bedrohlich und machte ein paar Schritte auf mich zu, sodass wir uns gegenüber standen.
„Die Ohrfeige hätte dir ein Mädchen schon viel früher verpassen sollen für deine arrogante, wichtigtuerische Art“, keifte ich zurück.
„Ich will nicht wissen was du von mir hältst, sondern was dein Problem ist!“
„Du bist mein Problem!“, gab ich bissig zurück.
„Und wegen mir bist du so schlecht gewesen in Sport?! Hör auf mich für dumm zu verkaufen, Clancy. Ich habe gesehen, wie schnell du bist.“ Sein heißer Atem streifte meine Haut, sodass meine Nackenhaare sich aufstellten.
„Es tut mir furchtbar Leid, dass ich eine Niete in Sport bin. Dafür könnte ich allerdings berechnen, was für eine Kraft ich benötige, um dich in die Umlaufbahn zu schießen.“ Mit diesen Worten drängte ich mich an ihm vorbei und machte mich schnell auf den Heimweg. Eventuell war ich vor ihm dort und konnte mich danach in unserer Wohnung verschanzen.
Die warmen Sonnenstrahlen knallten auf meine Haut und blendeten mich. Ich schloss meine Augen und versuchte die Stille in der Wohnung zu verinnerlichen. Es tat gut, wenn die Sinne sich entspannen konnten. Fern von den Eindrücken der Menschen konnte ich am besten nachdenken. Die verrückten Situationen und meine verworrene Persönlichkeit kosteten mich enorm Kraft. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich mich noch verstellen konnte. Irgendwann würde Jemand herausfinden, wer ich war. Dieser Jemand würde wahrscheinlich der dämliche Froschkönig sein.
Ein lauter Seufzer entfuhr mir und ich rollte mich herum, sodass mein Bauch auf dem kahlen Estrich lag. Die Sonne strahlte meinen Rücken an und ich erkannte meinen Schatten vor mir. Diese Stadt war der reinste Horror. Ich war knapp zwei Wochen hier und schon hatte ich das Gefühl, mein Leben ging bergab.
„Denkst du auch nach?“, durchbrach die sanfte Stimme meiner Mutter meine Gedanken. Ich schaute auf und nickte stumm. Sie sah müde aus. Das Haar fiel schlapp herunter und ihre bunte Kleidung wirkte aufgrund ihres betrübten Gesichtsausdrucks nicht mehr so fröhlich. Ich klopfte auf die Stelle neben mir und sie folgte meiner stillen Aufforderung. Kraftlos ließ sie sich neben mir nieder und schaute mich liebevoll an.
„Manchmal weiß ich nicht, was ich ohne dich tun würde, Ann. Eigentlich sollte ich die Stärkere von uns beiden sein“, sagte sie und strich mir dabei eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Du bist
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