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FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter

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Titel: FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Wittwer
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besser fern.
    Gedankenverloren ging Rosa weiter. Auch wenn im wöchentlichen Nachrichtenblatt zu lesen gewesen war, dass die Ermittlungen im Mordfall Emmerich eingestellt worden waren, so glaubte dieser Kuno das offensichtlich nicht. Sonst würde er sie nicht verfolgen.
    Benno und sie mussten also noch besser aufpassen. Wer weiß, was dieser durchtriebene Gauner im Schilde führte und ihnen antun könnte!
    Eine hagere Frau mit blassem Gesicht und wirren, grauen Haaren bog um eine Häuserecke und lief vor ihr die Gasse zum Kloster hinunter. Es war Berta Emmerich.
    »Guten Tag, Frau Emmerich«, rief Rosa ihr hinterher. »Wohin so eilig?«
    Die Witwe hielt an und drehte sich um. Ihr Blick war unstet und voller Angst. Dann erkannte sie Rosa.
    »Was ist mit Ihnen?«, fragte Rosa sie. »Sie sind ja wie aufgelöst.«
    »Ach, wie gut, dass ich dich hier treffe«, rief die Witwe. »Ich habe Schreckliches erlebt. Schreckliches!«
    Sie blickte hastig nach rechts und links, ob sie jemand beobachtete, und zog Rosa in eine Ecke.
    »Er war gestern Nacht da.«
    »Wer war da?«
    »Na, der Geist meines Mannes!«
    »Was, Sie haben Ihren Mann gesehen?«
    »Nein, nicht meinen Mann! Seinen Geist!«
    »Ihr toter Mann ist Ihnen gestern Nacht erschienen?«
    »Ja! Das sag ich doch.«
    Berta Emmerich machte eine Pause, um sich noch einmal umzusehen. Dann begann sie im Flüsterton zu erzählen:
    »Ich habe tief und fest geschlafen, als jemand in meinem Haus herumgeisterte. Von den Geräuschen bin ich aufgewacht. Irgendjemand war im Haus und durchsuchte alle Zimmer. Ich wollte schon aufstehen und mir einen Knüppel greifen – weißt du, ich habe immer einen dicken Knüppel unterm Bett liegen. Man kann ja nie wissen, welches Gesindel sich nachts herumtreibt und einem den letzten Heller klauen will. – Also, ich wollte mir gerade den Knüppel unterm Bett hervorholen, als die Tür aufspringt und der Geist meines Mannes hereinschwebt.«
    »Der Geist Ihres Mannes?«
    »Sag ich doch, der Geist meines Mannes! Er trug einen schwarzen Kapuzenmantel, und in der Hand eine Laterne. Sein Gesicht war schneeweiß, seine Augen lagen in tiefen, dunklen Höhlen.«
    »Das hört sich ja unheimlich an!«
    »Ist es auch gewesen! Der Geist hat mit einer tiefen Stimme gesprochen und mir gesagt, er käme aus der Unterwelt, um sich seinen Lohn zu holen. Ich war ganz starr vor Angst, denn ich dachte, er wollte mich selbst holen. Doch dann hat der Geist gefragt, wo sein Geld sei. Ich habe nur gezittert und kein Wort rausgebracht. Da hat er mich am Hals gepackt, mich gewürgt und geschlagen. ›Wo ist mein Geld, Frau?‹, hat er geschrien: ›Wo ist mein Geld?‹ Ich aber habe ihn nur wortlos angestarrt. Daraufhin hat er mich wieder geschlagen. Ich spürte schon meine Sinne schwinden, als er mich losgelassen hat. Dann habe ich geschrien: ›Lieber Gott, hilf mir! Hilf mir!‹ Da ist er zurückgewichen und hat gesagt: ›Ich komme wieder. Ich will mein Geld! Ich komme morgen wieder.‹ Dann war er weg. Mein Gott, war das eine schlimme Nacht!«
    Rosa blickte Berta Emmerich mitfühlend an: »Das ist ja schrecklich!«
    »Ja, das war es tatsächlich. Als unten die Tür schlug, bin ich zum Fenster gesprungen. Aber ich habe nur einen Schatten gesehen, der in Richtung Dom verschwunden ist.«
    »Wahrscheinlich ist er tatsächlich dorthin gelaufen«, erklärte Rosa. »Er muss sich dort irgendwo versteckt halten.«
    »Meinst du? Kann sich denn ein böser Geist im Gotteshaus verstecken?«
    »Ich glaube nicht, dass es ein böser Geist war. Dieses Phantom ist sicherlich ein Mensch aus Fleisch und Blut. Aber er spielt Ihren verstorbenen Gatten, und wir wissen jetzt auch warum. Er will an Ihr Geld. Dazu ist ihm jedes Mittel recht.«
    »Er sah ihm aber so ähnlich.«
    »Benno Greve und ich sind der Meinung, dass der Kerl eine Wachsmaske verwendet hat. Die könnte er von Ihrem toten Mann abgenommen haben.«
    »Hm, das könnte natürlich sein. Meinst du etwa, dass es der Absberg war?«, mutmaßte Berta Emmerich, nun etwas sicherer geworden.
    Rosa schüttelte ihren Kopf: »Nein, das glaube ich nicht. Aber der steckt vielleicht mit dem Phantom unter einer Decke.«
    Sie überlegte einen Augenblick. Dann fuhr sie fort: »Wenn der Kerl heute Abend wiederkommen will, dann könnte man doch den Büttel holen oder herausfinden, wohin er anschließend wieder verschwindet. Dann wäre aller Spuk vorbei!«
    Die Witwe starrte Rosa an: »Wollen Sie das tatsächlich für mich tun?«
    Rosa nickte: »Ja, ich

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