FreeBook Nomenclatura - Leipzig in Angst
Schweißtropfen perlten von Englers Haut ab. Er genoss die Ruhe nach dem Stress der vergangenen Tage.
„Dem Hansi scheint das ja ziemlich zu schaffen zu machen, dass ihm sein Freund weggelaufen ist.“
„Sein Freund? Ich dachte der ist verheiratet ...“
„Isser ja auch.“ Uwe hob den Körper wieder ein wenig an. Seine Stimme klang ein bisschen, wie die einer Hausfrau, die gerade Neuigkeiten über ihre Hausbewohner austratschte. „Nee du, Toni. Der führt doch ein Doppelleben, wegen seiner Position im Rathaus. – Aber sprich ihn bloß nicht drauf an, da reagiert der ganz allergisch drauf. Der ist auch nicht bi, der ist schwul. Der müsste mal mit seinem Leben aufräumen. Wegen der Geschichte mit dieser Frau ist ihm ja der kleine Emanuel weggelaufen, der wollte Hansi nur für sich, ist ja auch völlig klar. Und das ist so ein Süßer ... In seinem Alter will man noch eine eigene Familie gründen ...“
„Eine eigene Familie? ...“ Englers Herz stockte. Dr. Hansi Gutmeyer hatte ein Verhältnis mit Emanuel Müller! Allmählich begriff Engler die Zusammenhänge mit dem, was Jutta Polterer ihm berichtet hatte. Engler war zwar sehr naiv, doch nach und nach verstand er auch, wo er gelandet war. Stargayt! Eine Schwulensauna! Hier würde er nie Frauen sehen, auch nicht Montag am Partnertag!
Wie zur Bestätigung seiner Gedanken fühlte Engler plötzlich eine warme Hand zwischen seinen Beinen, die Berührung war so gekonnt, dass sein Penis sofort erigierte und beachtliche Ausmaße annahm.
Gedanken rasten durch Englers Gehirn. Wenn er nicht auffliegen wollte, dann musste er dieses Date vorsichtig beenden. Er griff langsam zu der Hand des Mannes und nahm sie zwischen seinen Oberschenkeln weg. „Ich bin noch nicht so weit ...“
Uwe machte keine weiteren Versuche, er tolerierte Englers Ablehnung. Trotzdem gab er noch ein „Das sieht aber doch schon ganz schön weit aus, Toni.“ von sich.
„Ich geh mich mal abkühlen“, murmelte Toni Engler, stieg noch vorsichtiger über den Herrn und versteckte seinen Stolz notdürftig unter dem Handtuch.
„Wenn du mich brauchst, Toni, ich bin hier. Wenn nicht, ist’s auch nicht so schlimm ...“
Schnell schlüpfte Engler aus der Sauna. Im gefliesten Vorraum kam es ihm nun richtig kalt vor. Er duschte sich ab, atmete tief durch und schlürfte dann zu jenem großen Whirlpool, in dem Gutmeyer noch immer sinnierend saß, mit dem Rücken zu jener Treppe, die hinauf zum Pool führte. Das Wasser war hell beleuchtet, auch hier standen überall Bäumchen in großen Töpfen.
„Darf ich?“, fragte Engler. – Jetzt oder nie!
Gutmeyer schaute nach oben und lächelte angesichts des gutgebauten Kriminalassistenten. „Aber bitte.“ Das war der erste hier, der nicht nach Englers Namen fragte.
Der legte das Handtuch ab und glitt gemächlich in das klare Wasser. Gutmeyer ließ keinen Blick von ihm. Im Pool war mächtig Bewegung. Engler hielt sich am Rand fest und ließ die Beine im Wasser treiben. Er befand sich genau gegenüber von dem Münchner, beider Füße berührten sich mitunter.
„Ich bin Toni.“
„Toni ... Ich hab dich hier noch nie gesehen. Ich bin Hansi.“
„Ich hab erst vor ein paar Tagen erfahren, dass es das Stargayte gibt.“
„Bist du allein hier?“ – Das schien eine Anfrage zu sein, die dazu gehörte.
Engler tauchte mit dem Kopf unter Wasser und hörte das laute Rauschen der Düsen. Beim Auftauchen sprach er: „Ja. Ganz allein.“
Nach zwei Minuten meinte Gutmeyer: „Ich auch.“
Der Kriminalassistent bewegte seinen Körper vor den Düsen hin und her. „Schon lange?“
„Was?“
„Schon lange allein?“
„Nu mei, was willst du das wissen?“
„Nur so. Du bist aus Bayern? – Das hört man, am Dialekt ...“
„Seit einer Woche ...“
„Also noch Trennungsschmerzen?“
„Die werden nie weggehen.“
„Du warst so richtig verliebt?“
Gutmeyer ließ den Beckenrand los und war mit einem Zug auf Englers Seite. Ganz dicht kam der an den Jüngeren heran, so dass sich beide Körper immer wieder berührten, was auf Engler jedes Mal wie ein elektrischer Schlag wirkte.
Der Münchner hielt sich wieder am Beckenrand fest. „Das Leben ist hart“, raunte Gutmeyer. „I leb mit einer Frau zusammen, eine Zweckgemeinschaft, verstehst du, ich kann es mir in meinem Job nicht leisten, schwul zu sein.“
„Och nö, ich kenne aber einige, die es trotzdem geschafft haben ... Man muss nur den richtigen Mut aufbringen. Entweder – oder. Hat er jetzt
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