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FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter

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Titel: FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Wittwer
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verschwunden?«
    »Ja.«
    »Er hat sich nicht mehr gemeldet?«
    »Nein.«
    »Haben Sie sich Sorgen gemacht?«
    Berta Emmerich schaute ihn mit zusammengekniffenen Augen an.
    »Meinen Sie etwa, dass ich meinen Gatten nicht mehr liebe und froh bin, wenn ich ihn vom Hals habe?«
    Benno hob abwehrend die Hände.
    »Nein, nein, auf keinen Fall! Aber Kaufleute sind oft wochenlang unterwegs. Da sind Sie es doch gewohnt, lange Zeit nichts von Ihrem Gatten zu hören.«
    Die Witwe entspannte sich wieder.
    »Natürlich habe ich mir Sorgen gemacht. Ich mache mir jedes Mal große Sorgen. In diesen unsicheren Zeiten gibt es eine Menge Gesindel, das vor keiner Gewalttat zurückschreckt, um ans Geld zu kommen.«
    »Hatte Ihr Gatte viel Geld für seine Einkäufe mitgenommen?«, wollte Benno nun wissen.
    »Sehr viel Geld«, stieß die Witwe bitter hervor, »ich habe nichts mehr im Haus, keinen Groschen und keinen Heller! Er hat alles mitgenommen!«
    »Warum denn das? Können Sie mir das erklären?«
    »Nein, kann ich nicht.«
    »Wollte er ein größeres Geschäft abschließen oder vielleicht einfach nur sein Geld in Sicherheit bringen? Man munkelt ja in den Straßen, dass Tilly Magdeburg belagern will, um ein größeres Lösegeld von den Kaufleuten und Reichen zu erpressen.«
    »Von uns würden sie nicht mal den Dreck unter den Nägeln bekommen!«, erwiderte Berta Emmerich heftig. »Wir sind keine reiche Kaufmannsfamilie, sondern mussten immer von der Hand in den Mund leben. Wir konnten uns keinen Luxus gönnen. Jeden Groschen haben wir dreimal umgedreht, bevor wir ihn ausgaben.«
    Rosa warf Benno einen bedeutungsvollen Blick zu. Benno verstand, was sie wollte und nickte. Er räusperte sich und wandte sich wieder an die Witwe.
    »Dann liefen die Geschäfte Ihres Gatten also nicht so gut?«
    »Was nicken Sie sich gegenseitig zu?« Berta Emmerich blickte kritisch zwischen Benno und Rosa hin und her. »Glauben Sie mir etwa nicht?«
    »Nein, nein!« Benno hob wieder seine Hände, um die Frau zu beschwichtigen. »Rosa hat mich nur an etwas erinnert, das ich noch fragen muss.«
    Er wusste, dass dies nicht ganz ehrlich war und schämte sich ein wenig dafür.
    »Also, die Geschäfte Ihres Mannes, liefen die nun gut oder hatte er zu wenig Kunden?«
    »Warum wollen Sie das wissen? Was hat das mit seiner Ermordung zu tun?«
    »Möglicherweise sehr viel. Ich muss alle Hinweise prüfen«, erklärte ihr Benno, »vielleicht war es ja kein Raubüberfall gewesen.«
    »Was dann?«, unterbrach ihn die Witwe.
    »Es könnte auch ein anderer Metallwarenhändler gewesen sein, der einen unliebsamen Konkurrenten aus dem Weg schaffen wollte, besonders, wenn im Laden Ihres Gatten die Taler in der Kasse klingelten. Oder es war ein unzufriedener, gieriger Kunde oder ein Geschäftspartner, der im Streit mit Ihrem Gatten lag oder ihn einfach nur ausnehmen wollte. Es gibt viele Möglichkeiten, und wir müssen allen Spuren nachgehen.«
    Berta Emmerich nickte mit zusammengezogenen Brauen und starrte auf die Tischkante.
    »Die Geschäfte meines Mannes liefen nicht schlecht, aber er hat das Geld mit vollen Händen rausgeworfen. Deshalb musste ich ihn ein wenig zügeln. Schließlich mussten wir doch für schlechte Zeiten vorsorgen.«
    »Natürlich«, nickte Benno und warf einen verstohlenen Seitenblick auf Rosa. Sie hatte vorhin schon mit ihrem Blick angedeutet, dass möglicherweise nicht Klaus Emmerich der Knauserjan war, sondern seine Gattin, und Rosa hatte recht gehabt. Wie zur Bestätigung fuhr die Witwe fort: »Glauben Sie mir, wer nicht in guten Zeiten spart, steht vor dem Nichts, wenn eine Notzeit kommt! Das habe ich Klaus immer wieder gesagt – ja, sagen müssen.«
    Witwe Emmerich war bei diesen Worten richtig in Fahrt gekommen.
    »Hat Ihr Gatte denn alle Ihre Ersparnisse auf seine Geschäftsreise mitgenommen?«, fragte Rosa dazwischen.
    »Nein, natürlich nicht!«, lächelte Berta Emmerich fast siegessicher. »Er hätte es vielleicht getan, aber er wusste nicht, wo ich unsere Notgroschen versteckt habe. Er hat nämlich immer wieder bei seinen Geschäften größere Summen verloren – vielleicht auch verspielt, versoffen oder verhurt, ich weiß es nicht. Deshalb habe ich ihm das Geld zugeteilt. Hätte ich es nicht getan, würde ich nun am Hungertuch nagen.«
    »Natürlich«, stimmte Benno ihr zu. »Aber haben Sie vorhin nicht gesagt, dass Ihr Gatte alles mitgenommen hat und Sie nun keinen Heller mehr im Haus haben?«
    Witwe Emmerich stutzte kurz, dann aber

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