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FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

Titel: FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tino Hemmann
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werden mit K geschrieben. Die Form mit C kommt aus dem Englischen, abgeleitet von Erich, die Form mit K ist die dänische, schwedische und norwegische Form, wird ebenfalls aus dem Althochdeutschen Namen Erich abgeleitet. Erich besteht aus zwei Wortteilen, era – die Ehre – und rihhi, was bedeutet reich oder mächtig. Auch wenn uns diese Form mit K nicht häufig vorkommt, so gelangte der Name Erik im Jahr 1996 – und in genau diesem Jahr wurden unsere Gesuchten geboren – in die Top-Ten der vergebenen Namen, nämlich auf den zehnten Platz, hier im Osten, ähm ... in den neuen Bundesländern.“
    „Wann hast du dich denn mit so was beschäftigt?“ Hinrich hielt noch immer die nicht angebrannte Zigarette zwischen den Fingern und aß Süßigkeiten. „Und steht da auch irgendwo, wie oft der Name in Leipzig vergeben wurde?“
    „Fünfmal in der Stadt, plus viermal im Umland von Leipzig.“
    Jetzt erst packte Hinrich die Zigarette zurück in die Schachtel. Es war ruhig im Raum, Hinrich versuchte eine Entscheidung zu treffen. „Dann sind sieben noch übrig ...“
    Die Entscheidung war getroffen. Er griff zum Telefonhörer und wählte unter der Kurzwahl die Bereitschaftsgruppe der SoKo an.
    „Hallo? Ja, hier Hinrich, ich habe eine Aufgabe für euch. Bekommen Sie heraus, wo die Kinder wohnen, die Erik heißen und 1996 in unserer Stadt geboren wurden. Dann informieren Sie die betroffenen Familien, dass die ihre Kinder nicht allein lassen sollen. Verstanden? Die Liste anschließend zu mir.“ Hinrich legte auf. „Toni, du schreibst eine Pressemitteilung. Wieder Junge verschwunden, erneut mit dem Vornamen Erik, wieder ein Neunjähriger und so, Foto mit rein, Beschreibung. – Was ist mit den Sprintern, gibt es da irgendwelche Erkenntnisse?“
    Engler zog die Schultern nach oben.
    „Und Sie? Was sagen Sie dazu, hatten Sie so was schon?“ Hinrich brach ein Stückchen Schokolade ab und ließ es auf der Zunge zergehen, dann schob er die restliche Schokolade zu Hanni Polterer. „Bedienen Sie sich ...“
    Die griff zu. „Man kann auch Rauchen und Schokolade essen. Gleichzeitig. Das mein ich. – Lassen wir mal den Namen außer Acht. Es handelt sich um zwei gutaussehende, junge Burschen. Wenn Sie meine Meinung hören wollen, dann kommen verschiedene Tätergruppen in Betracht. Das heißt, wenn man ignoriert, dass es durchaus sein könnte, dass beide Jungen irgendwelche Probleme haben, von denen die Eltern nichts wissen oder wissen wollen und einfach untergetaucht sind. Wobei das bei Neunjährigen eher selten der Fall ist. Leipzig ist kleiner als Hamburg, aber wiederum auch kein Dorf. Ansonsten kann es sein, dass wir es mit einem Täter zutun haben, der sich auf ein Ritual vorbereitet, sprich, der gleichzeitige Missbrauch der Jungen, für die vielleicht sexuelle Befriedigung seiner Wunschvorstellungen, auch hier könnte der Name eine Rolle spielen, wenn der Täter in seinem Leben schon eine angenehme oder unangenehme Begegnung mit diesem Namen hatte.“ Hanni Polterer lutschte Schokolade. „Das könnte alles sein.“
    „Und Sie meinen – du meinst – der Täter hat es auf ein Ritual abgesehen, eine Beschwörung oder so?“
    „Keine Beschwörung, mein lieber Holger, in einem solchen Fall kann es sein, dass ein ansonsten instabiler Mensch durch das Ausleben und Erleben seiner perversen Fantasien, sich zu einer abnormen Persönlichkeit entwickelt und stabilisiert. Er wächst praktisch über sich hinaus, je mehr Erfolge er hat. Und um so weniger Fehler wird er machen. Das wird ein enorm selbstbewusster Mensch, auch wenn der vorher die totale Niete war.“
    „Über so was hatten wir heut Nacht erst geredet, nicht wahr, Toni? Ich hatte mich aufgeregt, wegen der vielen Fremdwörter.“
      Hanni Polterer zündete sich eine Zigarette an. „Das Problem bei einem solchen Täter ist, dass der sich vielleicht am Anfang nur an der Vorstellung von entführten und bewegungsunfähigen Kindern ergötzt. Er träumt davon und befriedigt sich dabei. Irgendwann reicht ihm das nicht mehr. Die Träume wiederholen sich und werden schärfer, der Mensch beginnt in einer Fiktion zu leben. Erst Jahre später beherrschen diese Vorstellungen das Bewusstsein des Täters, die psychischen Abwehrkräfte brechen zusammen, die Hemmschwelle, ein Kind zu quälen oder gar zu töten, wird herabgesetzt und verliert sich ganz und gar. Das würde jedoch dem Vorsatz widersprechen, dass der Täter sich Opfer mit einem bestimmten Namen aussucht. Denn diese, oft

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