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Frederikes Hoellenfahrt

Frederikes Hoellenfahrt

Titel: Frederikes Hoellenfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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Er sah die Journalisten sich in den Wagen der Geiselgangster setzen. Er sah die Mitschnitte des amerikanischen Fernsehens. Schreckliche Bilder. Und der eine war sicher dabei. »Joseph Hönig?«
    »Nein. Der steht vor der Tür.«

4:00
     
    »Hallo, Frau Kommissarin.« Die Stimme gefiel ihr. Es war der nette Beamte von abends. Er schob immer noch Wache vor dem BARocko. Die Haare strubbelten blond unter der Schirmmütze hervor. Mike64., dachte Agnes Schabowski, so müsste er sein. »Jetzt können Sie direkt vorm Eingang parken. Sind fast alle weg.« Und diese Stimme … Sie war im Dienst.
    »Auch die Zeugen?«
    »Ich denke, ja.« Der Uniformierte gab für sie die Absperrung vorm BARocko frei.
    »Die Kollegen sind aber noch drin?«
    »Ein paar von der Technik, nehme ich an.«
    BARocko leuchtete es noch immer neongelb in die Nacht. Schabowski nickte und stieg die kurze Treppe hinunter. Ihre Absätze knallten.
    Sie waren nicht alle gegangen. Im Gastraum versuchte Patricia Thede, Ordnung zu schaffen. Sie holte Gläser von Tischen, rückte Sessel gerade. Die Barhocker stellte sie auf die Theke. Von den Kollegen sah Agnes Schabowski keinen. Vielleicht waren sie noch in Khalid Georgieffs Büro und sicherten Spuren. »Hallo«, sagte die Kommissarin.
    »Sie schon wieder.« Patricia Thede blickte nur kurz zu ihr hin. Sie lächelte nicht. Die Augen lagen ihr tief in den Höhlen. Sie sah aus, als hätte sie vierundzwanzig Stunden hinter der Theke gestanden und selber eine hohe Rechnung vertrunken. »Ihre Kollegen sind noch hinten. Irgendwann einmal möchte ich auch nach Hause!« Sie klang genervt.
    »Ja, sicher.« Schabowski fiel kein Satz ein, der das Mädchen besänftigen konnte. »Vielleicht können Sie uns den Schlüssel überlassen, wir geben ihn dann Ihrem Chef.«
    »Der ist tot.«
    »Ja, sicher.« Die Zeugin ließ Schabowski nicht zu ihrer Strategie finden. »Ich habe noch ein paar Fragen.«
    »Ich habe doch alles schon dreimal erklärt und unterschrieben.«
    »Trotzdem, es muss sein.« Schabowski sammelte sich. »Ich nehme ein Wasser.«
    »Ich habe die Getränke schon weggeräumt. Nichts mehr da.«
    »Ich nehme auch eins aus der Leitung. Nur kalt muss es sein.«
    Patricia Thede stöhnte und lief hinter die Theke. Schabowski nutzte die Zeit, um die Kollegen im Büro des Ermordeten zu grüßen. Sie schauten von ihrer Arbeit kaum auf, hatte wohl schlechte Laune, mutmaßte die Kommissarin. Einigen war sie bereits vor Stunden begegnet. Wochenende und Freizeit waren passé. Auch Schabowski durfte nicht daran denken, hatte sich auf langes Schlafen und Bäckerbrötchen am Morgen gefreut. »Gut, gut. Ich will nicht weiter stören.« Sie glaubte, ein Knurren zu hören, und fragte: »Außer dem Mädchen von der Bar ist wohl kein Zeuge mehr hier am Ort?«
    Ein Mann im weißen Overall stopfte Fusseln in einen Beutel. »Sehen Sie welche?«
    »Nein.«
    »Eben.«
    Vielleicht ein Familienvater, der seinen vier Kindern einen Ausflug ins Elbsandsteingebirge oder in den Freizeitpark Belantis versprochen hat, dachte Schabowski.
    Patricia Thede hatte das volle Glas vor die Kommissarin auf den Tresen geknallt. Agnes Schabowski trank. Es schmeckte wie abgestandenes Spülwasser. Hatte das Mädchen ihr absichtlich die Plörre untergeschoben? Schabowski konnte sich das nicht vorstellen. Aber offensichtlich ging dem Mädchen der Tod ihres Chefs näher, als sie zugeben wollte.
    »Falls Sie Hunger haben.« Patricia Thede stellte ein Glas mit Salzstangen vor sie auf die Theke.
    »Nein, danke. Ich nehm noch ein Wasser.« Was redete sie? Noch ein Wasser, das widerlich schmeckte? »Wie sahen die Täter aus. Erinnern Sie sich an alle Details, Patricia, an alle.«
    »Patti, wenn Sie mich schon beim Vornamen nennen.« Schabowski griff zu den Salzstangen. So wirkte die Situation für das Mädchen vielleicht weniger offiziell und bedrohlich.
    »Eine Zeugin hat gemeint, sie hätte die Männer bereits einmal im BARocko gesehen.«
    Patti erschrak. »Meinen Sie wirklich?«
    »Das hat die Zeugin gesagt. Ihr kamen die Täter bekannt vor.«
    »Unter den Masken war nichts zu sehen. Sie waren schwarz.
    Schwarz von oben bis unten. Wie will die denn da jemanden erkennen? Mir jedenfalls waren sie nicht bekannt.«
    »Ihnen ist nichts aufgefallen?«
    Patti überlegte. Man sah ihr die Tortur an. Wahrscheinlich durchlebte sie das Geschehen noch einmal. »Sie kamen hier rein, gingen quer durch den Raum zu Khalid ins Büro.«
    »Die Masken hatten sie von Anfang an auf?«
    »Ich

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