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FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

Titel: FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tino Hemmann
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ich melde mich gleich wieder.“
    Ute Frömmler begriff nun erst, dass etwas Ernstes geschehen war. Erik war kein Kind, das mal eben so nicht in die Schule ging. Im Gegenteil, Erik Schultz galt mit seinen neun Jahren als sehr zuverlässig. Manche bezeichneten ihn als kleinen Streber. Die Sekretärin machte sich auf zum Direktor der Grundschule.
    Währenddessen rief Cornelia Schultz beim Städtischen Nahverkehr an.
    Nein, Probleme mit dem Bus hätte es nicht gegeben. „Warten Sie, der Fahrer vom Linienbus macht gerade Schicht – Manfred, kommst du mal bitte ...“
    Plötzlich war eine tiefe Männerstimme am Telefon. „Ja? Hier Kollert.“
    „Guten Tag, mein Name ist Schultz. Mein Sohn fährt jeden Morgen mit dem Linienbus von Markranstädt zur Grundschule nach Grünau. Er ist neun Jahre, heißt Erik ...“
    „Ich kenne Ihren Sohn, Frau Schultz, er steigt immer vorn an der B 87 ein. Wir haben oft miteinander geredet.“
    „Hören Sie, Erik ist heute nicht in der Schule angekommen ...“
    „... er stand auch nicht an der Haltestelle. Ich weiß es genau, es ist niemand zugestiegen. Mit Sicherheit.“
    „Aber, aber ...“
    „Frau Schultz, bitte nehmen Sie sofort Kontakt mit der Polizei auf. Über die Zentrale können die mich immer erreichen. Bitte rufen Sie gleich die Polizei an.“
    „Aber ...“ Cornelia Schultz weinte. Sie legte den Hörer auf, wählte eine Kurzwahlnummer.
    „Ulli, bitte komm nach Hause. Es ist etwas passiert. Bitte beeil dich.“ Und sie legte sogleich wieder auf.
    Dann tippten ihre Finger ganz automatisch die Ziffern der Notrufnummer ein: 1 1 0.

    Engler ging zu Hinrichs Computer, die Sekretärin, Fräulein Heinrich, hatte ihm über Telefon gesagt, dass sie ein Mail geschickt hätte, von wegen der Beratung.
    Der Assistent rief die Mail seines Chefs ab. Zwei neue Nachrichten tauchten auf.
    „Polizeirevier Leipzig West, betrifft SoKo ERIK. Bitten um Kontaktaufnahme wegen Entführung des Jungen Erik. Markranstädt, Ziegelgasse 4 b, bei Schultz, Cornelia, Telefon ...“
    In der zweiten Nachricht wurden die acht Namen der Leute genannt, die an der Versammlung gegen zehn Uhr teilnehmen sollten.
    Engler wählte intern die Nummer vom Labor.
    „K 3, Hermann“, meldete sich die äußerst angenehme Stimme der jungen Assistentin.
    „Sie schlafen wohl auch nie, Fräulein Hermann?“
    „Wer ist denn da?“
    „Oh, Verzeihung, hier Engler. Ist mein Kommissar kurz zu sprechen?“
    „Heute Nacht habe ich nicht geschlafen. Warten Sie, Herr Engler, ich stelle rüber.“ Ihre Antworten schienen immer präzise und punktgenau.
    Während Engler „Danke“ sagte, hörte er den kurzen Rufton. Dann war sein Chef in der Leitung.
    „Was ist los, Toni?“
    „Es scheint, als hätten wir einen neuen Zeugen. In Markranstädt, eine Cornelia Schultz hat sich im Revier West gemeldet.“
    „Dann nimm dir meinen Wagen und fahr hin. Aber fünf vor Zehn bist du zurück.“
    „Hat Schiller was gefunden? Und wo ist der Autoschlüssel?“
    „Der Schlüssel steckt in meiner Manteltasche, aber vergreif dich nicht an den Süßigkeiten. Schiller hat fünf Zigarettenkippen entdeckt. HB, raucht ja hier fast niemand. Alle kurz angeraucht. Die Kippen sind auf dem Weg nach Dresden, irgendwer versucht jetzt die genetischen Spuren oder so zu finden. Wenn wir die haben, werden die mit unserer Großkundenkartei verglichen. Genetischer Fingerabdruck. Das Auto war höchstwahrscheinlich wirklich ein alter Sprinter. Ist aber nicht ganz sicher. Alle anderen Spuren im Kies waren von Erik, von mir und von Jutta Krahmann. – Nun mach dich los, und denke dran, fünf vor Zehn!“
    Engler nickte mindestens drei Mal, obwohl der Kriminaloberkommissar dies unmöglich sehen konnte. „Bin schon weg.“
    Eilig warf er seinen Mantel über, holte den BMW-Schlüssel aus Hinrichs Manteltasche und stürzte aus dem Zimmer. Dann ging er noch einmal zurück und stellte die Rufumleitung ins Sekretariat ein.
    Auf dem Gang wäre er fast mit einer älteren, korpulenten Dame zusammengestoßen.
    „He, junger Mann“, schnurrte die in einem norddeutschen Dialekt, „wo finde ich Kommissar Hinrich?“
    Engler sah gedankenversunken auf, konnte diese Frau jedoch nirgends einordnen.
    „Der Kriminaloberkommissar ist zur Zeit sehr beschäftigt, wahrscheinlich ist er im Labor. Kann ich Ihnen helfen, ich bin sein Assistent, Engler. Toni Engler.“
    Die Dame, etwa anderthalb Köpfe kleiner als Engler, hakte sich bei ihm ein, als wären beide seit Ewigkeiten Freunde.

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