FreeBook Die tote Unschuld - Soko Hamburg Bd 1
falsche Fährte zu locken?«
Und das wäre ja beinahe auch gelungen, fügte Heike in Gedanken hinzu.
Der Mörder nickte.
»Ja, ich sollte noch zwei weitere Menschen in anderen Hamburger Parks niederschießen. Damit die Öffentlichkeit und die Polizei an einen verrückten Serientäter glaubt. Ich habe allerdings darauf verzichtet, diese beiden weiteren Personen zu töten. Ich bin gegen unnötige Gewalt.«
Diese Worte aus dem Mund des Killers klangen für Heike wie der pure Zynismus. Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Lukas Augustin konnte niemandem mehr gefährlich werden. Im Gegensatz zu seinem Anstifter Marius Evermann, der noch frei herumlief ...
»Kommen wir zurück zum 4. April, als Sie Julia Sander erschossen. Bitte schildern Sie mit eigenen Worten, was sich an diesem Tag zugetragen hat.«
Der Schweizer nickte.
»Ich hatte schon einige Tage lang die Zielperson unauffällig verfolgt. Manchmal schien es, als würde sie mich bemerken. Aber es ist mir immer gelungen, im Hintergrund zu bleiben. Jedenfalls bin ich davon überzeugt. Das gehört für mich zur Profiarbeit.«
Heikes Magen drehte sich um. Dieser Killer sprach über seine finsteren Taten, als ob er ein besonders sorgfältiger Handwerker wäre. Vielleicht sah er sich selbst ja auch so. Die Hauptkommissarin war jedenfalls erleichtert, dass ihre Kollegen Lukas Augustin erwischt hatten. Wenn auch mehr oder weniger zufällig.
»Halten wir uns an die Fakten, Augustin«, sagte Heike kalt. »Auch am Tag des Mordes sind Sie also dem zukünftigen Opfer nachgestiegen.«
»Sagen wir: Ich habe Julia Sander im Auge behalten, Frau Hauptkommissarin. Sie wollte zur U-Bahn-Station gehen, wie ich vermute. Sie nahm immer die Abkürzung durch den Stadtpark. Das kam mir natürlich wie gerufen, denn die anderen Aktionen sollte ich ja ebenfalls in Parks ausführen.«
»Sie gingen ihr also nach ...«
»Eine Weile ging ich ihr nach, Frau Stein. Dann bemerkte sie plötzlich, dass sie von mir verfolgt wurde. Sie begann zu laufen. Ich rannte natürlich nicht hinter ihr her. Jedenfalls nicht direkt. Ich wollte ja kein Aufsehen erregen.«
»Natürlich nicht«, warf Heike ironisch ein. Dieser Berufsverbrecher ging ihr mit seiner Selbstzufriedenheit gewaltig auf die Nerven. Aber falls Lukas Augustin ihren Sarkasmus bemerkte, reagierte er nicht darauf.
»Ich trug an dem Tag Sportschuhe, außerdem einen dunklen Freizeitanzug und einen Rucksack. Ich habe einen Bogen geschlagen, an der Brunnenhalle vorbei, und bin an Julia Sander auf einem Parallelweg vorbeigelaufen.«
»In welche Richtung flüchtete Ihr Opfer?«
»Zur Hindenburgstraße.«
Heike nickte. Bislang deckte sich die Aussage des Verbrechers mit den Ermittlungen.
»Ich habe zwischen einigen Bäumen auf Julia Sander gewartet«, fuhr der Killer fort. »Sie lief mir förmlich in die Arme. Als sie mich bemerkte, war es schon zu spät. Ich habe nur einmal geschossen und sie wie geplant tödlich getroffen.«
Heike wurde zunehmend wütender darüber, wie teilnahmslos dieser Kerl von der Ermordung des jungen Mädchens sprach. Sie musste sich zur Ruhe zwingen. Auch eine Kriminalistin ist nur ein Mensch.
»Haben Sie einen Schalldämpfer eingesetzt?«
Zum ersten Mal zeigte das glatte Gesicht des Schweizers so etwas wie Verblüffung.
»Ja, woher wissen Sie ...?«
»Ich weiß es nicht. Ich habe eine Schlussfolgerung aus den Fakten gezogen. Es ist für mich nämlich nicht vorstellbar, dass man am helllichten Tag ohne Schalldämpfer in einem belebten Park schießen kann, ohne dabei bemerkt zu werden.«
»Respekt, Frau Hauptkommissarin! Genau das war auch meine Überlegung. Ich brauchte mindestens drei oder vier Minuten Vorsprung. Daher hatte ich den Dämpfer schon vorher auf meine Pistole geschraubt. Als Julia Sander zu Boden fiel, war gerade kein anderer Mensch in Sichtweite. Das musste ich ausnutzen. Ich schleifte die Leiche unter ein Gebüsch, wo sie nicht sofort gefunden werden konnte.«
»Was hätten Sie getan, wenn Sie jemand dabei beobachtet hätte?«
»Ich hätte behauptet, erste Hilfe leisten zu wollen. Aber es hat mich ja keiner gesehen. Es war schon fast am Morgen des nächsten Tages, bis die Leiche gefunden wurde. Das habe ich jedenfalls in der Zeitung gelesen.«
»Manchmal steht dort sogar die Wahrheit«, zischte Heike. »Sie haben ja nun schon oft und gerne betont, dass Sie ein Profi sind, Augustin. Aber in manchen Dingen haben Sie sich sehr unprofessionell verhalten.«
»Wirklich?« Der Killer klang fast gekränkt.
»Ja. Kein
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