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FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

Titel: FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tino Hemmann
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gibt’s?“
    „Hör zu, ich bin bis nächste Woche in Paris, ich kann das hier nicht platzen lassen. Man hat mich als einzigen Deutschen delegiert. Kampf gegen internationale Drogenkriminalität. Ich habe heute morgen ausführlich mit Dresden gesprochen. Das Innenministerium legt höchste Priorität darauf, dass dieser Junge gefunden wird.“
    „Heinz, wir stehen völlig im Dunklen.“
    „Was hast denn du erwartet? – Ich verlange, dass die Spurensicherung was findet. Und dann lasst – von mir aus – alle sächsischen Menschen auf ihre DNA hin prüfen. Du weißt, dass nur noch von genetischen Fingerabdrücken geredet wird. Das ist Politik. Sprich mit Schiller. Mach irgendeinen anderen zu deinem Stellvertreter, setz dich mit dem Pressesprecher zusammen, dass der keine Scheiße erzählt, und, und, und ... Auch wenn der Junge nicht gefunden wird, die Öffentlichkeit muss davon überzeugt sein, dass wir was tun. Und das tun wir ja schließlich. Hast du verstanden, Holger?“
    „Ich tu unglaublich viel. Doch ich sehe kein Opfer und keinen Täter. Aber ich habe dich verstanden.“
    „Die Kollegin, die euch verstärken wird, hat viel Erfahrung mit solchen Dingen. Geh sorgsam mit ihr um, sie hat Beziehungen.“
    „Kollegin?“ Die Betonung Hinrichs lag in diesem ‚in’.
    „Ja, Kollegin. Ich wünsche euch viel Erfolg. Aufwiederhören.“
    Hinrich nickte, obwohl der Polizeidirektor dies unmöglich sehen konnte, legte den Hörer zurück. Dann ging er in den Waschraum, spülte sein Gesicht ein paar Mal mit kaltem Wasser aus den hohlen Händen, trocknete sich mit Papierhandtüchern ab, nahm Zahnbürste und Spray aus seinem Spind und versorgte den Körper von außen. Die kurze Betrachtung eines müden, alten Gesichtes im Spiegel folgte.
    Anschließend ging der Kommissar in die Kantine, ließ sich ein paar belegte Brötchen auf einen Teller packen und stiefelte zurück ins Büro.
    ‚Koordinieren!’, ging es durch seinen Kopf. Per Mail-Rundschreiben legte er für zehn Uhr eine Versammlung aller am Sondereinsatzkommando ERIK beteiligten Führungskräfte fest. Für zehn Uhr dreißig eine Pressekonferenz. Wo war Engler nur?
    Telefon, Sekretariat K 1: „Guten Morgen, Fräulein Heinrich, haben Sie Engler gesehen? – Nein? Tun Sie mir einen Gefallen, ich will ihn in fünf Minuten hier im Zimmer haben!“ Etwas unsanft legte der Kommissar den Hörer auf. Im gleichen Moment hörte er hinter sich ein stöhnendes Geräusch.
    Hinrich beugte sich über den Assistentenschreibtisch. „Engler!“
    Der junge Kollege lag auf dem Fußboden und schickte sich gerade an, aufzuwachen.
    „Mensch, warum schläfst du nicht im Ruheraum?“
    Engler fuhr mit der Hand durch sein Gesicht. „Ich wollte Sie nicht stören, Herr Kommissar.“
    „Na du bist ein Blödmann. – Los, mach dich frisch, hol dir was zu Essen, die Zeit drängt. Und koch endlich Kaffee.“
    Der Kriminalassistent rappelte sich hoch und streckte sich. Hemd, Hose und Gesicht warfen reichlich Falten.
    „Und hast du mal zu Hause Bescheid gegeben, dass du in nächster Zeit nicht oft dort bist?“
    „Ich hab kein Zuhause“, ningelte Engler. „Ich hab auch keine Freunde“, und verzog sich in den Waschraum. Der arme Kerl steckte tatsächlich all seine Kraft und Zeit in den Beruf. Es würde ihm eines Tages leid tun, dessen war sich Hinrich sicher.
    Jemand klopfte an der Tür.
    „Ja!“, rief der Kommissar und drehte sich mit dem Stuhl zur Tür. Fräulein Heinrich, die Sekretärin öffnete diskret.
    „Herr Kriminaloberkommissar, ich konnte ihren Assistenten nicht finden.“
    „Sehen Sie, Fräulein Heinrich, deshalb bin ich Kommissar geworden. Ich habe den Engler schon gefunden. Er lag hier, direkt unterm Tisch.“
    Die Sekretärin lächelte. „Der Ärmste, hat nicht mal ein Bett. Wollen Sie eine Bestätigung, wer alles zur Besprechung kommt?“
    „Bitte per Email, ich hab mich langsam an diesen elektronischen Quatsch gewöhnt.“
    „Geht in Ordnung, Herr Kriminaloberkommissar. Hier ist die heutige LVZ.“ Sie streckte Hinrich die Zeitung entgegen.
    „Gut, Fräulein Heinrich, noch zwei Dinge: Irgendwann taucht eine fremde Kollegin aus dem Westen auf und wird mich suchen. Ich bitte darum, dass die mit Glacéhandschuhen angefasst wird. Zweitens: Toni Engler wird in den nächsten Tagen völlig überlastet sein. Ich möchte, dass Sie die Kaffeeversorgung für unser Zimmer übernehmen. Das ist keine Strafe, sondern eine Belobigung. Stark und heiß. Kann ich mich darauf

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