Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter

FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter

Titel: FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Wittwer
Vom Netzwerk:
Dämmerlicht wurde deutlich, wie erschöpft und zugleich angespannt die Männer waren. Die Kämpfe und ihre Zukunftsaussichten zeigten sich deutlich in ihren Gesichtern. Nur achtzehn Mann hatten von ihnen überlebt! Wie lange sie sich hier noch halten konnten, war allen klar.
    Schwer atmend lehnte sich Leutnant Berwitz an die Rückwand des Hauses und hielt sich den Arm. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor.
    »Lassen Sie mich mal sehen, Leutnant«, sagte einer der Männer und begutachtete die Wunde. »Glatter Durchschuss, aber damit werden Sie nicht mehr kämpfen können. Das Loch ist zu groß, um in den nächsten Wochen heilen zu können.«
    Er zog einen Stofffetzen aus seiner Tasche und band ihn um den Arm des Verletzten.
    »Danke, Soldat!«, nickte Berwitz ihm zu und versuchte zu lächeln. Es gelang ihm nicht wirklich, die Schmerzen waren zu groß. Er holte tief Luft und wandte sich an die anderen. Er wollte und konnte das nicht alleine entscheiden: »Lange können wir im Wachhaus nicht standhalten. Wahrscheinlich werden sie versuchen, uns auszuräuchern. Ich glaube auch nicht, dass Magdeburg uns Ersatztruppen schickt. Wir sind auf uns allein gestellt. Was sollen wir eurer Meinung nach tun?«
    Rauch stieg auf, als wollten die Angreifer seine Worte bestätigen. Doch das Holz des Wachhauses war noch zu frisch, um Feuer zu fangen. Es würde aber nicht lange dauern, bis der Rauch ihnen die Luft zum Atmen nahm und sie ersticken mussten.
    »Wir könnten uns ergeben«, schlug einer der Männer vor. Er war erst dreiundzwanzig Jahre alt.
    »Dann werden sie uns wie räudige Hunde erschlagen«, erwiderte ein vollbärtiger Hüne.
    »Und wenn wir um Gnade bitten? Vielleicht lassen sie uns ja am Leben«, meinte der junge Mann.
    »Vielleicht, vielleicht«, gab der Hüne heftig zurück, »aber ich werde nicht vor den Kaiserlichen zu Kreuze kriechen!«
    »Wir könnten doch aber vorgeben, uns Tilly als freie Söldner anzuschließen und uns dann später absetzen.«
    »Kannst du das wirklich mit deinem Gewissen vereinbaren?«, fragte Leutnant Berwitz den jungen Soldaten.
    Der zuckte mit den Schultern und meinte: »David hat doch den Philistern auch etwas vorgespielt, sodass diese glaubten, er würde auf ihrer Seite kämpfen.«
    »David war zwar ein gläubiger Mann, aber er hat nicht immer richtig gehandelt. Ich bin außerdem der Überzeugung, dass diese Täuschung des Philisterkönigs Achisch nicht im Sinne Gottes war«, gab Berwitz zurück. »David muss sich doch schäbig vorgekommen sein, als der Philisterkönig ihm im Namen Gottes sein volles Vertrauen aussprach.«
    »Wir haben jetzt keine Zeit für solche Debatten«, unterbrach der Hüne die beiden. »Sie wollen uns jetzt tatsächlich ausräuchern.«
    Er wies auf die Rauchschwaden, die inzwischen durch die Türritzen und aus einigen Schießscharten quollen.
    »Entweder wir krepieren hier elendig, oder wir stürmen nach draußen und sterben wie Männer!«
    »Oder wir lassen es darauf ankommen und ergeben uns«, schlug Leutnant Berwitz vor und blickte von einem zum anderen, »vielleicht lässt man uns ja doch am Leben.«
    Einer nach dem anderen nickte zustimmend. Sie wollten die Chance nutzen, noch einmal davonzukommen, und wenn sie auch noch so klein war. Versuchen konnten sie es ja.
    »Gut«, sagte ihr Kommandeur, »macht euch für die Übergabe bereit. Legt alle Waffen ab. Wenn nur einer von uns ein Schwert in der Hand hält, wird man uns sofort niederstechen.«
    Er blickte den bärtigen Hünen an. Der legte schließlich widerwillig und zögernd Schwert, Dolch und Streitaxt auf den Boden.
    »Hat einer von euch ein weißes Tuch?«, fragte Berwitz seine Männer.
    Der junge Soldat nickte, zog ein vergilbtes Leinentuch hervor und reichte es dem Leutnant. Der band es an die Scheide eines Schwertes und ging damit zur Tür. Noch einmal wandte er sich seinen Männern zu.
    »Die nächsten Minuten entscheiden darüber, ob wir leben werden. Wenn nicht, dann sehe ich euch beim Kommen unseres Herrn Jesus Christus wieder. Gott sei uns gnädig!«
    »Der Herr sei uns gnädig«, wiederholten die Soldaten mit gesenkten Häuptern, als wäre dies ihr letztes Gebet.
    »Hilf mir bitte beim Öffnen der Tür«, bat Berwitz den jungen Soldaten. Dann rief er laut: »Wir kommen jetzt raus!«
    Der junge Mann schob den schweren Eisenriegel zur Seite und öffnete die Tür eine Handbreit. Berwitz schob die Scheide mit dem weißen Tuch durch den Spalt und rief: »Wir sind unbewaffnet und ergeben

Weitere Kostenlose Bücher