Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Freakshow

Freakshow

Titel: Freakshow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
Vom Netzwerk:
meisten. Ein paar haben allerdings tatsächlich gewaltig einen an der Waffel, in religiöser Hinsicht.«
    »Ihr gehört also nicht dazu?«
    »Nicht mehr lange«, sagte Jacob. »Ich werde bald achtzehn, dann bin ich weg und nehme Johanna mit.«
    »Drehen wir heute noch?«, fragte Priscilla dazwischen. »Wir haben vielleicht noch dreißig Minuten Tageslicht.«
    »Kristof, wir machen diese Filme für Geld«, sagte Johanna eindringlich. »Das soll unser Startkapital für eine gemeinsame Zukunft werden. Jacob und ich wollen weg aus der Siedlung, weg von den ganzen Sauertöpfen, die selbst Lachen schon für Sünde halten. Wir wollen zusammenleben, Kinder haben.«
    »Kinder?« Ich klang so ungläubig, wie ich mich fühlte. Oder nein, nur fast so.
    »Ja sicher. Krank, oder? Aber wir wollen so bald wie möglich eine ganze Schar süßer kleiner Idioten großziehen.«
    »Also, was ist? Sehen wir noch ein bisschen Action?« Priscilla schwenkte die Kamera von mir zu Jacob zu Johanna und wieder zurück. »Ich finde die Uniform ganz inspirierend.«
    »Ja, nicht?« Johanna strahlte. »Jacob und ich könnten Sex haben, hier auf dem Handtuch, dann kommst du dazu, ganz der strenge Nachtwächter -«
    »Objektschützer«, korrigierte ich sie automatisch. »Du könntest uns überraschen, zur Rede stellen, eine Anzeige schreiben, und ich müsste dir zu Willen sein … Oder Jacob, wenn dir das lieber ist. Oder wir beide …« Sie lächelte hoffnungsvoll, und ich begann mich zu fragen, mit wie viel Detail ich meinen Bericht an Hauptkommissar Menden aufpeppen sollte. »Hört zu. Ich habe keine Ahnung, ob Alfred gegen euch aussagen wird oder nicht. Aber davon unabhängig läuft ein Verfahren, eine polizeiliche Ermittlung. Das bedeutet, wenn ihr mit Bewährung davonkommen wollt, dann müssen diese Übergriffe auf die Bewohner des Village aufhören. Sofort. Und die Sabotageakte an der Baustelle auch.«
    »Ja, verdammt«, murrte Priscilla und ließ die Kamera sinken. »Wozu schleppe ich denn die ganzen Brocken hierher?«
    »Du verstehst nicht, Kristof.« Jacob beugte sich vor, Johanna ebenfalls. Sie blickten ernst. »Wir haben den Auftrag, die Forensik zu stoppen. Versagen wird nicht akzeptiert.«
    »Was soll das heißen?«
    Beide seufzten. »Es wird erwartet, dass wir uns zur Not opfern«, erklärte Johanna sachlich. »Und wenn wir es nicht tun …«
    »Deshalb müssen wir noch einen Film machen. Einen Film, der das ganze Forensik-Projekt ein für allemal stoppt. Danach sind wir Helden. Und frei.«
    »Ich packe dann ein«, meinte Priscilla mürrisch und begann, die Kamera in einer Umhängetasche zu verstauen. Beides, Kamera wie Tasche, war mit Firmenlogos beschriftet. Neugierig bückte ich mich danach und las >Laurentz Filmproduktion<.
    »Arbeitet ihr etwa für Laurentz?«, fragte ich, im Gefühl, gleich zwei Enden meiner Ermittlungen zu einem verzwirbeln zu können.
    »Ach woher«, sagte Jacob. »Der hat nur einen Haufen Zeugs bei uns in der Scheune eingelagert. Wir leihen uns die Sachen manchmal aus.«
    »Bei euch in der Scheune? Dann heißt ihr mit Nachnamen …«
    »Grotzki, ja klar. Wieso?«
     
    Gülle spritzte nach allen Seiten. Vater Grotzki stand wie gehabt vor seinem schwelenden Haufen und stocherte mit seiner Mistgabel darin herum. Ich driftete und bremste mich neben den Trecker, langte raus und zerrte das Schrotgewehr unter dem Sitz hervor, noch ehe Grotzki Zeit zu reagieren gehabt hätte. Schrot quer über den Knien, rollte ich die paar Meter zu ihm rüber und stoppte.
    Das unsichtbare Feuer hatte es fast geschafft, den Riesenhaufen feuchten Mists in schwefelgelben Qualm zu verwandeln, aber noch fand Grotzki es nötig, die Rauchentwicklung weiter zu unterstützen. Er fuhr herum, und die Mistgabel zitterte in seinen Händen, als ich zum Stehen kam, doch der Anblick seiner eigenen, auf ihn gerichteten Schrot hielt ihn auf Distanz. Trotzdem ließ ich den Motor laufen und den Ersten drin.
    »Hören Sie zu, Grotzki. Ich weiß inzwischen, dass es Ihre Kinder sind, die nachts die Forensik sabotieren.
    Also, wenn Sie nicht wollen, dass …«
    »Meine Kinder verlassen nachts niemals ihr Zimmer«, behauptete er mit einer Geste auf den bunkerähnlichen Anbau.
    »Sie hetzen Ihre eigenen Kinder in kriminelle Aktionen. Warum erledigen Sie die Drecksarbeit nicht selber?«
    »Jesus ist auch gestorben, um die Menschheit zu retten«, antwortete er.
    Was für eine Antwort war das denn? Wofür hielt er sich? Gottvater?
    Aus der Eingangstür des

Weitere Kostenlose Bücher