FreeBook Sex-mal um den ganzen Globus - Ueber das Liebesleben der Voelker Ein Ethno-Bericht
Kandidaten das Thema Geburtenregelung immer wieder auf. Mit Erfolg, denn der Stadtstaat Singapur gehört heute zu den Industrienationen Südostasiens und hat eine Geburtenrate, die der Westeuropas vergleichbar ist. „Verzichtet auf Kinder, denn ihr braucht sie nicht“, war die Botschaft des Bürgermeisters auch noch nach der Wahl. Seine Begründung war in etwa: Kinder, die in vielen Teilen Asiens heute noch als billige Arbeitskräfte gelten, verlieren als solche an Bedeutung, denn es fällt immer weniger unqualifizierte Arbeit an. Eine moderne Industriegesellschaft braucht keine Hirtenjungen. Auch das Sammeln von Holz und Dung als Brennmaterial entfällt mit der zunehmenden Zahl an Zentralheizungen. Selbst weiterhin landwirtschaftlich geprägte Gebiete können auf unkrautjätende Kinder verzichten. Herbizide, auch in der Landwirtschaft der dritten Welt, erledigen die Arbeit. Die Kernaussage des Bürgermeisters von Singapur an sein Volk war: „Was ihr braucht sind gut ausgebildete Büroangestellte. Ausbildung kostet aber Geld, das ihr höchstens einem Kind gewähren könnt. Also, nicht Altersabsicherung durch mehrere unqualifizierte Kinder, sondern Altersabsicherung durch wenige hochqualifizierte. Auch bei der Ausbildung der Mädchen lohnt es sich, auf ihre Bildung zu achten, selbst wenn die Frau niemals arbeiten sollte. Je besser die Ausbildung der Braut, desto größer die Chance, einen reichen Bräutigam für sie zu finden.
Doch die Bevölkerungspolitik Singapurs ging noch einen Schritt weiter. Wenn sich überhaupt jemand vermehren sollte, dann nicht die Dummen und Armen, sondern die Reichen. Entsprechend war die Gesetzgebung des Stadtstaates. Während es Sanktionen für arme Familien mit mehr als einem Kind gab, gab es für die Wohlhabenden Vergünstigungen für Kinderreichtum.
Weit praktischere Mechanismen der Geburtenkontrolle sind konkrete Methoden der Empfängnisverhütung. Im mittelalterlichen Europa war das Einführen von Leinenstreifen in die Vagina verbreitet. Später entwickelte man noch eine Verbesserung dieser rein mechanischen Samenblockade vor der Gebärmutter. Die Stoffstreifen wurden zusätzlich in Gerbsäure getränkt, was sich auf Sperma toxisch auswirkt. Manche Stämme Südamerikas verwenden heute noch Grasbüschel und machen Zitrusspülungen nach dem Geschlechtsverkehr. Doch Spülungen gehören schon zum Komplex der nachbeugenden Empfängnisverhütung, die zu einem späteren Zeitpunkt behandelt wird. Ebenfalls aus Südamerika stammt der Prototyp für den Pessar, das Kondom für die Frau. Dabei handelt es sich um die elastische Hülse einer Frucht, die als Penisköcher in die Scheide eingeführt wird.
Auf der anderen Seite der Weltkugel verhindern die Aborigine-Frauen durch Scheidenkontraktionen die Einnistung von Sperma. Sie sollen sogar nach dem Koitus das Sperma aus der Scheide wieder auspressen können.
Es kann nicht Zweck dieses Kapitels sein, sich mit sämtlichen Kontrazeptivas zu beschäftigen. Aber eine Bemerkung zu einem ebenso modernen wie antiken Verfahren sei erlaubt. Jeder kennt es, die meisten haben es auch schon praktiziert – die Rede ist vom Coitus interruptus. Erstmals beschrieben wurde er in einem indischen Liebeslexikon vergangener Jahrtausende. Das interessante am Coitus interruptus ist, daß er von den Indern ebenso als Verhütungsmethode wie auch als „Weg zum guten Sex“ angesehen wird.
Auch das Jahrhunderte später aufgestellte Liebessystem des Tao argumentiert in diese Richtung: Der Mann, der beim Sex gibt, müsse sich zurückhalten. Denn jede Ejakulation schwäche ihn. Mit dem Samen geht ein Teil der männlichen Kraft auf die Frau über. Hemmungsloser männlicher Sex wäre also mit Machtverlust beim Mann und Machtgewinn bei der Frau verbunden. Der Orgasmus der Frau wiederum stärke beide – Mann und Frau.
Die Kunst des wahren Liebhabers besteht also nach Tao darin, seine Partnerin und sich selbst zu befriedigen, ohne aber dabei zum Orgasmus zu kommen. Der Gedanke mag für viele Frauen verführerisch klingen. Ende der 60er Jahre, dem Zeitalter der Blumenkinder, haben sich Taos Vorstellungen auch im Westen herumgesprochen. Tausende von sexuell motivierten Männern versuchten seither ihr Bestes auf dem Weg zum orgasmusfreien Höhepunkt. Schon bald begannen sich die Frauen zu wehren. Denn ohne einen sichtbaren Orgasmus des Mannes blieben sie noch unbefriedigter.
Auf indische Weisheit geht die Kunst der Masturbation zurück. Sie wäre wohl das effektivste
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