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Frederica - sTdH 6

Frederica - sTdH 6

Titel: Frederica - sTdH 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederica - sTdH 6
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Schlucht
befand, und es wurde ihr klar, daß sie wirklich sehr viel Glück gehabt hatte,
sich nicht das Genick gebrochen zu haben.
    Die Wände
der Schlucht waren auf beiden Seiten des Flusses zu steil, um einen Versuch
wagen zu können, hinaufzuklettern; deshalb blieb ihr nichts anderes übrig, als
sich weiter den Weg entlang zu schleppen. Sie hoffte, daß der Pfad von
Menschenhand angelegt war und es sich nicht um eine Tierspur, etwa von
Kaninchen, handelte.
    Sie fühlte
sich sehr müde und hungrig und fror erbärmlich. Warum hatte wohl niemand nach
ihr gesucht? Hatte der selbstherrliche Herzog womöglich seinen Dienern einfach
befohlen, weiterzufahren?
    Aber das
hätte Lady Godolphin doch niemals zugelassen. Frederica dachte unter Tränen
daran, wie sich Lady Godolphin für sie eingesetzt hatte.
    Schließlich
ruhte sie auf einem Felsen aus und starrte unglücklich in den reißenden Fluß.
Der Regen hatte nun gänzlich aufgehört, und der Himmel begann im Westen
aufzureißen. Aber es dämmerte bereits.
    »Ich muß
stundenlang gelaufen sein«, dachte Frederica. »Es wird offenbar schon Nacht,
und es ist so kalt. Ich darf hier auf keinen Fall sitzenbleiben. Meine
Kleidung ist zu dünn. Reiß dich zusammen und lauf weiter!«
    Aber als
sie wieder aufstand, zitterten ihre Beine vor Müdigkeit, und ihre Zähne
schnatterten vor Kälte. Sie kam jetzt nur langsam voran, da ihre Schritte, die
dem dahineilenden Fluß folgten, immer schleppender wurden.
    Plötzlich
aber sah Frederica im Dämmerlicht etwas, was die Form eines Gebäudes hatte.
    Ein
Unterschlupf!
    Sie rannte
voller Angst, daß es sich um einen viereckigen Felsbrocken handeln könnte,
darauf zu.
    Aber es war
ein Gebäude ... zumindest etwas ähnliches wie ein Gebäude. Es war eine Steinhütte
mit zwei kleinen, mit Läden verschlossenen Fenstern und einer Holztür.
    »Es muß die
Hütte eines Flußwächters sein«, dachte Frederica, enttäuscht darüber, daß
keinerlei Lebenszeichen zu sehen war. Sie rüttelte an der Tür. Sie war fest
verschlossen.
    Jetzt
setzte sich Frederica hin und begann zum ersten Mal wirklich zu weinen. Einen
wunderbaren Moment lang hatte sie geglaubt, ihr Alptraum sei vorüber.
    Der Wind
peitschte ihre nassen Kleider gegen den Körper. »Hast du vor, hier
herumzusitzen und vor Erschöpfung zu sterben, du dumme Gans?« ermahnte
sich Frederica. »Brich die Tür auf!«
    »Ich kann
nicht«, jammerte die alte verzagte Frederica. »Ich habe nicht die Kraft dazu.«
    »Natürlich
hast du die«, schimpfte die neue Frederica. »Heb einen Stein auf und zertrümmere
das Schloß. Los!«
    Immer noch
schluchzend, raffte sich Frederica auf und hob einen Stein auf, der so schwer
war, daß sie ihn gerade noch bewegen konnte. Mit beiden Händen schlug sie ihn
mit aller Kraft gegen das Schloß. Das Holz spaltete sich so weit, daß sich die
Tür langsam mit einem knarzenden Geräusch öffnete. Frederica tastete sich in
das schwarze Innere. Sie öffnete an einem der kleinen Fenster die Fensterläden.
Die Fenster waren nicht verglast, und der Wind pfiff herein. Aber der Himmel hatte
sich gelichtet, und der Mond war hin und wieder zu sehen. Bei seinem schwachen
Licht konnte Frederica einige Gegenstände im Zimmer erkennen. Es gab einen
Tisch und einen Stuhl. Einige Angelruten waren gegen
die Wand gelehnt. Auf dem Tisch lag der weiße Stumpf einer Talgkerze.
    Frederica
tastete sich zum Tisch hinüber und glitt mit den Händen über die Tischplatte.
Ihre Finger umschlossen triumphierend eine Streichholzschachtel und ein öliges
Baumwollfetzchen. Sie zündete den Stoff an und dann die Kerze, die sie schnell
vor dem Wind, der in das Fenster blies, schützte. Dann stellte sie sie auf den
Boden, so daß sie nicht mehr im Zug stand, und schloß die Fensterläden.
    Sie nahm
die Kerze hoch und stellte sie auf den Tisch zurück. An der hinteren Wand der
Hütte stand ein kleiner gußeiserner Ofen, und auf einem Brett darüber steckten
zwei weitere Kerzen in Flaschen. Frederica zündete sie beide an und wandte ihre
Aufmerksamkeit dem Ofen zu. Neben ihm lagen ein paar Kienspäne und eine alte
Zeitung, aber keine Holzscheite. Vielleicht gab es draußen welche. Sie könnten
ja seitlich oder hinter der Hütte aufgestapelt sein.
    Der Wind
stöhnte um das Gebäude. Die Zähne zusammenbeißend ging Frederica wieder nach
draußen. Schwarze Wolken rasten über den Mond und tauchten alles in infernalisches
Dunkel.
    »Hoffentlich
werde ich nie blind«, murmelte Frederica und stolperte

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