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Freakshow

Freakshow

Titel: Freakshow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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in die Blumenrabatten vor der logopädischen Praxis. »Von … Dog-napping«, sagte er dann mit einem Unterton von Unglauben.
    »Das ist nichts als ein Missverständnis«, sagte ich rasch und, wie mir auffiel, automatisch. »Was haben Sie denen gesagt?«
    »Dognapping«, wiederholte Menden, die Stimme weiterhin dunkel vor Verwunderung. »Immer, wenn ich denke, dass Sie eigentlich endgültig nicht mehr tiefer sinken können, Kryszinski, kommen Sie mir mit dem nächsten, nie da gewesenen Delikt …«
    »Was haben Sie denen gesagt?«, unterbrach ich seinen momentan völlig irrelevanten Monolog über die Richtung meiner Lebensführung.
    »Ja, was denken Sie denn?« Menden wurde wieder lebhaft, was mir wesentlich besser gefällt, als wenn er den Brüter rauskehrt. »Ich hab den Kollegen selbstverständlich Ihre Rufnummer und Adresse gegeben.«
    »Ja, Scheiße«, entfuhr es mir. »Als ob ich nicht genug am Hals …«
    »Ihre Mülheimer Adresse«, unterbrach mich Menden grimmig. »Am Hans-Böckler-Platz.«
    »Ja … aber … wieso das denn?« Ich war völlig von den Socken.
    »Weil das mein offizieller Wissensstand ist, und weil Sie mir immer noch einen Bericht schulden«, presste Menden zwischen den Zähnen hindurch. »Für dessen Recherche ich Ihnen wider besseres Wissen und geltendes Recht Ihren Führerschein überlassen habe. Schon vergessen?«
    »Genau deshalb rufe ich Sie ja an«, sagte ich. »Aber Sie lassen einen ja nie zu Wort kommen.«
     
    Irgendetwas versetzte die Krähen an ihrem toten Baum in wild krächzenden, flatternden Aufruhr. Fast in der Tür zum Apartment wurde ich von der Katze überholt, in langen, buckligen Sätzen, ihr Schwanz senkrecht und dick wie mein Arm. Sie schoss an mir vorbei ins Innere, machte aber schon auf der Schwelle abrupt kehrt und warf aus schmalen gelben Augen einen hasserfüllten Blick zurück auf das lärmende Federvieh. Scuzzi hackte Pulver auf dem kleinen Couchtisch vor dem laufenden Fernseher, bevor er es hübsch in zwei geraden Linien arrangierte.
    »Räum mal deinen Scheiß außer Sicht«, sagte ich, »und halte auch deine Kunden für ‘ne Weile auf Abstand. Menden ist unterwegs hierhin. Ich muss ihm was zeigen.« Scuzzi grunzte genervt und räumte eine Line außer Sicht.
    »Menden kommt nach Duisburg?«, fragte er schnüffelnd und rieb sich die Nase, bevor er auch die zweite Line verschwinden ließ. »Ist doch gar nicht sein Revier.«
    »Die Duisburger Idioten wollen mich wegen versuchten Dognappings vernehmen. Dafür habe ich keine Zeit.«
    »Ah ja. Du hast ja auch noch diesen Auftrag für den Luxemburger Bullen zu erledigen.«
    »Unter anderem.« Wenn ich im Moment irgendetwas nicht brauchte, dann eine Erinnerung daran, dass ich mich verzettelt hatte und der Tag nur vierundzwanzig Stunden lang war.
    »Weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal ‘nen Bullen mit ’nem Porsche gesehen habe«, meinte Scuzzi mit gefährlicher Unschuld in der Stimme. »Bist du dir sicher, dass du ihm trauen kannst?«
    Und wenn ich noch etwas nicht brauchen konnte, dann jemanden, der mir mein überreiztes Hirn mit weiteren Zweifeln verätzte.
    »Nein«, antwortete ich knapp. Und mein Handy bimmelte. »Kristof?«, näselte mich der halbwarme Schnösel aus der Zentrale an. »Frau Doktor Marx erwartet Sie unverzüglich auf der Baustelle zu sehen.«
    »Kannst du eigentlich auch reden wie ein Mann?«, blaffte ich.
    »So Cro-Magnon wie du? Damit die Leute denken, dass meine Fingerknöchel beim Laufen über die Straße schleifen? Vielen Dank auch.« Und krk, aufgelegt. »Weißt du, wo hier die Telefonzentrale ist?«, fragte ich Scuzzi. Der lachte.
    »In Köln. Alle Anrufe gehen über die Hauptverwaltung der Stiftung.«
    »Gibt es eigentlich irgendwas, über das du hier noch nicht Bescheid weißt?«
    »Du legst dich mit dem Telefonisten an, verlierst, und ich kriege es ab? Jetzt mach mal halblang. Und davon abgesehen, ist es nun mal einfach so, dass ich mit den Leuten rede. So erfährt man Dinge, Herr Detektiv.« Ich wandte mich zum Gehen. »Schick mir Menden hinterher, wenn er kommt.«
    »Was willst du dem eigentlich zeigen?«
    Schon halb aus der Tür, erzählte ich Scuzzi noch kurz von den Fußspuren im Keller.
    »Es gibt im ganzen Village kein Kind«, sagte er. »So weit vertrauen sie den Gestörten hier dann doch nicht. Und wenn erst die Forensik kommt…«
    »Spuren sind Spuren«, sagte ich und ging.
     
    Spuren waren Spuren. Gewesen, soll das heißen. Frau Dr. Marx starrte mir aus ihrem Rollstuhl

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