FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst
krieg ‘nen Klaps.“ Daneben ein Bild von äußerst schlechter Qualität, das einen Mann darstellte. Viel mehr war nicht zu erkennen. „Wer ist denn das nun wieder?“
Hanni Polterer machte sich an Englers Rechner zu schaffen. „Ich frag mal meine Kollegen von der K 4 in Hamburg. Dimitri Ronkow ... das klingt nicht gerade deutsch.“
Ein Klopfen an der Tür, dem Hinrichs „Ja!“ folgte.
„Hier sind die Akten zu diesem Doktor Hansi Gutmeyer.“
„Danke, Fräulein Heinrich. – Dass unsere Besprechung achtzehn Uhr stattfindet, wissen Sie? – Gut, sagen Sie die Pressekonferenz ab, wir schicken in der Nacht eine Pressemitteilung raus.“
„Sie müssen noch das Protokoll von gestern unterschreiben. Für’s LKA.“
Hinrich zog den Kugelschreiber aus der Hemdtasche, und unterschrieb. „Was würden wir nur ohne die Bürokratie tun.“
Die Sekretärin nickte. „Geht in Ordnung, ich kümmere mich. – Soll ich Ihnen was zu essen bringen lassen?“
„Nee, nee, wir gehen selbst rüber, aber danke ... Gab’s denn irgendwelche Ergebnisse während der großangelegten Suchaktion in den Leipziger Wäldern und so?“
„Keine Ergebnisse, nichts. Zwei gestohlene Autos wurden gefunden, irgendwo im Wald. Aber keine Kinder. – Aber das mit dem Franz Wolter wissen Sie doch?“
„Wer – verdammt noch mal – ist denn nun wieder Franz Wolter?“
Fräulein Heinrich lief knallrot an. „Dann ist das Email wohl nicht durchgegangen?“
„Wer ist Franz Wolter?“
„Na ... der Täter ... der ... na der ... Die Leute von der Bereitschaft ...“, stotterte die Sekretärin. „Im Verhörzimmer ...“
Hinrich sprang regelrecht auf. „Warum nur lasst ihr mich alle dumm sterben?“ Er griff zu seinen Gummibärchen und verließ das Zimmer, dicht hinter ihm die Hamburgerin.
Im Überwachungsraum des Verhörzimmers saßen vier Mann von der Bereitschaft. Sie erhoben sich gemächlich, als die Kommissare eintraten.
„Was ist hier los?“, rief Hinrich aufgebracht.
„Ähm ... Herr Oberkommissar, wir haben ein Geständnis ...“
Hinrich schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, nahm einen Telefonapparat zur Hand und rief: „Hier Hinrich, ich komme jetzt rein! Zusammen mit einer weiteren Kommissarin!“
Dann lief er aufgebracht zur gesicherten Tür, atmete einmal tief durch und betrat den Verhörraum. Das fensterlose Zimmer wurde von einer Kamera überwacht, alle Gespräche wurden mitgeschnitten.
Auf einem Holzstuhl saß ein etwa Vierzigjähriger, wischte sich ständig Schweiß von den Wangen, neben dem Tisch stand ein ziemlich junger Kollege, der Hinrich entschuldigend ansah. Hanni Polterer zeigte mit dem Kopf kurz zur Tür, der junge Mann verschwand.
Hinrich griff zum Protokoll, ließ es wieder auf den Tisch fallen und setzte sich. Ihm fiel erst jetzt auf, dass er den Kugelschreiber noch in der Hand hielt.
Die Hamburgerin hielt sich zurück.
„Noch mal.“
Der Fremde schaute Hinrich erstaunt an. „Wie?“
„Sind Sie taub? Sie sollen mir noch einmal alles erzählen, was Sie bisher erzählt haben. Name, Alter, Adresse, warum Sie hier sind. Alles. – Klar?“
Der Mann nickte. Er wirkte sehr unsauber, seine Haare hingen in fettigen Strähnen ins Gesicht, die Zähne waren gelb, er roch unangenehm. Seine Rede klang wie auswendig gelernt.
„Mein Name ist Franz Wolter, wenigstens könnt ihr mich so nennen. Alles andere spielt keine Rolle. Ich habe die Jungen versteckt. Dort findet ihr sie nie. Wenn ich hier nicht rauskomme, mit dem, was ich will, dann werden sie verhungern. Ich fordere eine Million Euro, in bar ohne Kennzeichnung. Ich werde das prüfen. Ich werde euch später mitteilen, wo ich die Jungen versteckt habe.“ Immer wieder wischte sich der Mann Schweiß aus dem Gesicht.
„So, so. Eine Million Euro ... Warum haben Sie vier Jungen entführt, die den gleichen Vornamen haben?“
„Das war Zufall“, der Mann wirkte unruhig.
„Den ersten Jungen – wo haben Sie den entführt?“ Hinrich hatte die Gummibären vor sich auf dem Tisch liegen. Einer wanderte in seinen Mund.
„Direkt im Tulpenweg.“
„Mit was für einem Fahrzeug?“
„Ein Leihwagen. Ein weißer Mercedes Sprinter.“
„So, so.“ Hinrich machte eine lange Pause.
Hanni Polterer, die hinter dem Mann stand, schüttelte ein wenig ihren Kopf.
„Und den vierten? Wann und wo war das?“
„Gestern Abend, in der Georg-Schumann-Straße.“
„Hat es Sie nicht gestört, dass der arme Junge einen Gipsfuß hat?“
„Nein“, meinte der
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