Frederica - sTdH 6
ansehen, wie sie wieder die bedrückte und stille Frederica wurde, die
sie auf seinem Hausfest war.
Noch bevor
der Tanz zu Ende war, watschelte Lady Godolphin bereits im Ballsaal umher und
prahlte taktlos mit der Höhe von Fredericas Mitgift.
Als der
Herzog von Pembury Frederica an ihren Platz zurückbrachte, warteten schon
zahlreiche Bewunderer auf sie, um sie zum nächsten Tanz zu führen.
Der Herzog
von Pembury ließ keinen Zweifel daran, daß er sich für keine andere Dame auf
dem Fest interessierte. Er verabschiedete sich auf der Stelle.
Obwohl sie
ihren neuentdeckten gesellschaftlichen Erfolg ungeheuer genoß, konnte Frederica
sich des Gefühls nicht ganz erwehren, daß der Abend ein bißchen schal geworden
war, aber sie wollte sich nicht eingestehen, daß das etwas mit dem Verschwinden
des Herzogs zu tun haben könnte.
Siebtes
Kapitel
Zwei
Tage nach dem
Eröffnungsball im Almack besuchte Guy Wentwater Lady James. Nicht, daß er sich
noch Hoffnungen machte, sie für sein Vorhaben, den Armitages zu schaden,
einzusetzen, aber er hatte weiter nichts vor und fand Lady James einfach
amüsant.
Sir Edwin
Armitage hatte ihm einen wütenden Brief geschrieben, in dem er ihm mitteilte,
daß ihn seine Wildhüter wie einen Wilderer erschießen würden, falls er sich
noch einmal The Hall näherte, um Emily zu sehen. Hochwürden Charles
Armitage hatte auch geschrieben, daß Mr. Wentwaters Anwesenheit in Hopeworth
in Zukunft noch weniger willkommen sei als bisher. Der Pfarrer fügte hinzu, daß
es ihm unendliches Vergnügen bereiten würde, Mr. Wentwater mit der
Pferdepeitsche zu verjagen, sollte er es wagen, sich noch einmal in der Nähe
des Pfarrhauses sehen zu lassen.
Da Guy
Wentwater nicht in den besseren Kreisen verkehrte, hatte er nichts von
Fredericas Triumph auf dem Ball gehört, aber Lady James wußte natürlich alles.
Sie stürzte
ihm sofort entgegen, als er angekündigt wurde, und überschüttete ihn mit einem
Redestrom, dem er nur zu gern sein Ohr lieh. Inzwischen war Lady James nämlich
fest davon überzeugt, daß der Herzog von Pembury sie geheiratet hätte, wenn
dieses verfluchte Armitage-Mädchen nicht aufgetaucht wäre.
»Es hat
keinen Sinn, daß ich versuche, Frederica zu verführen«, sagte Mr. Wentwater.
»Ihre Schwestern haben sie bestimmt vor mir gewarnt. Wir müssen einen anderen
Weg finden, an sie heranzukommen. Gibt es jemanden, den sie besonders gern
hat?«
»Lassen Sie
mich nachdenken.« Lady James schritt unter Seidengeraschel auf und ab. »Lady
Godolphin?« schlug sie vor und blieb stehen.
Mr.
Wentwater schauderte bei dieser Vorstellung. »Die alte Hexe
würde uns zum Frühstück verzehren. Hat Miß Frederica denn keine
Schulfreundinnen?«
»Ich stand
mit dem frechen Ding nicht auf vertrautem Fuß«, schnauzte ihn Lady James an.
»Sie dürfen nicht vergessen, daß sie Nachttöpfe leerte, als ich sie kennenlernte.
Sie hat die Seele einer Dienstmagd. In dem Moment, als sie entlarvt wurde und
wieder ihren alten gesellschaftlichen Rang einnahm, hatte sie nur den
einen Wunsch, nämlich, daß das Stubenmädchen, mit dem sie zusammengearbeitet
hatte, ihre Kammerzofe würde.«
»Ah,
vielleicht könnte ich in dieser Richtung etwas unternehmen«, sagte Guy
Wentwater gedehnt. »Das Mädchen verführen, und die Herrin folgt.«
»Ich weiß
nicht, wie ich dabei von Nutzen sein könnte«, sagte Lady James schlechtgelaunt.
»Mein Name muß jedenfalls aus der Sache herausgehalten werden.«
»Sie müssen
sich mit der kleinen Armitage befreunden, herausfinden, was sie so macht, und
mir eine Beschreibung des Kammermädchens geben. Das übrige erledige ich. Dann
müssen Sie Pembury eine Andeutung machen, daß sie eine Schwäche für die
Dienerschaft hat und in einen Lakaien verliebt sein soll. Wenn nötig sorge ich
für diesen Lakaien. Wir müssen Pembury das Mädchen wenigstens so lange
verleiden, bis Sie Ihr Werk getan haben – es sei denn, Sie überschätzen Ihre
Reize. Es kann natürlich sein, daß Sie auch dann keinen Erfolg bei ihm haben,
wenn Ihnen Miß Armitage nicht im Wege steht.«
Lady James
war aber viel zu eitel, um zu glauben, daß ihr der Herzog keinen Rest an
Zuneigung bewahrt hatte.
»Werden Sie
nicht beleidigend«, sagte sie kalt. »Räumen Sie Miß Armitage aus dem Weg und
überlassen Sie den Rest mir.«
Lady
James wäre sehr
überrascht gewesen, wenn sie erfahren hätte, daß die gesamte Familie Armitage
fest entschlossen war, Frederica vom Herzog von Pembury fernzuhalten.
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