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FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

Titel: FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tino Hemmann
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Einige Blicke blieben an dem Assistenten heften, als hätten die sofort bemerkt, dass es sich nur um einen Polizisten handeln konnte. Englers Bewegungen wurden unsicherer.
    Er ging zum Tresen und wurde von einem älteren Mann in Empfang genommen.
    „Entschuldigung“, meinte Engler, „können Sie mir helfen? Ich bin zum ersten Mal hier.“
    „Aber klar doch, wie heißt du denn?“
    „Ähm, Engler ...“
    „Na, na, und wie noch?“
    „Toni ...“
    „Na, dann komm mal, Toni. Also, ich bin der Klaus, mich findest du Montag, Mittwoch, Freitag und Sonntag hier.“ Der Mann führte den Kriminalassistenten inkognito zu einer Kasse. „Schau, Toni, das ist dein Handtuch, das sind deine Badesandalen und das ist dein Schrankschlüsselchen. Dafür bekomme ich 13 Euronen. Wenn du nachher eine Kabine brauchst, sag Bescheid, kostet sechs fünfzig, Solarium, bei deiner weißen Haut sind mehr als fünf Minuten nicht zu empfehlen, kostet zwei siebzig, schenke ich dir heute, weil du das erste Mal in unserem Etablissement aufgetaucht bist. – So, und nun folge mir, Toni. Also, hier geht’s zu unserem Nassbereich.“
    Engler, der seine dreizehn Euro bezahlt hatte, durchschritt den in leicht diffusem Licht liegenden Gang, an dessen Seiten Säulen standen, zwischen denen verschiedene Kunstwerke gezeichneter Körper hingen.
    Der Mann namens Klaus zeigte mit dem Finger auf eine Tür. „Da ist das Turbosolarium. Bloß nicht länger als fünf Minuten, Toni, sonst wird deine schöne Haut ganz rot und hässlich.“
    Ein weiterer Gang mit kleinen, wie im Kino, beleuchteten Stufen, der gesamte Boden war mit weichem Belag ausgelegt.
    „Da ist der Umkleidebereich, das schaffst du bestimmt allein, Toni, oder soll ich dir etwa helfen? – Den Rest findest du schon, schau dich einfach um. Heute machen wir leider schon um Mitternacht zu. Am meisten ist freitags los, da kommen auch die Jüngeren. Na dann, viel Spaß.“
    Engler betrat den Umkleidebereich. Ein ebenfalls spartanisch beleuchteter Raum, ausgelegt mit einem riesigen Franzenteppich, tat sich vor ihm auf. In einer Ecke strahlte eine Stucksonne auf den Kriminalassistenten, die schwarzen metallenen Fächer für die Sachen waren mit großen goldenen Zahlen nummeriert. Im Raum standen schwarze Lederhocker, an einer Säule hing ein Spiegel, davor befand sich eine barocke Frisiertoilette. Überall war es angenehm warm.
    Engler hatte Schließfach 37 direkt neben dem Spiegel, oben in der zweiten Reihe. Langsam zog er sich aus, verstaute die Sachen im Schließfach, zog die Badesandaletten an und legte sich das Handtuch um die Hüfte, das er festzog und umkrempelte, um es nicht zu verlieren.
    Englers Abenteuer Sauna begann.
    Tatsächlich waren nur wenige Leute in der Saunalandschaft, die recht großzügig angelegt war. Engler grüßte jeden freundlich und alle grüßten Engler freundlich. Er fand einen Wintergarten mit Liegen und Palmengewächsen, ein Atrium zum Ausruhen, einen beleuchteten, großen Whirlpool, in dem ein Mann saß, der ihn nicht bemerkte.
    Endlich fand Engler eine Dusche im Nassbereich, nahm das Handtuch ab und duschte ausgiebig. Er betrachtete die verschiedenen Türen, über denen die Saunanamen standen, trocknete sich ab und band das Handtuch wieder um.
    Zögernd ging Engler auf eine Finnische Sauna zu, trat ein und schloss die Tür schnell wieder.
    Aus Hitze und Nebel kam ihm ein „Hallo“ entgegen.
    „Tach“, meinte Engler.
    Ein etwa Fünfzigjähriger lag auf einer der hölzernen Treppen, langgestreckt und nackt auf seinem Handtuch. Er hob den muskulösen Oberkörper ein wenig an. „Du musst aber neu hier sein.“ Der Mann klopfte mit der Hand auf die nächst höhere Stufe neben sich. „Leg dein Handtuch drunter, das Holz ist schön heiß. Wie heißt du denn?“
    Engler antwortete gleich mit „Toni“, hier schienen sich alle zu duzen.
    „Toni, so so. Ich bin Uwe. Bin immer mittwochs hier. Bist du allein?“
    Der Kriminalassistent kletterte vorsichtig über den Mann, legte sein Handtuch auf die Stufe und sich darauf. Der Mann erhob sich und goss etwas Wasser aus einem Eichenbottich über die Steine. Engler drohte zu ersticken. „Ja, ich bin allein hier, ich dachte, ich treffe den Hansi Gutmeyer ...“
    „Na, der Hansi ist auch da“, meinte der Mann mit dem Namen Uwe, während er sich wieder unterhalb von Engler hinlegte. „Ich hab ihn im Pool gesehen.“
    „Na, da geh ich ihn nachher gleich mal suchen ...“
    Es herrschte Ruhe, beide atmeten vor sich hin.

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