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Freddy - Fremde Orte - Blick

Freddy - Fremde Orte - Blick

Titel: Freddy - Fremde Orte - Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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nur.“
    „Fernsehen bildet“, warf Madoka ein. „Besonders das Lehrprogramm von Kanal Falkengrund, nicht wahr?“
    Miura breitete die Arme aus. Er schaltete wieder auf Englisch um: „Was wollen Sie? Sie wissen ja bereits alles. Sind Sie gekommen, um mich zur Rede zu stellen, oder …“ Seine Augen wurden schmal, und er befeuchtete seine Lippen mit der Zunge. „Sie sind doch nicht etwa hier, um mich zu erpressen?“
    Melanie staunte. Auf einmal spielte er tatsächlich mit offenen Karten. Ihr Herz schlug schneller. Miura war also der Mann, der sich hinter allem verbarg. Er besaß den Film, von dem Werner gesprochen hatte. Eben hatte er auf indirekte Weise zugegeben, „Kanal Falkengrund“ gesehen zu haben – Madokas geniale Umschreibung für etwas, was sich sonst schwer in Worte fassen ließ.
    Miura war der Mann, der durch Melanies Augen sah. Er war der Spion, gegen den sich Madokas Hass zu richten hatte. Melanie war nur das Werkzeug.
    Scham stieg in ihr auf. Sie war nicht prüde, aber dass dieser Japaner – vielleicht seit Jahren – alles sah, was sie sah, war nicht leicht zu schlucken. Bisher war es ein Verdacht gewesen, abstrakt und fantastisch, doch in diesem Moment saß sie dem Mann gegenüber, der Zeuge ihrer privatesten Momente geworden war. Sie musterte ihn, unsicher, wie sie sich verhalten sollte. Sein anzügliches Lachen von eben hallte noch in ihren Ohren. Eine saftige Ohrfeige wäre das mindeste gewesen, was er sich verdient hatte, aber sie wäre sich lächerlich vorgekommen, wäre sie nun aufgestanden und hätte ihm eine verabreicht.
    „Was Sie machen, ist ein Verbrechen“, zischte sie.
    „Diese Sichtweise verstehe ich. Aber das sagen Sie, weil Sie die großen Zusammenhänge nicht sehen“, erwiderte er. Die Notwendigkeit, sich zu rechtfertigen, trieb seine Stimme in piepsende Höhen. „Außerdem wird Ihnen kein Gericht dieser Welt Gehör schenken. Beruhigen Sie sich! Glauben Sie, ich hätte es getan, weil mich Ihr Körper interessierte? Gut, ich gestehe, es war nicht unangenehm, Sie unter die Dusche zu begleiten, ohne dabei nass zu werden. Sie haben da ein kleines Muttermal unterhalb der rechten Brust. Hätten Sie gedacht, dass es im äußersten Osten Asiens einen glühenden Verehrer hat?“
    Melanie und Madoka sprangen gleichzeitig auf.
    „Wenn Sie uns wirklich bespitzelt haben“, stieß Madoka hervor, „dann hatten Sie bestimmt auch Gelegenheit, meine Kampfkünste zu bewundern.“
    Miuras Augen zuckten umher, und er wich einen Schritt zurück. „Nein, diese ... Szene haben nur Dr. Andô und sein Sohn gesehen, Kazuo. Ihr jüngerer Bruder, nicht wahr?“
    Madoka machte aus dem Stand einen Satz, der sie über den Tisch und über die Couch hinweg trug. Sie landete neben Miura. Der Mann fuhr zusammen wie ein Kind, das Schläge erwartete. „Wie viele Menschen insgesamt haben Melanies Körper benutzt?“, wollte Madoka wissen.
    „Wie … wie viele?“ Er schluckte mehrmals trocken. „Dr. Andô, sein Sohn, Takase und ich. Vier. Vier Personen. Und Kazuo war nur zwei oder drei Mal dabei. Es ging ihn nichts an. Ich wollte ihn nicht dabei haben. Ich kann das entscheiden. Ich bin der Geldgeber des Projekts.“
    „Wer ist Takase? Und wovon genau reden Sie?“
    „Von dem … dem Film natürlich. Wir haben ihn untersucht. Vermutlich wissen Sie nicht, was für eine Entdeckung das ist. Takase … ist ein Techniker. Er hat die Maschinen gebaut, Geräte, um mehr über den Film zu erfahren … um das aus ihm herauszulocken, was in ihm steckt. Dr. Andô sollte dafür sorgen, dass die Dinge unter Kontrolle blieben, wenn wir mit den Leuten aus dem Film … äh … kommunizierten.“
    „Sie haben mit den Menschen im Film gesprochen?“
    „Ja, ja, ein wenig zumindest. Ich sagte ja schon: Es ist eine unglaubliche Entdeckung. Die Leute können den Film verlassen … für kurze Zeit. Takases Apparate machen es möglich, aber die eigentliche Kraft steckt nicht in den Maschinen, sondern in dem Film selbst.“
    „Ich möchte den Film sehen“, ging Melanie dazwischen. „Ich begreife das alles erst, wenn ich ihn mit eigenen Augen gesehen habe.“
    Miura trat ruhelos von einem Fuß auf den anderen. „Ich würde ihn Ihnen sofort zeigen. Aber das geht nicht. Ich habe ihn nicht mehr.“
    „Was? Wer hat ihn jetzt?“
    „Dr. Andô. Er hat ihn sich … na ja … es ist schwer zu erklären. Es kam zu einem Streit, zwischen Takase und ihm, und … dann gab es einen Brand. Ich weiß nicht einmal sicher, ob der Film

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