Freche Mädchen... 09: Liebe, Chaos, Klassenfahrt
was von »Vertrauensbasis herstellen«. Es schien ihr einzuleuchten. Jedenfalls besserte sich ihre Laune etwas.
»Wenn wir jetzt gleich in den Speisesaal gehen, dann treffen wir ihn vielleicht noch«, schlug ich vor, aber Anke hatte es nicht besonders eilig.
»Der nächste Akt will genau überlegt sein«, sagte sie und ich musste ihr nochmals haarklein erzählen, was ich über Jannis erfahren hatte.
»Ich habe übrigens auch Neuigkeiten.« Anke sah mich einen Moment lang unsicher an, als überlegte sie, ob sie mir überhaupt etwas mitteilen sollte. Dann lachte sie. »Heute Nacht findet eine Fete statt. Heike hat morgen Geburtstag und feiert ab zehn.«
»Und warum erst um zehn?«, fragte ich und verkniff mir dabei ein Gähnen. Diese Wanderung heute hatte mich geschafft.
»Wahrscheinlich fängt die Fete erst so spät an, damit Danni und Natascha nichts mitkriegen. Stell dir vor, Heike hat die Stuttgarter eingeladen«, strahlte Anke. »Ich nehme an, Jannis wird auch kommen. Das ist doch die Chance für mich.«
Ich schluckte. »Hat Heike dich eingeladen?«
»Klar. Ging gar nicht anders. Ich hab es vorhin ganz zufällig mitgekriegt und hab gesagt, oh, toll, da freu ich mich. Heike musste mich einladen. Aber ich glaube, es war ihr gar nicht so angenehm.« Anke lachte. »Vielleicht findet sie Jannis auch süß, wer weiß. Jedenfalls werde ich ihn gleich aufs Surfen ansprechen und auf den Lamborghini; da wird Heike Schwierigkeiten haben, mit ihm ins Gespräch zu kommen.«
»Ich wünsche dir viel Spaß«, sagte ich. »Gehst du jetzt mit zum Abendessen?«
»Was heißt, du wünschst mir viel Spaß?« Anke sah mich fragend an. »Willst du nicht mit?«
Ich zuckte die Schultern. »Ich bin ja nicht eingeladen. Und ein Geschenk hab ich auch nicht.«
»Geschenke haben wir alle nicht«, meinte Anke. »So kurzfristig, wie Heike die Fete angesetzt hat. Aber wir sollen ihr was von unseren Vorräten mitbringen, als Eintrittskarte sozusagen. Natürlich bist du auch eingeladen. Stefanie geht doch auch mit. Oder erwartest du vielleicht eine schriftliche Einladung?«
»Ja«, hätte ich am liebsten gesagt, »erwarte ich.« Aber dann musste ich selber lachen und sagte, ich müsse mir das noch mal überlegen.
»Wir sollen vom Abendessen einiges mitbringen. Käse vor allem, Heike will eine Käseplatte machen. Wir könnten den Rest Salzbrezeln spendieren.« Anke überlegte kurz. »Meinst du, ich kann einfach meinen Rucksack mit runternehmen, um was vom Abendbrot einzupacken, oder fällt das auf?«
»Klar fällt das auf und womöglich wird Danni dann misstrauisch. Lass den Rucksack lieber hier«, bestimmte Stefanie, die eben ins Zimmer gekommen war.
»Willst du den Käse einfach so in der Hand hochtragen?«, fragte Anke. »Das fällt erst recht auf. Sag du doch auch mal was, Carlotta. Du tust gerade so, als ob dich das nichts angeht. Außerdem könnt ihr machen, was ihr wollt. Ich nehme den Rucksack mit und fertig.«
Wir hätten uns die ganze Streiterei sparen können. An diesem Abend gab es Linsen mit Würstchen und zum Nachtisch Kompott.
»Wir gehen ja schließlich nicht wegen des tollen Essens zur Fete«, meinte Anke und schob ihren leeren Rucksack unauffällig unter die Sitzbank.
Fast alle aus unserer Klasse – bis auf Tina und Agnes, die nicht eingeweiht waren – gähnten auffällig herum, bis Herr Dannitzki, der eigentlich Gesellschaftsspiele mit uns hatte spielen wollen, lachend meinte, er habe noch nie eine so lahme und schlappe Bande wie uns gesehen und wir sollten machen, dass wir ins Bett kommen.
Anke und ich gingen in unser Zimmer. »Das ist die Chance für mich heute Abend«, sagte sie halblaut, während sie ihre Pullover auf dem Bett ausbreitete. »Meinst du, ich soll den blauen oder den geringelten anziehen?«
»Ich finde den blauen besser«, sagte ich. »Meinst du, da läuft heute Abend was?«
Anke zog den blauen Pulli an und stopfte den geringelten zurück in den Schrank. »Hoffe ich. Ach, Carlotta, ich bin wahnsinnig nervös. Warst du eigentlich schon mal verliebt?«
»Ich? Nö, eigentlich weniger«, behauptete ich und musterte meine Klamotten. Was sollte ich zu der Geburtstagsfete anziehen?
»Du kannst mein weißes Sweatshirt kriegen, wenn du willst«, bot Anke an. »Das sieht gut aus zu deinen schwarzen Haaren.« Sie füllte zwei Plastikbecher mit Apfelsaft. »Auf Jannis. Drück mir die Daumen, dass alles gut geht.«
»Auf Jannis«, sagte ich und merkte, wie mir das Blut in den Kopf
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