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Frederica - sTdH 6

Frederica - sTdH 6

Titel: Frederica - sTdH 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederica - sTdH 6
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gehabt, um über ihre trostlose Zukunft nachzudenken. Mrs. Hammer
war ihr dauernd mit den Geschichten über die Niederträchtigkeiten von Guy
Wentwater in den Ohren gelegen, und daß er zu allem bereit sei, um es dem
Pfarrer heimzuzahlen. Sie wußte, daß sie nicht einmal mit einem
Empfehlungsschreiben rechnen konnte. Sie hatte keine Familie und keine
Ersparnisse. Vor ihrem geistigen Auge tauchte bereits ein Leben im Arbeitshaus
von Hopeminster auf.
    Als der
Pfarrer den Raum betrat, senkte sie den Kopf und erwartete die Verkündigung
ihres Geschicks.
    »Nun,
Sarah«, sagte der Pfarrer hastig, »mir scheint, du hast genug gelitten. Mr.
Pettifor möchte dir etwas sagen.«
    Der Pfarrer
ging zur Tür zurück. Mr. Pettifor schob sich seitlich an ihm vorbei.
    »Miß
Millet«, sagte Mr. Pettifor. »Es wäre mir eine Ehre ... eine große Ehre ...,
wenn Sie mir die Hand fürs Leben reichen würden.«
    Sarah
blinzelte, und dann nahm ihr Gesicht einen harten, unfreundlichen Ausdruck an.
»Er hat Sie gezwungen, mich zu fragen«, sagte sie und deutete mit dem Finger
auf den Pfarrer, der sich rückwärts dem Treppenabsatz näherte.
    Mr.
Pettifor kniete sich vor das Mädchen hin und nahm ihre Hand in seine. »Keiner
könnte mich zwingen, zu heiraten, Miß Millet. Ich liebe Sie, und ich finde,
daß Sie die wunderbarste Frau sind, die ich je gesehen habe.«
    Die Wirkung
dieser Worte auf Sarah war erstaunlich.
    Einen
Moment lang saß sie nur da und starrte den Kooperator an. Dann hatte es den
Anschein, als ob die Röte wie durch Zauberhand von ihren Augen wich, als ob
sich ihr schlaffes Haar um ihren Kopf kringelte, als ob sie von Kopf bis Fuß
strahlte.
    »O Mr. Pettifor«, hauchte sie. »Danke, vielen Dank.«
    Hochwürden
Charles Armitage fiel ein Stein vom Herzen, und er fühlte sich so unbeschwert
wie schon lange Zeit nicht mehr. Er schlug fröhlich die Tür hinter dem glücklichen
Paar zu und ging The Lass of Richmond Hill pfeifend die Treppe hinunter.
    Er stürmte
aus der Haustür hinaus und ging auf die Zwinger zu. Jetzt konnte er seine
Gedanken ernsteren Angelegenheiten zuwenden.

Fünftes
Kapitel
    Frederica machte sich keinerlei romantische
Vorstellungen über den Herzog von Pembury. Dazu flößte er ihr viel zu viel
Ehrfurcht ein. Sie hatte überhaupt vor allen Schloßbewohnern tiefe Ehrfurcht.
Sie fühlte die unausgesprochene Mißbilligung der Dienerschaft des Herzogs, die
anderen Hausgäste behandelten sie fast wie Luft.
    Beim Dinner
überlegte sie jedesmal krampfhaft, was sie sagen könnte. Lady Godolphin
kokettierte heftig mit einem älteren Herrn aus der Grafschaft und kümmerte sich
nicht allzusehr um Frederica. Unter den Gästen waren keine Männer, die Lady
Godolphin als im Alter zu Frederica passend betrachtete, und deshalb hatte sie
beschlossen, ihre ehestiftende Energie erst in London einzusetzen.
    Nur Mary,
das Stubenmädchen, blieb die alte, fröhlich, gutwillig und begeistert über die
Aussicht, nach London zu gehen.
    Schüchtern
und sensibel wie sie war, merkte Frederica nicht, daß die unfreundliche
Atmosphäre, die sie spürte, gar nicht gegen sie gerichtet war. Die ganze
Einladung war kein Erfolg. Normalerweise wären die Herren tagsüber auf die Jagd
gegangen, und die Damen hätten Spaziergänge mit Picknicks unternommen.
    Aber es
regnete – heftig, ohne Unterbrechung und erbarmungslos, so daß alle gezwungen
waren, sich im Haus aufzuhalten. Da keiner außer dem Herzog und Frederica gerne
las, aßen die Gäste zu viel und ließen die Nachmittage im Halbschlaf vergehen.
Die langen Abende verbrachten sie dann damit, einander beim Kartenspiel übers
Ohr zu hauen.
    Der Herzog
selbst war viel zu beschäftigt mit den Angelegenheiten seiner weitläufigen
Besitzungen, als daß er sich viele Gedanken um seine Gäste gemacht hätte. Er
hatte das Gefühl, daß er seine Pflichten als Gastgeber erfüllte, wenn er für
große Mengen Essen und Trinken, Billard- und Kartentische sorgte. Er wäre nie
auf die Idee gekommen, Theateraufführungen, Spiele oder Scharaden zu organisieren
oder sonst irgend etwas, das die Langeweile vertrieben hätte.
    Der Herzog
mochte derartige Festlichkeiten nicht, aber er hatte das Gefühl, daß er die
Einladungen, an denen er teilgenommen hatte, erwidern mußte. Deshalb lud er so
viele Leute wie möglich auf einmal ein und brachte auf diese Weise das
langweilige Geschäft in einem Aufwasch hinter sich.
    Er bereute
sein Angebot, Lady Godolphin und Miß Armitage nach London zu begleiten,

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