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FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

Titel: FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tino Hemmann
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Mann selbstsicher. „Hauptsache ein Kind. Ich will nur das Geld. Sonst lass ich die verhungern!“
    Hinrich erhob sich, baute sich direkt vor dem Mann auf. „Hör zu, mein lieber Franz oder wie auch immer du heißt: Wenn hier einer verhungert, dann wirst du das sein. Du hast mir gerade fünf Minuten geklaut, ich könnte längst am Mittagstisch sitzen.“ Dann ging Hinrich zur Tür, schlug mit der flachen Hand dagegen. „Sperrt den Hochstapler ein, Klage wegen versuchter Erpressung, Vorspielung falscher Tatsachen, Behinderung der Polizeiarbeit und Verarschung eines Kriminaloberkommissars! Untersuchungshaft wegen Fluchtgefahr, bis der Fall Erik abgeschlossen ist. Und heute bekommt der Kerl nichts zu essen.“ Hinrich warf die Tür zum Verhörraum und dann die zum Vorraum zu. „Von wegen Gipsfuß!“

    Erst auf dem Gang meldete sich Hanni Polterer zu Wort. „Essen ist ‘ne gute Idee.“
    „Aber vorher will ich noch einen Blick in Gutmeyers Akte werfen“, zerstörte Hinrich die gerade entstandene Pausenatmosphäre. Sie liefen zurück ins Büro, er nahm sich wieder die Tüte mit Gummibären und blätterte in dem zehnseitigen Dokument. „Gutmeyer hat in München in der Bayerischen Staatskanzlei gearbeitet, war dort dem Staatsinister der Finanzen untergeordnet. Eine Verwicklung Gutmeyers in Schiebereigeschäfte bei staatlichen Aufträgen – vor allem in der Bau- und Immobilienbranche – wurde zwar vermutet, konnte jedoch nicht vollständig nachgewiesen werden. Sein Wechsel ins sächsische Ministerium, im Jahr 1995, wurde von der Untersuchungskommission als ‚Flucht in den Osten’ bezeichnet. – Na, nun brat mir doch einer einen Storch. Komm, wir gehen Essen.“
    Zufrieden erhob sich Hanni Polterer. „Ist dir schon aufgefallen, dass es seit gestern Abend keine Meldungen über neue Entführungen gibt?“, stellte sie fest, während beide durch den Gang liefen.
    „Na Gott sei Dank. Ich weiß nicht, was ich noch verkrafte.“ Hinrich warf den Kugelschreiber auf seinen Bürotisch und hielt inne. Erneut ergriff er den Stift, betrachtete ihn lange und reichte ihn dann Hanni Polterer. „Da brat mir doch einer einen Storch.“ Auf dem Stift stand in geschwungener Schrift: „Stargayt“ und darunter eine Telefonnummer. „Das ist der Kuli, den ich Gutmeyer versehentlich geklaut habe.“

    Nach dem Mittagessen wartete Engler im Büro auf die beiden Kommissare.
    „Nun, Toni, hast du dich von deinem Arbeitseinsatz am gestrigen Abend erholt?“ Hinrich grinste.
    „Jutta ... ähm Frau Krahmann macht sich echt Sorgen.“
    „Das ist mir schon am Montag aufgefallen. – Pass auf, Toni: Wir waren doch heute im Amt für Statistik und Wahlen, bei einem Dr. Hansi Gutmeyer. Jetzt gibt’s eine Spezialaufgabe für dich. Und ich will, dass du mit niemandem darüber redest. Mit niemandem! Verstanden?“
    Engler nickte.
    „Du wirst diesen Dr. Gutmeyer überwachen. Auf Schritt und Tritt. Dich kennt der nicht, stell dich nicht so dumm an, vielleicht gelingt es dir, mit ihm Kontakt aufzunehmen, freundschaftlich. Vielleicht führt der dich zu dem Versteck, in dem die Jungen sind. Hanni erklärt dir jetzt, was wir alles wissen. Ich geh runter zu Schiller und schau mich dort mal um. – Und bitte sei vorsichtig, wir wissen nicht, welche Rolle der Gutmeyer spielt, wir wissen nur, dass er in die Sache verwickelt ist. Du musst nicht immer den Helden spielen, wie heute morgen. Außer uns weiß das mit Gutmeyer im übrigen niemand.“
    Wieder nickte Engler.
    „Na komm mal her, min Jung.“ Hanni Polterer rutschte an Englers Schreibtisch heran.
    Hinrich wollte gerade das Büro verlassen, als sein Telefon klingelte. Anruf von draußen.
    „Kriminaloberkommissar Hinrich!“
    „Guten Tag, Herr Kommissar, mein Name ist Schwarz. Frank Schwarz. Könnte ich vielleicht mit jemandem aus ihrem Team sprechen?“
    „Na sicherlich, Herr Schwarz. Aber besser nicht am Telefon. Könnten Sie zu uns kommen? Okay, sechzehn Uhr, ich geb’ im Sekretariat Bescheid. Melden Sie sich bei der K 1 und verlangen Sie ein Fräulein Heinrich. Ja, Dimitroff-Straße 1. Gut, Herr Schwarz, bis dann.“
    Hinrich legte auf. Im gleichen Moment klingelte erneut das Telefon. „Mein Gott ... Ja, Hinrich? – Oh, Frau Krahmann, was gibt’s denn? – Was, Toni? Ja, natürlich. Momentchen, ich stell rüber.“
    „Toni, Anruf für dich“, meinte Hinrich übertrieben laut.
    Der Assistent lief rot an. Seit er in diesem Büro arbeitete, war dies der erste private Anruf für ihn.

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