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Frederica - sTdH 6

Frederica - sTdH 6

Titel: Frederica - sTdH 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederica - sTdH 6
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schon
wieder. Miß Armitage war es nicht gelungen, sein Interesse wachzuhalten.
Jedesmal, wenn er sie sah, hatte sie entweder die Nase in einem Buch oder sie
saß stumm und verlegen am Dinnertisch.
    Da der
Regen anhielt, begannen die Gäste einer nach dem anderen abzureisen. Die
unerträgliche Langeweile vertrieb sogar die entschlossensten Schmarotzer.
    Schließlich
waren nur noch Lady Godolphin und Frederica da.
    Der Herzog
ließ Lady Godolphin eine Botschaft zukommen, in der er vorschlug, daß sie nach
London aufbrachen, bevor die Straßen noch schlechter würden. Die Diener sollten
mit dem Gepäck in zwei Kutschen vorausfahren, so daß sie bei allen Poststationen
schon auf den Herzog warteten. Frederica war enttäuscht. Sie hatte auf Marys fröhliche Gesellschaft während der Reise gehofft.
    Sie brachen an einem trübseligen Morgen auf, an dem große Regentropfen in die Seen schlugen, die sich auf den Rasenflächen vor dem Haus gebildet hatten.
    Frederica und Lady Godolphin sollten mit dem Herzog in dessen Kutsche reisen.
    Zu Fredericas Erleichterung redete Lady Godolphin ohne Unterlaß, als die Kutsche durch das von Regen triefende Land rumpelte. Endlich wurde der Herzog es leid, sich um das Verständnis ihrer rätselhaften Aussprüche zu bemühen und schlief ein.
    »So ein schöner Mann«, seufzte Lady Godolphin. »Da schläft er in Murphys Armen. Ich hoffe bloß, daß er Vorkehrungen getroffen hat, unsere Reise bald zu unterbrechen, denn es ist ja sehr ermüdend, wenn man nichts als Regen und wieder Regen sieht.«
    Die Kutschenlampen waren angezündet worden, weil es fast so dunkel wie in der Nacht war. Der Wind war heftiger geworden und peitschte den Regen gegen die Fenster. Frederica wurde es von den schlingernden und schwankenden Bewegungen der Kutsche übel. Lady Godolphin war ebenfalls eingeschlafen; ihr turbanbekrönter Kopf wackelte auf und ab, als die Kutsche wie ein Schiff auf hoher See dahin-schwankte.
    Frederica holte ein Buch heraus, mußte aber feststellen, daß sie auf den weißen Seiten nichts entziffern konnte. Die Lampen in der Kutsche brannten nicht, und sie hatte keine Streichhölzer. Alles, was sie vom gegenübersitzenden Herzog wahrnehmen konnte, war die Blässe seines Gesichts und sein weißes Jabot vor dem Hintergrund seiner schwarzen Kleidung. Er trug sehr viel Schwarz.
    Sie fragte sich, ob der Herzog je wirklich geliebt hatte oder ob er sich Liebe immer einfach »gekauft« hatte. Das Gesicht, das Lady James dem Herzog zeigte, war ein ganz anderes als das, das sie den Dienern zeigte. Wenn er in der Nähe war, wurde ihre Stimme sanft und ihre Blicke schmelzend.
Frederica schüttelte die Erinnerung ab. Sie wollte nicht mehr an den Herzog und
Lady James denken, genausowenig wie an ihren Vater und Sarah.
    Sie suchte
in ihrem Täschchen nach dem Riechfläschchen. Sie wünschte, sie hätte den Mut,
den Herzog zu wecken und ihn zu bitten, die Kutsche zum Halten zu bringen.
    »Wir fahren
schon seit Stunden«, dachte Frederica trübselig. »Er hat doch nicht
etwa vor, bis zum Einbruch der Nacht zu fahren. Oh, wenn doch nur dieses ekelhafte
Schlingern aufhören würde!«
    Ganz
unbewußt hatte sie den letzten Satz laut gesagt. Der Herzog öffnete die Augen.
»Was ist los?« fragte er.
    »Ich –
m-mir ist übel«, stotterte Frederica. »Mir ist so schlecht.«
    Der Herzog
ergriff seinen Stockdegen mit dem Silberknopf und stieß die Klappe im Dach
auf, wodurch sich ein kleiner Sturzbach direkt auf Lady Godolphins Kopf ergoß.
    »Follikel!«
sprudelte diese heraus. »Was soll das?«
    »Miß
Armitage ist übel«, antwortete der Herzog ganz ruhig. Er rief seinem Kutscher
zu: »Bob, halten Sie die Pferde an.« Man hörte eine heisere Antwort, und
Frederica schien es, als ob die ganze schwankende, schlingernde Welt auf
wundersame Weise wieder in Ordnung gekommen wäre. Aber sie hatte immer noch das
Gefühl, daß sie sich übergeben mußte.
    »Ich steige
besser aus«, sagte sie.
    »Unsinn«,
sagte der Herzog von Pembury. »Stecken Sie den Kopf aus dem Fenster.«
    »Ich kann
nicht«, protestierte Frederica unglücklich. »Es ist zu ungehörig.«
    »O Gott,
steh mir bei! Also gut. Steigen Sie aus.« Er zog am Riemen und öffnete die
Kutschentüre. Vom hinteren Trittbrett sprang ein Lakai herab und ließ die
Stufen hinunter.
    »Dieser
Mann holt sich den Tod!« rief Frederica aus, als sie den völlig durchnäßten
Lakaien sah.
    Der Herzog
knirschte mit den Zähnen. »Wollen Sie den ganzen Tag
da stehenbleiben,

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