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FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter

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Titel: FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Wittwer
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Vielleicht hat er ja Lunte gerochen und weiß, dass wir ihm auf die Schliche gekommen sind. Vielleicht hat er seine Frau und mich zusammen gesehen und mich dann weiter beobachtet, sodass er weiß, dass ich ihm hier auflauere. Schließlich hat er mich und Benno schon vor einigen Tagen hier im Dom belauscht, ohne dass wir es bemerkt haben.
    Irgendwie war ihr jetzt ein wenig unheimlich. Doch nichts regte sich im Dom. Nicht einmal das Geräusch von geschäftig hin und her eilenden Mäusen war zu hören, obwohl es hier sicherlich eine Menge davon gab.
    Müdigkeit kroch durch ihren Körper und benebelte ihr Denken, verwischte Traum und Wirklichkeit. Sie lief mit Benno Hand in Hand über eine Blumenwiese. Die Sonne schien warm vom dunkelblauen Himmel. Graubraune Feldlerchen stiegen hoch in die Luft und sangen rhythmisch trillernd und zirpend ihre Lieder. So weit das Auge reichte, erstreckten sich Wiesen und Wälder in der hügeligen Landschaft. Am Horizont erhob sich eine Bergkette, deren Gipfel weiß im Sonnenlicht glänzten. Keine Äcker oder Siedlungen störten die Harmonie der Natur.
    Auf der Kuppe eines Hügels blieben sie stehen, fassten sich mit beiden Händen und schauten sich lächelnd in die Augen.
    »Ich liebe dich«, sagte Benno zu ihr.
    »Und ich liebe dich«, erwiderte sie.
    »Ich bin dein.«
    »Und ich bin dein.«
    Ein warmes Gefühl unbeschreiblichen Glücks erfüllte sie. Wenn doch dieser Augenblick nie enden würde.
    Ein Lächeln zog über Rosas Gesicht, während sie zwischen den Kirchenbänken versteckt träumte.
    Eine Tür öffnete und schloss sich leise knarrend. Rosa schreckte hoch. Sie hatte Emmerich verpasst! Wo war er hin? Durch welche Tür war er gegangen?
    Sie öffnete den Schieber ihrer Blechlaterne und eilte durch das Kirchenschiff zur großen Tür, die man mit Kupferblech beschlagen hatte, das längst mit Grünspan überzogen war; der Durchgang führte in den Kreuzgang mit den anschließenden Gebäuden. Sicherlich hielt sich der Mann dort irgendwo versteckt! Behutsam drückte sie die schwere, goldfarbene Klinke nach unten, öffnete die Tür einen Spalt und blickte den Gang entlang.
    Tatsächlich, jemand hustete irgendwo links in der Dunkelheit. Das musste Emmerich sein! Doch es klang so gedämpft, als wenn er sich hinter einer Steinmauer befinden würde.
    Rosa schloss den Schieber ihrer Laterne bis auf einen kleinen Spalt, sodass sie gerade noch genug sehen konnte, und schlich auf Zehenspitzen den Kreuzgang nach links hinunter. Einige Schritte weiter bog der Gang nach rechts ab. Rosa blieb stehen und blickte vorsichtig um die Ecke. Alles war dunkel, kein Mensch war zu sehen.
    Plötzlich war ihr, als würde nur wenige Schritte vor ihr ein Licht zwischen den Steinplatten des Fußbodens aufleuchten. Sie schüttelte ihren Kopf. Gab es etwa unter dem Kreuzgang unterirdische Räume? Das konnte nicht sein. Nur unter dem Hochaltar befand sich ein Gewölbe, in dem kostbare Reliquien aus dem Mittelalter lagerten. Aber eine Krypta mit Gängen, Gewölben und Särgen gab es im Dom nicht.
    Auf Zehenspitzen schlich sie zu der Stelle, wo sie den Lichtschein im Fußboden gesehen hatte und horchte angespannt in die Dunkelheit, aber nichts war zu hören. Sie kniete nieder und leuchtete die großen Steinplatten ab, mit denen der Kreuzgang gepflastert war, konnte aber nichts Verdächtiges finden.
    Ratlos erhob sie sich und betrachtete eine Grabplatte an der Wand. Die Inschrift war so verwittert, dass man sie bei der spärlichen Beleuchtung nicht lesen konnte. Ihr Blick wanderte wieder nach unten. Ein zwei Finger breites Loch am Fuß der Grabplatte erregte plötzlich ihre Aufmerksamkeit. Konnte es sein, dass sich dort ein versteckter Türöffner befand? Als sie an die Wand trat, wackelte eine der Steinplatten unter ihren Füßen. Sie war also nicht fest im Mörtel verlegt.
    Eilig bückte sich Rosa und steckte ihren Zeigefinger in das Loch unter der Grabplatte. Sie fühlte einen Metallring, griff hinein und zog mit aller Kraft daran. Nichts geschah. War dieser Ring doch kein Türöffner? Sie versuchte es wieder, aber der Ring bewegte sich keinen Fingerbreit.
    Vielleicht musste man ihn hineinschieben? Rosa versuchte es. Metall knirschte unter der Steinplatte. Der Ring gehörte also tatsächlich zu einem Riegel, der die Bodenplatte hielt. Plötzlich gab diese nach und schwang um die Mittelachse nach unten.
    Auch wenn sie es geahnt hatte, hätte Rosa beinahe leise aufgeschrien, als sich vor ihren Augen das Loch im

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