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Frederikes Hoellenfahrt

Frederikes Hoellenfahrt

Titel: Frederikes Hoellenfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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Geiselgangster reagieren. Michalk war eingetroffen, er hatte seine Aufgaben im Waschsalon beendet, das Personal abgezogen. Walter und seine Techniker hatten den Befehl dort übernommen. Walter, dem alten Fuchs, würde nichts entgehen. Miersch hatte überlegt, ob er ihn von diesem Fall abzog, zu eng schien im Walters Vertrautheit mit Frederike und Kain, vor allem mit Ehrlicher. Walter war außer sich gewesen. Ich lasse mir von Ihnen den Job nicht verbieten! Ehrlicher erschossen! Kain entführt! Und ich darf nicht ermitteln! Da können Sie gleich das ganze Präsidium suspendieren! Der Kriminaldirektor hatte die Drohungen überhört und es dabei belassen.
    So saß die Mannschaft wieder in seinem Büro, das sie nur nutzten, wenn die Verbrechen außerhalb aller Routine lagen, die Presse sie jagte. Mitja. Michelle. Diskokrieg. In den großen Sitzungssaal nebenan hatten sie noch mehr Leitungen gelegt, weitere Computer und Monitore installiert. Die Kollegen saßen mit Headsets an den Telefonen. In den Verhörzimmern sprachen sie noch mal mit allen Zeugen. Die mussten sich erinnern, ihnen musste etwas aufgefallen sein, das ihre Ermittlungen voranbrachte. Sämtliche Spezialisten hatte Miersch aus ihren Nachtschlaf gerissen. Dominic Bleicher glühten die Ohren von den Fragen der Journalisten. Er würde sich ihnen wieder zuwenden müssen. Fernsehteams standen vor den Türen, und hielten es bis zur Pressekonferenz nicht aus. Redaktionsschluss! Morgenmagazin! Die Menschen haben ein Recht auf Information! Bleicher hatte bedauernd die Schultern gezuckt und sie vertröstet. In weniger als einer Stunde würden ihm ihre Fragen entgegenschlagen. Miersch lief jetzt schon der Schweiß. Seine Antworten kannte er nicht.
    Dr. Britt Tomaselli sog den Rauch tief ein. Er qualmte ihr aus Nase und Mund. »Meine Herren, diese Angelegenheit ist nicht schnell zu beenden. Überlegen Sie, wie lang andere Geiselnahmen gedauert haben.«
    »Ja.« Miersch wusste nicht, warum er vor dieser Frau kapitulierte. Er war sich nur sicher, er hätte Dr. Britt Tomaselli nicht zu diesem Fall hinzuziehen sollen. Aber in Ausnahmesituationen hatte er niemals psychologische Beratung gescheut. Auch wenn sie nicht zwingend vorgeschrieben war, so wollte Miersch auch jetzt nicht darauf verzichten. In vielen anderen Fällen hatten ihnen die Psychologen entscheidende Hinweise gegeben. Nein, Miersch hatte sich stets als einen Teamarbeiter begriffen. Aber dass ausgerechnet Dr. Britt Tomaselli das Bereitschaftstelefon abnahm, bedauerte er.
    Die Psychologin maß kaum einen Meter sechzig und war kugelrund. Alles an ihr schien kreisförmig: Kopf, Brüste, Bauch, Hintern. Selbstbewusst trug sie ihre Kilos, schien ihr Gewicht fast zu betonen. Die Lippen sehr rot, die Augen sehr dunkel geschminkt. Die Zähne zahnpastaweiß. Die Haare ebenholzschwarz. Sonst hatte sie nichts von Schneewittchen, eher etwas von Rumpelstilzchen. Miersch litt, wusste aber, dass Dr. Tomaselli als eine der Besten ihres Fachs galt. Sie wusste ihre Entscheidungen messerscharf zu begründen und hatte auch keine Angst, Vorgesetzten zu widersprechen. Auch ihm. Natürlich.
    »Wir können doch nicht zusehen, wie die Täter entkommen. Das sind Mörder! Ohne Skrupel!« Er versuchte, sich zu wehren. Vergeblich.
    »Sie werden gefasst. Herr Miersch, Sie müssen abwarten.«
    »Die haben Menschen in ihrer Gewalt! Sie haben mehrmals geschossen. Es hat Tote gegeben!«
    »Eben. Wir dürfen sie nicht reizen, nicht aus ihrem Konzept bringen. Sie werden selber aufgeben müssen.«
    »Nach noch mehr Toten!«
    »Das müssen wir verhindern, und das verlangt von uns größte Vorsicht.«
    Britt Tomaselli hatte ja recht, der kleinste Fehler, konnte Leben kosten, zumindest das von Frederike und Kain. Miersch lenkte ein. »Was schlagen Sie vor? Sollen wir zuschauen, bis sie in den Wäldern verschwinden?«
    »Herr Miersch, Sie verfolgen doch den Wagen der Flüchtenden. Sie haben ihn immer unter Kontrolle, wissen, wo er sich befindet. Irgendwann sind die Täter am Ende, wechseln sie Fahrer und Fahrzeug aus. Und genau dort haben wir unsere Leute vor Ort. Wir lassen Straßen sperren. Wir setzen den Hubschrauber ein.«
    »Der Hubschrauber ist bereits im Einsatz, wir müssen sie im Blick haben.«
    »Gerade die Verfolgung durch den Hubschrauber bei Nacht würde ich untersagen. Das Licht lässt die Flüchtenden wie unter einer Glocke fahren. Die Täter fühlen sich unter Stress, der Verfolgungsscheinwerfer, das ständige Motorengeräusch

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