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FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter

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Titel: FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Wittwer
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mussten sie den Mann weiter beobachten. Ein Gottesdienst bot dafür eine gute Gelegenheit. Wenn von Absberg wirklich ein Katholik war, dann könnte er sich hier vielleicht verraten.
    »Achte auf seinen Mund«, hatte Benno zu Rosa gesagt, »wenn er beide Mundwinkel nach unten zieht oder einen Mundwinkel zur Seite verzieht und dabei die Augen halb schließt, dann drückt er damit Ablehnung oder sogar Abscheu aus. Wenn er dies bei einem typisch protestantischen Teil des Gottesdienstes macht – auch wenn es nur kurz ist – dann könnte Berta Emmerich recht haben. Menschen verraten sich oft durch solche kleinen Zeichen.«
    Rosa hatte genickt: »Gut, ich passe auf. Am besten, wir setzen uns so, dass wir ihn von beiden Seiten beobachten können.«
    Genau so hatten sie es gemacht. Nun saßen sie im Kirchenschiff, taten, als lauschten sie gespannt der Predigt und beobachteten dabei so unauffällig wie möglich den Ratsherrn sowie auch andere Gottesdienstbesucher, die mit Absberg in engerem Kontakt stehen könnten. Doch schon bald mussten sie sich eingestehen, dass ihr Verdacht entweder falsch war oder der Ratsherr sich vollständig beherrschen konnte. Keine verräterische Bewegung oder Mimik ließ darauf schließen, dass er ein Agent Roms war. Im Gegenteil, immer wenn Spaignart gegen Kaiser, Papst und Kirche zu wettern begann, nickte von Absberg, als stimmte er dem Prediger von ganzem Herzen zu. Natürlich, auch das konnte gespielt sein. Jesuiten galten immerhin als geschickte Verstellungskünstler. Um die Interessen der Kirche durchzusetzen, scheuten sie weder Mühen noch Opfer.
    Die Stimme Gilbert von Spaignart füllte das Kirchenschiff. Er war ein gewaltiger Prediger mit einer tiefen, beeindruckenden Stimme.
    »Nun scheint es, dass alle Welt das Evangelium verleugnet und des Teufels Erzhure anbetet. Doch nicht die reine Jungfrau Magdeburg! Mögen Tilly und seine Schergen und Helfershelfer noch so wüten, mögen die Verräter unter uns versuchen, den Verteidigungswillen der Bevölkerung zu untergraben und den Rat der Stadt zur Kapitulation zu drängen, Magdeburg wird standhaft bleiben! Sie ist und bleibt des Herrgotts Kanzlei, die Wehrstadt des Protestantismus.
    Auch wenn der verruchte Prämonstratensermönch Zacharias Bandhauer behauptet, die Jungfrau habe zwar ihren Siegeskranz gegen Kaiser Karl und Herzog von Friedland verteidigen können, nun aber werde Tilly ihn sich holen – er ist doch nur ein Lügenmaul!
    Mögen die Katholischen auch planen, unsere Jungfrau durch ihre ›Gottesmutter‹ Maria zu ersetzen und diese als ›wahre Jungfrau‹ bezeichnen, unsere Stadt wird niemals eine Marienburg werden, wie sie es planen, nimmer und niemals!
    Glaubt auch nicht den Ohrenbläsern und falschen Propheten, die Unheil über Magdeburg ausrufen, nur weil man die Gebeine St. Norberts von Xanten nach Prag verschleppt hat. Sie behaupten, danach wäre ein Leichenzug in der Walpurgisnacht durch die Straßen der Stadt gezogen, und das sei ein Zeichen einer baldigen Katastrophe. Ich muss weinen über so viel Aberglauben!
    Wer ist schon dieser Norbert? Der Gründungsvater eines römischen Ordens. Was macht diesen Mann heilig? Er ist nicht heiliger als die geringste Magd, die Christus als ihren Herrn anruft. Was sind schon seine Gebeine? Nur Knochen, die wie alle anderen zu Staub zerfallen.
    Wovor fürchtet ihr euch also? Ist nicht Christus der Herr?! Wo ist euer Glaube? Wo ist euer Vertrauen in seine Macht?
    Habt ihr nicht gelesen, wie der Todesengel des Herrn die Assyrer schlug, als sie Jerusalem belagerten, sodass dreißigtausend Mann in einer Nacht starben? Ist der Herr etwa heute nicht mehr so mächtig? Ist sein Arm kraftlos geworden?«
    Benno und Rosa sahen, wie Bernhard von Absberg heftig seinen Kopf schüttelte und mit der geballten Faust auf die Armlehne seines Stuhls schlug. Offensichtlich war er genauso von der Predigt ergriffen wie die anderen Gottesdienstbesucher.
    »Brüder, vertraut auf den Herrn und greift zu den Waffen. Vertreibt diese Assyrer von ihren Stellungen vor den Mauern der Stadt. Lasst nicht zu, dass die Ehre der reinen Jungfrau Magdeburg besudelt wird. Lasst nicht zu, dass die Anhänger der Maria, die Jünger dieses römischen Aschera-Kultes, ihren Fuß in diese Stadt setzen. Kämpft für Gott, den Vater, und seinen Herrn Jesus Christus!«
    Kaum dass Spaignarts »Amen« in der Kirche verhallt war, antwortete ihm die ganze Kirchengemeinde begeistert, und auch Bernhard von Absberg nickte, als wenn der

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