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FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter

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Titel: FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Wittwer
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keinem Menschen«, sagte die Witwe ein wenig freundlicher als zu Beginn ihres Gesprächs, machte aber immer noch ein Gesicht, als wenn sie das letzte Mal vor zehn Jahren gelacht hätte. »Für mich interessiert sich doch niemand, außer den Zehnten-Eintreiber der Kirche und des Rats.«
    Schon früh am Donnerstagmorgen stand Rosa mit ihrem Vater und vielen Sudenburgern auf der Stadtmauer der Altstadt und blickte auf den Ortsteil von Magdeburg, wo sie geboren war und ihre Kindheit verbracht hatte. Wie die anderen Bewohner des Vorortes schämte sie sich nicht ihrer Tränen, als im Osten, Süden und Westen Rauch aufstieg und schließlich Flammen haushoch in den Himmel schossen. Die mit Stroh oder Holzschindeln gedeckten Dächer brannten wie Zunder, und auch die Bretterverschläge, Holzdielen und Balken der Fachwerkhäuser gingen schnell in Flammen auf. Schon bald war die Sudenburg ein Meer von Feuer und Rauch.
    Schweigend und mit verbissenen Gesichtern oder mit Tränen in den Augen blickten die Einwohner auf ihre brennende Heimatstadt. Mit ihren Häusern, Höfen und Werkstätten ging auch ihre Hoffnung auf eine glückliche Zukunft in Rauch auf. Alles, wofür sie gelebt und gearbeitet hatten, würde schon bald nur noch ein Haufen Schutt, Asche und verkohlter Balken sein.
    Auf Befehl des Stadtkommandanten Dietrich von Falkenberg hatten Magdeburger Soldaten die Häuser von Sudenburg angezündet, um zu verhindern, dass der Ort Tillys Truppen in die Hände fiel. Außerdem wollte der Befehlshaber die Schlagkraft seiner Männer bündeln, um die Altstadt besser verteidigen zu können. Da war Sudenburg und auch die Neustadt nur ein Klotz am Bein.
    Tatsächlich verdunkelte sich kurze Zeit später auch im Norden der Himmel über Magdeburg. Schwarze Wolken stiegen empor, die vom Schein des Feuers unten rot leuchteten. Die Neustadt brannte also auch schon.
    »Die beiden Vorstädte waren den Pfeffersäcken schon immer ein Dorn im Auge!«, brummte Hans Münkoff bitter. »Am liebsten hätten sie deren Häuser schon Jahre zuvor abgefackelt.«
    »Warum eigentlich?« Rosa blickte ihren Vater verständnislos an. »Wir haben ihnen doch nichts getan!«
    »Wir waren eine zu starke Konkurrenz für sie. Das war nicht gut für ihre Geschäfte. Deswegen wollten sie schon viel früher die Stadtmauern der Vorstädte einreißen und deren Bewohner schutzlos und von ihnen abhängig machen. Jetzt haben sie ja erreicht, was sie wollten. Sollten wir Tilly und Pappenheim tatsächlich zurücktreiben, werden die Bäuche der Magdeburger nur noch fetter werden, weil sie uns nicht mehr fürchten müssen.«
    Hans Münkoff wandte sich erregt ab, stieg die Mauertreppe hinunter und stapfte in Richtung des Klosters Unser Lieben Frauen. Rosa blickte ihm mitfühlend hinterher. Die Magdeburger hatten mit ihrer falschen Politik, ihrer Selbstsicherheit und Überheblichkeit das Lebenswerk ihres Vaters zerstört – seine und ihre Heimat. So etwas kann man nicht einfach wegstecken und dann weiterleben wie bisher.
    Sie seufzte und wandte sich wieder dem brennenden Sudenburg zu. Das Feuer fraß sich unaufhaltsam durch die Gassen und bewegte sich, vom Südwind getrieben, rasend schnell auf die Altstadt zu. Schon bald würde auch ihr kleines Haus an der Stadtmauer in Flammen stehen. Nie wieder würde sie am Abend auf halber Treppe müde in ihren Alkoven kriechen, um sich von ihrer harten Tagesarbeit auszuruhen. Nie wieder würde sie oben am Fenster im zweiten Stock sitzen und bei der Toilette eines der melancholischen Volkslieder singen, die sie so sehr liebte. Nie wieder würde sie mit ihrem Vater auf der Holzbank vor dem Haus sitzen und die Abendsonne genießen, die durch die Toreinfahrt der gegenüberliegenden Werkstatt schien und in ihrem hellblonden Haar spielte. Nie wieder!
    Die Luft wurde heiß, und der Gestank von verbranntem Leder, Stoff, Holz und Mist stieg in ihre Nase. Tränen liefen über ihr Gesicht, als auch sie die Treppe hinunterstieg, um ihrem Vater zu folgen.
    »Schön, dass ich dich hier treffe, Rosa!«
    Die Stimme von Benno Greve riss sie aus ihren traurigen Gedanken. Der junge Mann kam geradewegs auf sie zu. Er schien zu verstehen, wie sie sich jetzt fühlte, denn er nahm sie in seine Arme, drückte sie fest an sich und schwieg ganz einfach. Rosa spürte, wie innere Kraft von Benno ausging und sie wieder stark machte.
    »Danke!«, sagte sie schließlich und hob ihren Kopf zu ihm empor. »Danke, dass du da bist und mich einfach nur so festhältst. Ich

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