Frederikes Hoellenfahrt
Großmutter hatte auf einem Gutshof gewohnt. Gesinde. Köchin war sie gewesen. Frederike sah noch immer die alte Frau an ihrem Bett sitzen und Märchen vorlesen. Es war einmal ein Bauer, der war schon sieben Jahre verheiratet, und noch immer nicht hatte ihm seine Frau, die Bäuerin, ein Kind geschenkt. Endlich erhörte der liebe Gott ihre Bitten, und der Bauer war so erfreut darüber, dass er sprach: Mutter, wenn es ein Junge wird, soll er Jochem heißen und du musst ihm sieben Jahre lang die Brust geben. Frederike hatte keinem Kinde ihre Brust gegeben. Sie hatte sich Kinder gewünscht. Immer hatte sie sich Kinder gewünscht. Erst hatte es nicht geklappt, und als sie schwanger wurde, war sie zu alt. Bruno hatte einen Sohn: Tommi. Aber Bruno war tot.
»Nach rechts!«, schrie Superman durchs Auto. Catwoman lenkte scharf ein. Frederike würde keinen mehr nach einem Kaffee fragen. Aufs Klo musste sie trotzdem.
Tausend Farben für mein Prag und diesen sonnigen Tag. Der Wagen war aus dem Gewirr der Stadtstraßen wieder hinaus. Sie fuhren. Die Autobahn zeigte endlos Beton. Frederike tippte Kain auf die Schulter. Der hielt ihr seine Hand schon wieder vor die Augen. Flieh, wenn du kannst! Frederike nickte. »Aber ich muss wirklich dringend aufs Klo! Ich halt’s nicht mehr aus!«
»Piss in die Hosen!« Catwoman gab Gas.
6:15
In den gestrigen späten Abendstunden kam es zu einem Raubüberfall im Lokal BARocko. Die Täter brachen das Büro des Geschäftsführers auf und versuchten, Geld und Wertsachen zu stehlen. Dabei wurden sie vom Inhaber überrascht und schossen ihn nieder. Beim Opfer konnte nur noch der Tod festgestellt werden. Die Täter flüchteten in das Café Waschsalon und nahmen dort Belegschaft wie Gäste als Geiseln. In mühevollen Verhandlungen konnten die Täter dazu gebracht werden, die Mehrzahl der Geiseln freizulassen. Zurzeit sind die Täter auf der Flucht. Sie haben noch zwei Geiseln in ihrer Gewalt.
Herr Kriminaldirektor, kennen Sie das Ziel der Flüchtenden?
Nein.
Ist die Identität der Geiselnehmer bekannt?
Nein.
Es ist ja im Netz zu verfolgen, die Täterfahren Richtung Prag, Bratislava. Sind es Deutsche oder Tschechen? Slowaken? Südosteuropäer?
Wie gesagt, wir wissen es nicht.
Gab es Tote unter den Geiseln?
Ja. Eine junge Frau erlag ihren schweren Verletzungen.
Gab es weitere Verletzte?
Ja. Einen Mann aus unseren Reihen.
Können Sie sagen, um wen es sich handelt?
Ich kann, aber werde den Namen nicht nennen. Auch um die Familie zu schützen.
Was waren die Forderungen der Geiselnehmer, ich nehme an, sie haben Forderungen gestellt, wenn sie sich jetzt auf der Flucht befinden? Wurde Lösegeld gezahlt? Wenn ja, in welcher Höhe?
Ja. Die Täter haben eine Lösegeldforderung gestellt. Sie wurde nicht in voller Höhe gezahlt.
Können Sie sagen, welcher Betrag ausgezahlt wurde?
Nein.
Wie fühlen sich die Freigelassenen?
Da müssen Sie die Betroffenen fragen. Ich nehme an, es geht ihnen nach sechs Stunden Geiselhaft den Umständen entsprechend.
Khalid Georgieff, der Geschäftsführer des BARocko, galt als einer der Drahtzieher des Drogengeschäfts in der Stadt. Ist er der Tote?
Kein Kommentar.
Schließen Sie aus, dass dieser Mord in einem Zusammenhang mit dem sogenannten Diskokrieg steht, der derzeit in Leipzig wütet?
Krieg und Wüten sind die falschen Vokabeln. Aber ich kann diese Theorie weder ausschließen noch bestätigen.
Ist Georgieffs Tod möglicherweise eine Abrechnung rivalisierender Banden?
Ich muss mich wiederholen: Ich kann diese Theorie weder ausschließen noch bestätigen. Wir gehen jedoch von einem eskalierten Raubüberfall aus.
Eine Zufallstat?
Die Täter wurden bei ihrem Vorhaben gestört und griffen zur Waffe. Über solche Fälle berichten Sie täglich, ohne eine Verbindung zur Mafia, welche auch immer Sie meinen, herzustellen.
Die Täter flüchten nach Südosteuropa, da kommt es doch in Betracht, dass sie auch aus diesem Gebiet stammen. Südosteuropa legt eine Verbindung zur organisierten Kriminalität Leipzigs nah.
Bei Ihnen mag das so sein. Bei mir nicht.
Wissen Sie, was aus dem BARocko gestohlen wurde?
Nein. Wir sind am Anfang unserer Ermittlungen. Wir müssen die Zeugen noch ausführlich befragen.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den ausländischen Behörden?
Gut. Eine Zusammenarbeit mit ihnen ist nicht neu. Sie wird auch von uns immer wieder trainiert. Seien Sie gewiss, wir werden diesen Fall erfolgreich abschließen können.
Wie lang
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