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Freche Mädchen... 10: Headline mit Herz

Freche Mädchen... 10: Headline mit Herz

Titel: Freche Mädchen... 10: Headline mit Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Sahler
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Betreff lese, beginnt mein Herzschlag zu holpern. Charakterlich unterirdisch.
    Meine Worte.
    Gerade noch in der Mail an Paul benutzt.
    Während ich die Mail öffne und anfange zu lesen, scheint sich ein schwarzer Giftnebel in meinem Gehirn auszubreiten. Gleichzeitig steigt mein Puls auf Formel-1-Tempo.

    Von: Leon Bergazy
    An: Merle Julieta Fernandez
    Betreff: Re: Charakterlich unterirdisch
    Liebe Merle,
    danke für deine liebenswerte Mail. Auch ich finde dich süß, aber befremdet hat mich, dass du mich deswegen gleich als »Lieblingsbruder« anredest. Ist das nicht einen Tick zu ranschmeißerisch?
    mfg
    Leon Bergazy

    Wackelt das Gebäude? Erdbeben? Tsunami? Tornado? Ich habe das Gefühl, ich löse mich auf, zerfließe auf dem unordentlichen Boden meines Zimmers zu körperlosem Schleim. Wie doof kann man sein! Habe ich tatsächlich die Mail an Paul versehentlich an Leon geschickt?
    Meine Bronchien machen fiepende Geräusche wie eine strangulierte Maus, als ich im Millisekundentakt ein- und ausatme, um mir irgendwie Sauerstoff zuzuführen. Ich habe das Gefühl, gleich wie ein nasser Sack umzukippen.
    Wie peinlich. Wie unendlich peinlich.
    Ich schlage die Hände vor das Gesicht, kneife die Augen zusammen. Kein klarer Gedanke dringt durch die schwarze Giftwolke hinter meiner Stirn. Ich kann nicht fassen, was ich da getan habe, und überlege ernsthaft, noch heute die Schule zu wechseln, um niemals wieder etwas mit der Insight und sämtlichen Konkurrenzblättern sowie deren Herausgebern zu tun zu haben. Oder besser gleich Nägel mit Köpfen und mit einem Satz durch das Panoramafenster in den Rhein?
    »Nein, nein, nein«, flüstere ich in die hohlen Hände. »NEIN«, kreische ich hysterisch, als Frau Markowski ohne zu klopfen die Tür öffnet und mir einen Teller mit Leberwurstbroten und Gürkchen anbietet. Perfektes Timing, echt. Sie weicht entsetzt zurück und knallt die Tür wieder zu. Dahinter höre ich sie lamentieren: »… muss mal was Anständiges essen … Aber Undank ist der Welten Lohn …«
    Leberwurstbrote! Wie kann ein Mensch an etwas Banales wie Abendbrot denken, wenn die Welt untergeht! Die Markowski hat mir gerade noch gefehlt. Ihre dünnen grauen Haare sind so stramm nach hinten zu einem Dutt gezogen, dass sie kein Lifting und kein Botox braucht. Die Augen sind Schlitze, jede Falte in ihrem runden Apfelbackengesicht ist entzerrt. Trotzdem sieht sie nicht jugendlicher aus, als sie mit ihren sechzig Jahren ist. Ihr gesamtes Körperfett verteilt sich um die Mitte, mit ihren dünnen Beinen in Leggings und den bunt gemusterten Kittelschürzen erinnert sie mich immer an eine angemalte Regentonne auf Stelzen. Grundsätzlich ist die Markowski nicht verkehrt. Immerhin sorgt sie dafür, dass die Hütte aufgeräumt und staubfrei ist. Nur mein Zimmer, das hat sie geschworen nicht zu betreten, bis ich die Schmutzwäsche, Papiere, Bücher und DVDs einsortiert habe.
    Darauf kann sie lange warten. Mir ist es recht, wenn sich keiner außer Paul an meiner heiligen Ordnung zu schaffen macht. Mama meint, ohne die Markowski wären wir aufgeschmissen. Sie trägt sie auf Händen, liest ihr jeden Wunsch – auch den nach einer Gehaltserhöhung – von den Augen ab. Manchmal sollte man meinen, nicht die Markowski wäre die Angestellte, sondern meine Mutter.
    Aber die Markowski geht mir in diesem Moment sehr weit am Hintern vorbei. In meinem Schädel wallt immer noch die Aschewolke wie nach dem Ausbruch eines isländischen Vulkans.
    Als sich der Nebel endlich schwerfällig zu lichten beginnt, klicke ich in meinem Mailprogramm, um ein weiteres Mal die Mail an Paul zu lesen – diesmal mit den Augen von Leon.
    Ich flüsterte Verwünschungen vor mich hin, während ich mir vorstelle, wie er sich zu Hause darüber beömmelt hat, dass ich meine privatesten Gedanken an ihn geschickt habe.
    Jetzt weiß er nicht nur, wie ernst ich sein Blatt nehme, jetzt weiß er vor allem, dass ich ihn attraktiv finde! Was bildet der sich bloß ein! Und wie wird er das Wissen darüber nutzen, dass ich dringend Gegenmaßnahmen ergreifen möchte?
    Ich werfe mich auf meine Matratze, Gesicht voran in ein dickes Kissen, und trommle mit den Fäusten auf den Schaumstoff.
    Was kann ich tun, um den Schaden irgendwie zu begrenzen?
    Eigentlich gibt es nur eine Möglichkeit: Ich muss so tun, als fände ich es nicht weiter dramatisch, dass er die Mail gelesen hat. Vielleicht kann ich es sogar so drehen, als hätte ich das beabsichtigt. Aber das dürfte mir

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