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Frederikes Hoellenfahrt

Frederikes Hoellenfahrt

Titel: Frederikes Hoellenfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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die letzte Reihe.«
    »Ich bitte, Frau Doktor!« Sie musste ihn als Berufsanfänger einschätzen. »Ich stehe nicht zum ersten Mal auf dem Podium.«
    »Aber zum ersten Mal haben nicht nur Leipziger ein Interesse. Auslandspresse ist notgedrungen bei diesem Fall anwesend.«
    Es stimmte, dieser Fall bekam überregionale Aufmerksamkeit. Sie hatten Dolmetscher geladen. Nicht allein für die Journalisten, die konnten meist Deutsch, aber sie mussten auch Verbindung mit den Einsatzzentralen von Ústí nad Labem und Prag halten. Welche Städte und Sprachen noch dazukommen würden, legte die Route der Flüchtenden fest. Und die kannten wahrscheinlich nicht einmal die Entführer. Aber bei jeder Handlung hatten die Kollegen die Worte der Tomaselli wiederholt. Ruhe bewahren. Fahren lassen. Nur so können wir Schlimmeres verhindern.
    Miersch blickte zur Uhr. »Ich glaube, wir müssen.« Wir! Jetzt hatte er sie zur Konferenz praktisch eingeladen, ihren Platz in der letzten Reihe akzeptiert. Diese Frau brachte ihn aus dem Konzept. Und sie wusste es. Legte sie es darauf an?
    Um diese Zeit vermutete Miersch die Gänge des Präsidiums leer. Aber es begegneten ihnen viele Kollegen. Die konnten doch nicht alle mit der Geiselnahme zu tun haben! Wer hatte sie alarmiert? 7 Uhr 30 war offiziell Dienstbeginn in der Woche. Heute war Samstag.
    Das ganze Haus schien ihm wie ein Ameisenhaufen. Alles lief wie unter Glas ab. Die Kollegen bewegten sich ohne Ton. Miersch hörte keine Worte, sonst wurde öfter über die Gänge gebrüllt. Jetzt durchbrachen nur Telefone immer wieder die Stille.
    Der Saal der Konferenz war fast bis zum letzten Platze gefüllt. Es herrschte gespannte Aufmerksamkeit, Konstantin Miersch las es in den Gesichtern, als er sich den Weg durch die Journalisten bahnte. Ein Fernsehteam bat er, den Gang freizuhalten. »Brandschutz, Sie verstehen?«
    Dominic Bleicher ordnete am Präsidiumstisch letzte Dokumente. Miersch nickte ihm zu. Dann saß er vor mehreren Mikrofonen. Tontechniker stöpselten noch neue hinzu. Zwei Dolmetscherinnen nahmen neben ihm Platz. Sie lächelten schüchtern. Er lächelte zurück und schenkte sich Wasser in ein Glas, das vor ihm auf dem Tisch stand. Die Dolmetscherinnen lächelten noch immer und lehnten ab, als er auch ihnen einschenken wollte. Das Wasser erfrischte ihn. Und dann sah Miersch auf die Meute. Erwartungsfrohe Gesichter, bedrückte und ernste. Sie alle lechzten nach Informationen. Alte Bekannte blickten ihn an. Cornelia Biederstedt, BILD. Alexander Grunow, mdr-aktuell. Und natürlich Joseph Hönig. Der schaute zu ihm und hob seine Hand, um bei den Fragen der Erste zu sein. Miersch winkte ab.
    »Meine Damen und Herren, darf ich um Ruhe bitten!« Bleicher verschaffte sich sofort Gehör. »Ich begrüße Sie zu dieser ungewöhnlichen Stunde und freue mich über Ihr zahlreiches Kommen.«
    Miersch freute sich nicht. In der letzten Reihe hatte Dr. Britt Tomaselli Platz genommen. Sie hielt ihm beide Hände entgegen und drückte die Daumen und glaubte sich offensichtlich in einer Theaterpremiere. Hauptrolle: Konstantin Miersch .

5:55
     
    »Hier! Hier müssen wir abfahrn!«
    »Schnauze!«
    Frederike lehnte sich zurück und zog ihren Gurt weiter. Die Masken hatten ihren Vorschlag abgelehnt. Aber sie gab nicht auf. »Nehmen Sie einfach die nächste. Ist dann nicht weit. Und ich sage Ihnen, Sie werden sich nicht satt essen können.«
    Superman neben ihr wedelte mit der Pistole, aber die nahm sie nicht ernst. Warum sollte er sie erschießen, wenn sie ihn zum Kaffee einladen wollte? »Ich zahl auch, Sie sind, scheint’s, knapp bei Kasse.«
    »Nichts begriffen, die Tusse.« Superman musste lachen und klopfte auf den Metallkoffer, der auf der Ablage hinter der Rückbank lag. »Mit dem Geld können wir jahrelang Kaffeetrinken gehen.« Er verschluckte sich fast vor Freude.
    »Aber so gut wie dort schmeckt’s sonst nirgends. Nicht mal Corso und Kändler kommen da ran. So was von lecker.«
    Catwoman auf dem Fahrersitz befahl Kain: »Sag der Kuh, sie soll endlich still sein! Sonst stopfen wir ihr das Maul mit unserer Faust!«
    Kain sah sich zu ihr um und lächelte nicht, dabei wollte sie mit allen nur in dieses schöne Café. Mit Bruno hatte sie dort gesessen und Sachertorte genascht.
    »Ach, bitte!« Sie könnten auch in diesem hübschen Café frühstücken gehen. Frederike hatte Hunger, und außerdem drückte die Blase. »Ein Tässchen Kaffee wird uns allen guttun. Was zu essen gibt’s auch.« Sie senkte die

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