Freddie 03 - Wann heiraten wir Freddie
Medizinmann je den Fuß in seinen Landstrich setzten — und so fort. Freddie entging es nicht, wie rasch er verschwand, um einem Zusammentreffen mit Liz zu entgehen.
Während der Fahrt schwatzten die Mädchen nicht, wie Mrs. Wells vorgeschlagen hatte. Sie waren ziemlich still, und Liz erklärte: »Nichts Aufregendes an dieser Tour, Freddie. Ich fühl’ mich todelend, und wir haben nicht mal den Spaß, ein Wettrennen nach dem Zug veranstalten zu können. Tante Louisa hat uns viel zu früh losgehetzt. Wir werden uns noch eine lange Zeit da die Beine vertreten können.«
Aus dem Fond kam eine scharfe Stimme: »Eine nette Art, so daherzureden, wenn du deiner Freundin auf Wiedersehen sagen mußt. Wenn das alles ist, was du empfindest, wollen wir sie eben einfach nur absetzen und auf der Stelle heimfahren.«
Aber das taten sie dann natürlich doch nicht, und als der Zug schließlich von dem schmalen kleinen Bahnsteig wegkroch, war das letzte, was Freddie sah, Louisa Wells — aufrecht und unnachgiebig, aber majestätisch winkend, und neben ihr stand Liz, sah zu Tode betrübt aus und vergoß ein paar Tränen.
14
Eine Überlandreise in einem Bummelzug kann — selbst als höchstvergnügliche Neuheit — nach einer Weile sämtliche Reize verlieren. Anfangs erfreute sich Freddie der Gesellschaft eines Maori aus der Stadt, und ihre Unterhaltung war beiderseits sehr amüsant. An einer winzigen Station verließ er sie jedoch, und keiner nahm seinen Platz ein. Die Sitze in dem engen Abteil waren hart und unbequem. Das störte sie nicht besonders; wonach es sie verlangte, war jemand, mit dem sie reden konnte. Gewiß, der Schaffner schaute von Zeit zu Zeit herein und brummte etwas über ihr Vorankommen, den Schaffnerdienst im allgemeinen, die Gehälter der Angestellten und den beklagenswerten Zustand der Welt im Ganzen vor sich hin. Aber er war ein ausgemachter Pessimist und alles andere als ein fröhlicher Gesprächspartner. Freddie begann sich nach dem Ende der Reise zu sehnen.
Sie waren schon fast an der kleinen Station fällig, von der aus sie um zehn Uhr den nächsten Bummelzug nach Winslow erreichen sollte. Fünf Minuten vor der Ankunftszeit geriet Freddie in Panikstimmung. Sie wußte, daß es nur eine sehr kleine Haltestelle war, und erwartete, daß sie ganz plötzlich darauf stoßen würden, hingetupft wie sie sein mochte in eine scheinbar vollkommen unbewohnte Landschaft, aber bestimmt waren sie reichlich knapp daran mit der Zeit.
Viel Theater zu machen lag ihr nicht, doch entsann sie sich Jonathans leichter Beunruhigung über die Fahrt. Konnte Liz ein Irrtum unterlaufen sein? Wenn sie Liz auch schrecklich gern hatte, sah Freddie doch ein, daß sie kaum als sehr sorgfältiger oder übertrieben genauer Mensch gelten konnte. Und der freundliche Bahnbeamte, der sich in der Nacht ihrer Ankunft um sie gekümmert hatte und der ihr noch heute abend freundschaftlich Lebewohl gesagt hatte, vermutlich auch nicht. Beide mochten mehr dem Zufall trauen, und vielleicht war es von ihr sehr unvernünftig gewesen, sich auf ihre Auskünfte zu verlassen.
Als der Schaffner hereinkam, vertraute sie ihm ihre Ängste an, und er sah bestürzt und noch kummervoller als je zuvor aus. »Hab’ nicht die mindeste Hoffnung. Haben Verspätung. Ärger mit der Lok. Wenn man uns immer das schrottreife Zeug gibt, können Sie nicht von uns verlangen, daß wir pünktlich sind.«
Freddie spürte, daß sie ziemlich herausfordernd geklungen hatte und sagte darum bescheiden, es wäre ja nur, weil sie gehofft hätte, den Vier-Uhr-Zug zu erreichen, der sie weiter nach Winslow bringen würde. Der Schaffner wurde zwischen Mitleid und einer Art düsterer Befriedigung hin und her gerissen. »Kann nicht sein, außer der andre Zug hat auch Ärger gehabt. Kommen nur selten rein, bevor der abdampft, wirklich. Irgendwer hat Ihnen da was Falsches erzählt. Sind immer knapp daran, haben aber sonst keine Fahrgäste, und wir können schließlich nicht nach dem Fahrplan fahren, nur weil jemand ’nen Zug noch kriegn will. Das ist ’n Güterzug, damit müssen sich die Fahrgäste abfinden.«
Schon ertappte sich Freddie bei Entschuldigungen, Erklärungen, daß die Verbindung bestimmt schwierig sei, daß ein Zug wegen eines einzelnen Mitreisenden ganz bestimmt nicht schneller fahren könne, und daß sie schon irgendwie zu Rande käme. Zum Beispiel über Nacht in einem Hotel absteigen.
Betrübt schüttelte der Schaffner sein Haupt. »Da gibt’s kein Hotel, drei Meilen
Weitere Kostenlose Bücher