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FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst

Titel: FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tino Hemmann
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einen anderen?“
    Gutmeyer kam so nah an Engler heran, dass sich ihre Schultern und Hüften dauerhaft berührten. Der Kriminalassistent wagte es nicht, den Rückzug anzutreten. „Der hat keinen anderen. Ganz sicher. Der ist auf und davon, einfach verschwunden.“
    „Wie hieß der denn, vielleicht kenne ich ihn?“
    Gutmeyer sah Engler erstaunt an. „Emanuel. Emanuel Müller.“
    Engler tauchte wieder den Kopf unter das Wasser. „Nee, kenn ich nicht.“ Er schüttelte die Haare.
    „Du spritzt.“
    „Na und. Ist das was Schlimmes?“ Die Theatervorstellung begann Engler einen gewissen Spaß zu bereiten.
    „Was ist, nehmen wir uns eine Kabine?“
    Engler kniff unter Wasser die Pobacken zusammen und schloss die Augen. Jetzt einen Rückzieher machen, dann wäre der Annäherungsversuch futsch. „Aber keine analen Sachen“, legte er fest. „Und du bezahlst die Kabine.“
    Worauf ließ er sich nur ein? Gutmeyer half ihm aus dem Pool.

    Hanni Polterer parkte vor dem luxuriösen Einfamilienhaus der Familie Schwarz. Genau an jener Stelle, von der Erik Schwarz, fast zur gleichen Zeit am Montag, entführt wurde.
    Am Nachmittag noch führte sie ein intensives Gespräch mit Frank Schwarz. Hinrich hatte ihr zuvor von den Umständen berichtet, mit denen es zu der Trennung des Paares kam. Der Vater der vierzehnjährigen Melanie und des neunjährigen Eriks war völlig am Boden zerstört. Ihn hatte die Entführung des Sohnes wesentlich mehr zugesetzt als seiner Frau. Doch die hatte mittlerweile selbst ernsthafte Probleme. Der Konkurs des Arbeitgebers war kein Einzelfall in Deutschland. Christine Schwarz, die sich ausschließlich um ihren Job gekümmert hatte, war plötzlich arbeitslos, stand vor dem Nichts, musste erstmalig die Arbeitsagentur besuchen. Dazu die nervenaufreibende Entführung des Sohnes, die sie mehr beschäftigte, als sie den Mitmenschen offenbarte. Wie alle betroffenen Eltern, so wurde auch die Familie Schwarz psychologisch betreut. Hanni Polterer nahm sich ständig Zeit, die Protokolle zu studieren. Und so erfuhr sie, dass Christine Schwarz am Boden zerstört war. Deren Mann hingegen, hatte nach dem umfangreichen Lehrgang bei der großen Versicherungsgesellschaft einen gut bezahlten Job in Aussicht. Über Nacht wendete sich das Blatt und die Polizeipsychologin wollte diesen Umstand ausnutzen, um die Familie wieder zusammenzuführen. Sie tat dies ausschließlich der Kinder wegen.
    Nun hatte Frank Schwarz die Polizei aufgesucht, einerseits, um näher an der Suche nach seinem Sohn zu sein, andererseits fand er unschwer das Vertrauen von Hanni Polterer, die ihm sehr sympathisch war und der er sein gesamtes Leid klagte.

    Auf das schrille Klingeln hin, öffnete Melanie die Tür. Sie ignorierte die Hamburgerin und stürzte sich augenblicklich auf ihren Vater, umarmte ihn und weinte. Frank Schwarz versuchte das Mädchen zu beruhigen, streichelte ihr Haar. „Ist gut, Melanie, alles wird wieder gut. Ganz bestimmt. – Schau mal, das ist Hanni Polterer von der Kripo, die hat versprochen, dass sie uns hilft, Mama zu überzeugen, dass ich wieder bei euch sein darf.“
    Das teenyhafte Mädchen ließ vom Vater ab und wischte sich Tränen aus dem Gesicht. „Guten Tag, Frau Polterer.“
    „Sag einfach Hanni zu mir“, meinte die Hamburgerin. „Sonst alles klar bei dir?“
    Melanie schüttelte ihren Kopf. „Es ist komisch, als Erik da war, ging er mir ständig auf den Geist. Aber jetzt, wo er weg ist ... Ich hab so Angst um ihn. Wenn DER ihm was antut, dann kratz ich ihm die Augen aus.“
    „Dabei helf’ ich dir. Versprochen. – Können wir reinkommen?“
    Melanie griff nach der Hand des Vaters.
    Zum ersten Mal betrat die Hamburgerin das Haus der Familie Schwarz. Als sie sich im Flur der Jacke entledigte, tauchte Melanies Mutter auf. Ihre Augenhöhlen waren dunkel unterlaufen, die ansonsten peinlich gepflegten Haare hingen wirr ins Gesicht. Sie war ungeschminkt und wirkte müde.
    Zunächst stand Christine Schwarz regungslos in der Tür, rieb unruhig ihre Hände, als würde sie diese unter einem imaginären Wasserstrahl waschen. Ihre Blicke trafen kurz auf die des Familienvaters.
    „Tag, Christine“, flüsterte der, ebenfalls zurückhaltend. Seine Jacke rutschte vom Kleiderhaken. „Der Aufhänger ist abgerissen ...“
    „Wie immer ...“ Frau Schwarz griff nach der Jacke und legte sie über die Garderobe. Dann sah sie die Hand, die Hanni Polterer ihr jetzt entgegenstreckte. „Sind Sie seine neue ...?“
    Die

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