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Freddy - Fremde Orte - Blick

Freddy - Fremde Orte - Blick

Titel: Freddy - Fremde Orte - Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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öfters hier gesehen.“
    „Der hat das Haus verlassen!“, rief ein zahnloser Greis vom nächsten Grundstück aus dazwischen.
    „Wie meinen Sie das ... das Haus verlassen?“
    „Da!“ Der Alte zeigte mit einem langen, gichtigen Finger auf eine Stelle im ersten Stock. „Da ist … war ein Fenster. Er ist durch das Fenster raus, hat ein paar Schritte über das Dach gemacht, und … da, an der Seite ist er ausgerutscht und runtergefallen. Da hat das Haus schon gebrannt. Im Garten neben den Büschen ist er aufgekommen. Aber ihm ist nichts passiert. Er ist gleich weitergelaufen, und er hatte etwas bei sich. Eine große Tasche, glaube ich, oder einen Koffer.“
    Der Feuerwehrmann gab die Information an die Polizei weiter, die gerade mit zwei Autos anrückte.
    „Sie haben großes Glück, dass es windstill ist“, sagte eine junge Polizeibeamtin zu den Nachbarn. „Die Funken …“
    Überall waren plötzlich Kinder, die das Feuer sehen wollten. Und Erwachsene, die so taten, als würden sie ihre Kinder einsammeln kommen, und sich dann einfach dazu stellten und zusahen. Es war ein Hochofen, ein Inferno aus gelben, prasselnden, wütenden Flammen, aber wie die Beamtin gesagt hatte: Die Zungen leckten kerzengerade noch oben, und man konnte nahe rangehen, ohne wirklich in Gefahr zu sein.
    Tausend Dinge wurden von der Hitze in den Himmel gerissen, um eine Weile am Himmel zu schweben und dann in die Gärten und auf die Dächer der Nachbarn herab zu flattern. Verbrannte Lampenschirme, Kleidungsstücke, flammende Bücher, alles Mögliche. Funken glommen auf wie Schwärme von Glühwürmchen und verlöschten wieder.
    Dann flog das Auto in die Luft. Ein Feuerwehrmann, der zu wenig Abstand gehalten hatte, wurde umgeworfen, und es entstanden hitzige Diskussionen über den Fehler, den man da begangen hatte.
    Die Männer, die ins Haus gegangen waren, kamen nun herausgestürzt. Ihr Timing war perfekt, denn keine zwei Minuten später fiel das Haus komplett in sich zusammen. Inzwischen hatte man auch die beiden Nachbarhäuser evakuiert, die jedes nur etwa zehn Meter entfernt standen. Die Seitenwände dieser Häuser wurden mit Wasser getränkt, damit das Feuer nicht auf sie übergreifen konnte.
    „Bist du in Ordnung?“, fragte ein kleingewachsener älterer Mann, dem der weiße Helm zu groß zu sein schien, seinen Kollegen. Der Kollege gehörte zu denen, die eben noch im Haus gewesen waren. Jetzt nahm er seine Atemmaske ab. Er taumelte.
    „Da drin war etwas.“
    „Was?“ Schrecken spiegelte sich in den Augen des Kleineren. „Da war noch jemand drin?“
    „Nicht … jemand – etwas … schwarz wie ein Schatten … Es hat sich bewegt und … doch nicht bewegt …“
    Der Ältere hielt seinen Kollegen fest, als dieser einen Ausfallschritt machte und umzukippen drohte. „Du hast etwas abbekommen. Setz dich in den Wagen! Ich sage dem Doktor Bescheid. Vielleicht war etwas mit deiner Maske nicht in Ordnung.“
    „Nein. Alles … okay. Ich habe es … wirklich gesehen. Es hat sich da drin ... umgeblickt wie ich auch …“
    „Wenn du okay bist, dann sag mir, was es war. Ein Tier? Kein Tier würde in ein brennendes Haus gehen!“
    „Es war kein Tier. Wie … soll ich das erklären? Ein Schatten, ein bisschen wie ein Mensch, nur der Kopf war größer und … hatte eine Art Geweih … wie ein Hirsch, weißt du? Aber das wirklich Komische war, wie es sich bewegt hat. Es war einmal hier, dann dort, ohne Übergang. Ruckartig. Als würde ich es durch ein … sehr langsames Stroboskop sehen.“ Seine Hände machten hüpfende Bewegungen.
    Der ältere Kollege hörte sich das eine Weile an, während er ihm etwas zu trinken einflößte. Dann rief er eine Ärztin herbei. Der grauhaarigen, hageren Medizinerin erzählte er ein wenig von dem, was der Kollege ihm berichtet hatte, und verlieh seiner Vermutung Ausdruck, dass dieser durch einen Defekt in der Maske eine Rauchvergiftung abbekommen hatte.
    Doch die Ärztin wirkte verunsichert.
    Sie maß den Blutdruck des scheinbar Verwirrten und kontrollierte seine Reaktionen. „Sie werden es nicht glauben“, sagte sie leise zu dem Älteren, der sie dabei beobachtete. „Mindestens drei von den Nachbarn haben diese seltsamen Erscheinungen auch gesehen. Unmittelbar nach dem Ausbruch des Feuers seien mehrere schwarze Schatten durch die Straße gehuscht, sagen sie. Sie hätten große Köpfe gehabt und hätten sich nicht wie Menschen bewegt. Sie seien … gesprungen, von einer Haltung in die nächste, von

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