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FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

Titel: FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tino Hemmann
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manchmal so störrisch.“
    Dem Kriminalassistenten tropfte Schweiß von der Stirn.
    „Ist es denn noch weit?“, fragte die korpulente Frau auf dem Beifahrersitz.
    „Markranstädt, etwas außerhalb von Leipzig, vielleicht zehn, fünfzehn Minuten ...“
    Dann passierte etwas, und Engler vermutete, dass nun sein eigener Chef zum Mörder werden könnte.
    Hanni Polterer zog eine Schachtel Zigaretten aus der Innentasche, fummelte eine heraus und zündete sich diese an. Dann öffnete sie den Aschenbecher, pulte das Bonbonpapier heraus, steckte es in die eigene Hosentasche und zog genüsslich an der Zigarette. Rauch! In Hinrichs Auto! Wenn Hinrich das riechen würde! Hinrich, der seit zehn Wochen kämpfender Nichtraucher war! Die schrecklichen Folgen waren nicht auszudenken. Mit den Glacéhandschuhen wäre es dann jedenfalls vorbei.
    Doch die Kommissarin begegnete Englers erfrorenem Blick mit einem Lächeln.

    Hinrich schaute mit dem Einsatzleiter die Suchpläne durch. Fast fünfhundert Mann wurden mobilisiert, die Polizei wurde verstärkt durch Armeeeinheiten aus der Olbrichtkaserne.
    „Trotzdem wäre es ein riesiger Zufall, die Nadel im Heuhaufen zu finden“, meinte der Kriminaloberkommissar. „Aber so ist es besser, als wenn wir die Hände in den Schoß legen.“
    „Gut, Herr Kriminaloberkommissar. Die Suchhunde sind schon unterwegs, bisher ohne Erfolg. Eins steht fest: Drei Tage lang suchen wir. Finden wir hier nichts“, meinte der Einsatzleiter, „weiten wir die Suche auf das Küchenholz und die anderen Parks aus. Die Streifen durchsuchen jedes Abrisshaus, jeden Schacht, heben jeden Gullydeckel an.“
    „In Ordnung. Apropos Ordnung, ich habe mit dem Ordnungsamt gesprochen, alle Besitzer von in Leipzig angemeldeten Mercedes-Sprintern älterer Baujahre werden gelistet und auf ihre Vergangenheit überprüft. Den Rest kläre ich mit den Medien. Die scheuchen das Fußvolk auf. – Ich muss jetzt los, zur Pressekonferenz.“
    Hinrich lief nicht direkt in den Presseraum in der ersten Etage des Präsidiums. Er suchte zunächst das Sekretariat der K 1 auf.
    „Fräulein Heinrich, hat sich Engler zurückgemeldet? Gibt es Hinweise aus der Bevölkerung?“
    „Keine Hinweise, nicht einen einzigen. Engler ist in fünf Minuten hier. Und ... Herr Kriminaloberkommissar ... Diese Kommissarin aus Hamburg, die ist wohl bei ihm.“
    Der Kommissar nickte. „Mutterkomplex. Ich muss jetzt zur Pressekonferenz. Ähm ... Fräulein Heinrich, können Sie mir ausnahmsweise mal was Süßes besorgen? Ich schaff’s einfach zeitlich nicht.“
    Die junge Frau schaute den Kommissar an, der durchaus ihr Vater sein könnte. „Was soll ich Ihnen denn besorgen?“
    Hinrich zuckte mit den Schultern. „Egal, Hauptsache süß und ablenkend ...“
    „Ich weiß schon. Spiel, Spaß, Spannung. Warten Sie, hier ...“ Fräulein Heinrich drückte dem Kommissar, dessen Probleme ohne Nikotin hinlänglich bekannt waren, eine Schachtel Pfefferminzpastillen in die Hand. „Nehmen Sie die. Besser als nichts.“
    Hinrich steckte sich sogleich ein paar in den Mund. „Sie haben was gut bei mir.“
    Daraufhin lief die Sekretärin rot an, die anderen Kolleginnen grinsten wie Honigkuchenpferde. So wurde für neuen Gesprächsstoff gesorgt.
    Auf dem Weg in die erste Etage, wurde Hinrich von Ralf Lehmann, dem Pressesprecher abgefangen. Beide kannten sich seit langer Zeit und Holger Hinrich war froh, dass es Lehmann gab.
    „Pass auf, Holger, der Vogel schieß ich einen Schuss vor den Bug. Wenn die noch mal solchen Scheiß schreibt und das Volk von der Rolle bringt, dann ...“
    Hinrich lutschte seine Pfefferminzbonbons und schüttelte den Kopf. „Nee, Ralf, wir werden die für uns ausnutzen, wir schlagen die mit ihren eigenen Worten. Lass mich mal diese Pressekonferenz machen, die nächsten Mitteilungen verfasst du dann.“
    Beide verließen den Aufzug. „Und wie meinst du das?“
    Hinrich winkte ab und betrat den Presseraum. Kein Blitzlichtgewitter, die Presseleute wussten, dass die Kripo das verboten hatte, solange ein Fall lief.
    Sogleich erblickte Hinrich das steingemeißelte Gesicht der LVZ-Chefredakteurin Ute Vogel. Er lächelte sie an, womit diese nicht gerechnet hatte. Eine Zeitung war Kommerz, es ging um verkaufte Auflagen und auflagenabhängige Anzeigenpreise. Um mehr nicht. Manieren, wie Hinrich sie einst nur bei der BILD kannte, wurden deshalb von den unabhängigen Orts-Zeitungen kopiert, oft tropfte Blut aus den Zeilen, es gab fast keine

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