FreeBook Sklavin in Gefahr
Reizes ausmachte. Damit hatte er Recht. Aber jetzt war auch Tylor McGayle geheimnisumwittert. Das gefiel Vicky nicht. Seine Normalität und Menschlichkeit waren wie ein Strohhalm gewesen.
Wer war Tylor McGayle überhaupt?
Es dämmerte bereits und so machten sich Victoria und Tylor auf den Weg zurück zur Hütte. Einen kurzen Moment lang erwog Vicky ernsthaft, mit dem Schneemobil zu flüchten, doch dazu fehlte ihr der Mut. Außerdem war sie viel zu neugierig auf das, was noch kommen würde. Und nicht zuletzt kannte sie sich in den Rocky Mountains überhaupt nicht aus. Nicht einmal zur Hütte hätte sie alleine gefunden. Für sie sahen alle Bäume gleich aus. Der Neuschnee machte es nicht leichter, weil er alle Spuren verwischte. Obwohl sie in der unmittelbaren Nähe der Rockies aufgewachsen war, hatte sie nie Wandertouren mit ihrem Vater gemacht. Ihre Eltern hatten sie auch nie als Kind in Waldcamps geschickt. In Boulder kannte sie jeden Stein. Die Geräusche der Stadt waren ihr vertraut. Hier erschrak sie bei jedem Heulen des Windes, weil sie befürchtete, Wölfen zu begegnen.
Die eigentliche Motivation, brav hinter Tylor herzufahren, war jedoch ihre Hoffnung. Sie hoffte nach wie vor, dass ihre Bedenken unbegründet waren und Tylor sich wider Erwarten doch als ihr Traummann entpuppte. Sie hatte ihm ihr Herz geschenkt. Noch viel mehr. Sie hatte sich ihm geöffnet, hatte ihre Seele entblößt wie nie zuvor einem anderen Menschen. Nun musste sie herausfinden, ob Tylor Clara wirklich gekannt hatte, und wenn ja, was die beiden verband.
Vicky suchte in Gedanken nach einem Plan, als die Hütte in Sichtweite kam. Sie würde äußerst vorsichtig vorgehen müssen. Tylor auszufragen, war gescheitert. Viele Möglichkeiten besaß sie nicht. Zudem machten ihr die eigenen Gefühle einen Strich durch die Rechnung. Ihre Vernunft schrie, sie solle das Weite suchen. Aber ihr Herz band sie immer noch an Master Ty. Sie betrachtete ihn, wie er stolz und aufrecht auf seinem Schlitten saß, und dachte, dass er gar nicht wie der Teufel in Person aussah.
Plötzlich fing ihr Schneemobil zu stottern an. Victoria sah nach unten und betätigte den Daumengashebel einige Male. Zuerst reagierte das Gefährt nicht, dann schoss es unvermittelt nach vorne.
Tylor rief ihr zur: «Keine Sorge, es ist alles in Ordnung! Der Tank ist so gut wie leer, aber wir sind ja gleich da!»
Ihm ging es mit seinem Mobil nicht besser. Den Rest der Strecke legten sie mehr schlecht als recht zurück. Sie hatten gerade die Hütte erreicht, als die Maschinen abstarben. Vergeblich versuchte Tylor, sie noch einmal zu starten, doch sie reagierten nicht. Mühsam musste er die schweren Teile das letzte Stück in den Schuppen schieben.
Nachdem er den Verschlag verriegelt hatte, wandte er sich Vicky zu und legte ihr seine behandschuhten Hände an die Wangen. «Du siehst halb erfroren aus. Husch, husch, ins warme Körbchen, Chienne!»
Tylor machte einen ehrlich besorgten Eindruck, und einmal mehr wunderte sich Victoria. Der freundliche Arzt entpuppte sich als zwielichter Sadist. Aber er verhielt sich weder niederträchtig noch brutal, sondern handelte immer noch nach den Gesetzen der Lust. Seine liebenswürdige Art verwirrte sie, schon immer, aber jetzt umso mehr. Lag die gereizte Atmosphäre in Wirklichkeit nur an ihr? Waren seine Andeutungen bezüglich Clara nur Teil des Spiels, damit ihre harte Schale endlich aufbrach und sie ihm von den schlimmen Ereignissen berichtete?
Als Tylor sie zu sich zog und zärtlich küsste, wurden ihre Knie weich.
«Du bist ja schon unsicher auf den Beinen», hauchte er. «Geh schnell rein. Gleich wird es dunkel und dann sinken die Temperaturen noch weiter.»
Sie fror tatsächlich, aber sie zitterte aus einem anderen Grund. Verstört ging sie hinter Tylor her, betrat die vereiste Veranda und wäre beinahe ausgerutscht. Augenblicklich packte er ihr Handgelenk und half ihr in die Hütte.
Wohlige Wärme umgab sie, obwohl nur die beiden elektrischen Öfen heizten. Dennoch machte sich Tylor daran, das Feuer im offenen Kamin neu zu entfachen, setzte Teewasser auf, während Vicky kurz in die Toilette verschwand, dann zog er sich im Schlafzimmer um.
Er deutete mit dem Kopf auf ihren Anzug und sagte sanft: «Meinst du nicht, du solltest wieder ins Evakostüm schlüpfen, wie es sich für eine Sklavin gehört?»
Vicky nickte stumm und blieb stehen. Das erste Mal, seit sie ihn kannte, wollte sie sich nicht vor ihm ausziehen. Durch ihre
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