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FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter

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Titel: FreeBook Das Laecheln der Gerberstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Wittwer
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»Hat Ihr Gatte Sie dann jedes Mal weggeschickt?«
    »Nein, sie haben sich hier unten im Hinterzimmer eingeschlossen. Aber einmal konnte ich lauschen.«
    »Und was haben Sie mitbekommen?«, fragte Rosa gespannt.
    »Sie schimpften darüber, dass die Lutheraner die Gottesmutter Maria hier so verhöhnen. Eines Tages werde sich das rächen, spätestens dann, wenn Tilly kommt.«
    »War Ihr Mann denn nicht selbst Protestant?« Benno schien sehr verblüfft. »Wie kann er sich dann darüber ärgern?«
    »Ja«, pflichtete ihm Rosa bei, »und Bernhard von Absberg ist doch Mitglied der Ulrichskirche. Dort gehen nur die hartgesottenen Lutheraner hin.«
    »Von wegen!«, entgegnete die Kaufmannswitwe heftig. »Der ist Jesuit und verstellt sich nur.«
    »Ein Jesuit?«, fragte Benno ungläubig.
    »Sag ich doch. Hochgebildet, schlau wie ein Fuchs, lebt wie ein Asket, ist nicht verheiratet, obwohl er gut aussieht, hat aber eine Haushälterin, kennt sich mit Kirchenfragen und Rechtsfragen besser aus als die anderen Ratsherren. Er hat sich verstellt, war angeblich mit meinem Klaus gut Freund, und der ist drauf reingefallen, weil er sonst keine hatte. Hat ihm sein armseliges Gehirn mit Gedanken und Ideen verseucht. Schließlich wollte dieser Dummkopf dabei mitmachen, dem Papst zum Sieg über Magdeburg zu verhelfen. Mir gegenüber konnte sich mein Gatte eben nicht verstellen. Ich habe ihn immer durchschaut.«
    Rosa war wie vor den Kopf geschlagen, und Benno ging es offensichtlich genauso.
    »Bernhard von Absberg – ein Jesuit, der die Reformation bekämpft«, dachte sie laut. »Sicherlich hat er noch andere Helfershelfer als Klaus Emmerich.«
    »Bestimmt!«, pflichtete ihr Benno bei. »Vielleicht auch diesen heruntergekommenen Fremden, der dich angepöbelt hat.«
    Rosa nickte. Plötzlich kam ihr eine Idee. Sie war so davon überzeugt, dass sie alle Vorsicht in den Wind schlug: »Vielleicht hat sich Ihr Mann plötzlich besonnen und wollte aussteigen. Doch dann hätte er Absbergs Pläne verraten können. Deshalb musste er sterben.«
    Benno nickte: »Genau, so könnte es gewesen sein.«
    Berta Emmerich blickte mit aufgerissenen Augen von einem zum anderen.
    »Sie meinen, Bernhard von Absberg ist der Mörder meines Mannes?«
    »Vielleicht nicht der Mörder, aber wahrscheinlich der Auftraggeber«, erklärte Benno.
    »Dieser Halunke!«, zischte die Witwe. »Wenn ich das gewusst hätte, er wäre hier nicht mit heiler Haut rausgegangen!«
    Rosa glaubte ihr das. Diese Frau würde einen schmächtigen Mann wie Bernhard von Absberg windelweich prügeln, keine Frage!
    »Was wollte er überhaupt von Ihnen?«, fragte Rosa sie.
    »Er hat den Wohltäter gespielt, wollte wissen, ob ich nach dem Tod meines Mannes noch genügend Erspartes hätte oder Hilfe bräuchte. Als wenn ich diesem Haderlump auch nur eine Silbe über meine Situation erzählen würde!«, schnaubte die Emmerich. »Sicherlich wollte er nur herausfinden, wie er an mein sauer Erspartes kommen kann. Aber da hat er sich geschnitten!«
    »Was sollen wir Ihrer Meinung nach nun tun?«, unterbrach Benno sie. »Bisher haben wir nur Vermutungen, leider aber keine Beweise.«
    »Teilen Sie Stadtschreiber Friese mit, der Ihnen den Fall übertragen hat, er soll diesen Kerl dem Henker übergeben. Der wird ihn auf der Streckbank schon zum Singen bringen.«
    Benno wiegte seinen Kopf bedenklich hin und her.
    »Bernhard von Absberg ist ein geachteter Mann, ein Adeliger aus altem Geschlecht, ein Anhänger von St. Ulrich, und er gehört zum Rat der Stadt. Man wird über diesen Verdacht nur lachen. Ich glaube nicht, dass wir damit Erfolg haben werden. Wir brauchen vielmehr Beweise, handfeste Beweise.«
    »Ja, diese ganze Bagage steckt unter einer Decke. Da deckt jeder den anderen«, stimmte die Witwe mit verächtlichem Lachen zu. »Aber der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht. Auch dieser Jesuit wird seine gerechte Strafe erhalten.«
    »Ich frage mich, wer hier nun Ihren ermordeten Mann spielt, und warum er dies tut«, dachte Rosa weiter. »Was führen er und die beiden anderen im Schilde? Die machen das alles doch nicht zum Zeitvertreib.«
    »Wir werden das herausfinden, Rosa«, sagte Benno. Dann wandte er sich an die Witwe: »Frau Emmerich, wir bitten Sie dringend, nichts von dem an andere weiterzugeben, was wir heute hier gesagt haben. Ein falsches Wort, und unser aller Leben ist in Gefahr, auch Ihres. Außerdem werden sich die Täter dann sofort aus dem Staub machen.«
    »Ich rede sowieso mit

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