FreeBook Die tote Unschuld - Soko Hamburg Bd 1
geholfen. Ich werde ein Protokoll unseres Gesprächs abtippen lassen. Dann schicke ich Ihnen einen Beamten, damit Sie Ihre Aussage durchlesen und unterschreiben können.«
Erik nickte. Im nächsten Moment war er eingeschlafen. Sein Bericht musste ihn wirklich sehr angestrengt haben. Die beiden Kriminalisten bedankten sich bei dem Stationsarzt und eilten hinaus.
»Was sagst du zu einem Kaffee, Heike? Mir klebt die Zunge am Gaumen.«
»Mir auch, Ben. Zum Glück gibt es hier auf dem Gelände eine Cafeteria.«
Dort saßen Heike und Ben eine Weile später und stärkten sich mit Kaffee und dänischem Plundergebäck.
»Dieser Erik ist ein armer Teufel«, sagte Ben. »Ein anderer Kerl in seiner Situation hätte den Vater umgebracht. Bei Erik ging die Wut gegen ihn selbst.«
»Beides ist nicht gut, würde ich sagen. Dieser Vater ist auf jeden Fall brandgefährlich. Wenn Marius Evermann sich zum Herrn über Leben und Tod aufspielt, gehört er jedenfalls dringend aus dem Verkehr gezogen.«
Ben stimmte Heike zu.
»Ich frage mich nur, ob die Beweislage ausreicht. Das mitgehörte Telefonat ist doch das einzige, was wir vorweisen können.«
»Du meinst, wir kriegen keinen Haftbefehl für Marius Evermann?«
Heike riss ihre großen Augen erschrocken auf.
»Es wäre immerhin möglich. Vergiss nicht, dass er ein wichtiger und sehr einflussreicher Mann in unserer Stadt ist.«
»Der Innensenator hat sich nicht von ihm einschüchtern lassen«, sagte Heike.
»Der Innensenator stellt aber nicht die Haftbefehle aus. Ich persönlich bin von Evermann seniors Schuld jetzt auch überzeugt, Heike. Aber ob das ausreicht, um ihn nach Santa Fu zu bringen?« So wurde die Hamburger Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel im Volksmund genannt.
»Fahren wir zunächst ins Präsidium zurück«, schlug Heike vor. »Mal sehen, was Dr. Magnussen zu der aktuellen Beweislage sagt.«
Der Himmel hatte sich inzwischen bezogen. Auf dem Weg zum Parkplatz spürten sie bereits die ersten dicken Tropfen auf ihren Körpern. Kaum saßen sie im Auto, als der Wolkenbruch losging.
Ben stellte die Scheibenwischer auf Schnellbetrieb.
»Hamburger Wetter! Ich habe vorhin noch überlegt, ob ich am Wochenende die Rasenkanten schneiden sollte ...«
Heike musste unwillkürlich schmunzeln. Die Probleme des Alltags waren es, die ihren harten Job erst erträglich machten.
Wenn man dauernd mit gewaltsamem Tod zu tun hatte, sehnte man sich nach harmlosen Schwierigkeiten wie den Rasenkanten, die geschnitten werden mussten. Oder bei Heike die defekte Beleuchtung an ihrem Mountainbike. Es wäre doch wirklich peinlich, wenn sie als Hauptkommissarin wegen so einer Sache mit einem Bußgeld belegt würde ...
Im Präsidium wartete bereits die nächste Überraschung auf sie.
»Moment, sie kommt gerade rein!«, sagte Melanie Russ zu jemandem, mit dem sie telefonierte. Wild winkte Heikes Kollegin zu ihr hinüber.
Heike steuerte auf Melanies Platz zu.
»Für dich, Heike!« Mit diesen Worten gab Melanie Heike den Hörer. Und sie fügte hinzu: »Michael!«
Heike zog die Augenbrauen zusammen und fragte sich, wie viele hundert Michaels sie kannte. Oder waren es Tausende?
Doch als sie die Stimme hörte, wusste sie sofort Bescheid. Michael Sturup war ebenfalls Polizist. Doch er arbeitete nicht bei der Sonderkommission Mord, sondern beim Sondereinsatzkommando.
»Heike? Ich habe da was für euch, schätze ich. Du machst doch den Serienmörder-Fall, oder?«
»Wenn man das so nennen will ...«
»Was?«
»Schon gut, Michael. Ja, ich mache den Fall. Und was weiter?«
»Wir haben heute Eddie Behrens und seine Leute verhaftet. Es gab ein paar Rangeleien, aber die Kerle haben schnell gemerkt, dass mit meinen Jungs nicht gut Kirschen essen ist!«
»Gratuliere zu dem Erfolg, Michael. Aber ich weiß ehrlich gesagt nicht, was das mit meinem Fall ...«
»Nicht so ungeduldig, Frau Kollegin. Bei dem Zugriff ist uns ein Mann in die Hände gefallen, der nicht zu Behrens' Bande gehört.«
»So etwas kommt leider vor.«
»Ja, aber es kommt nicht immer vor, dass gleich auf Polizeibeamte geschossen wird!«
»Verdammt!« Heike biss sich auf die Unterlippe. »Hat einer deiner Jungs ...?«
»Zum Glück hatten wir alle unsere Kevlar-Westen an. Sonst wäre Frank jetzt in dem Großen Polizeirevier dort oben im Himmel. Aber was ich sagen wollte: Die Waffe von dem Kerl ist genau diejenige, mit der die Parkmorde begangen wurden!«
Eigentlich war es ja nur ein Mord gewesen. Aber das war Heike in diesem Moment herzlich egal. Sie spürte,
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